Fußball

Zum 70. Geburtstag von Herbert Prohaska 70 Geschichten über Prohaska – Tag 4

70 Geschichten Herbert Prohaska 70 Geburtstag

Am 8. August feiert Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer, der letzte Teamchef, mit dem sich Österreich für eine Weltmeisterschaft qualifizierte, seinen 70. Geburtstag.  Sie können bis zum Ehrentag täglich eine Geschichte aus dem Leben von Herbert Prohaska, insgesamt 70, lesen.

Austria wollte Prohaska sofort kaufen. Er setzte seinen Wunsch durch, vorerst nur verliehen werden. Wieder spielte die Angst, sich nicht durchsetzen zu können, eine Rolle. Als Leihspieler hätte er zu Ostbahn zurückkehren können, als Austrianer wäre das unmöglich gewesen. Nach einem halben Jahr wurde er doch verkauft. Die konkrete Summe weiß er bis heute nicht, es soll eine halbe Million Schilling gewesen. Knapp 40.000 Euro. Ostbahns Obmann Paul Gross bestand jedoch auf einer Klausel, wonach Ostbahn an einem möglichen Weiterverkauf mit einigen Prozent beteiligt wird. Austria-Boss Joschi Walter meinte generös: „Na gut, kriegst halt dreißig Prozent!“ Neun Jahre später wusste er, dass er dies besser nicht gesagt hätte.

Im Juni 1972 kam Prohaska erstmals zum Austria-Training. Nach einem Italien-Urlaub mit seiner späteren Gattin Elisabeth, die er mit 16 in der Wiener Disocthek „Tiffany“ kennengelernt hatte.. Die sah von ihrer Wohnung in Simmering auf den Ostbahn-Platz und den spindeldürren Prohaska in engen Röhrljeans und Cowboystiefeln oft zum Training gehen, entschied sich für ihn, als er noch kein Star war. Der damalige Austria-Regisseur Ernst Fiala, der den Spitznamen „Dralle“ hatte, begrüßt den Neuzugang mit der Frage: „Bist mit dem Pferd da?“ Die stellte er wegen des Gewands, das Prohaska trug. Vor „Dralle“ , einem passionierten Fischer, hatte der junge Prohaska Riesenrespekt. Später entwickelte sich eine Freundschaft, die bis zu Fialas frühen Tod im Jahr 2006 hielt. Prohaskas erstes Trainingslager mit der Austria war am westlichen Stadtrand von Wien in Purkersdorf. Nach vier Tagen brach er zusammen, wollte flüchten. Krieger hielt ihn davon ab. Trainer Karl Stotz hatte die Angewohnheit, in Trainingsspielen immer die Mannschaft beginnen zu lassen, mit der er für die Meisterschaft plante. Vor der Saison spielte Prohaska nie von Beginn an. In der ersten Runde gegen Wacker Innsbruck auf dem Sportklub-Platz in Hernals wurde er schon nach einer halben Stunde eingewechselt. Nach dem 2:2 stand über Neuerwerbung Prohaska in den Medien zu lesen: ein typischer Austria-Spieler, einer mit Spielwitz und superber Technik. Alles noch im Rohzustand!“

Seine erste Auslandsreise mit der Austria ging nach Bulgarien. Zum UEFA-Cup in die trostlose Stadt Stara Zagora. Trostlos war auch das Match, Austria verlor 0:7, Prohaska war heilfroh, nicht eingewechselt zu werden. Ein gewisser Petar Petkov, der Jahre später zu Austria wechseln sollte, trat fünfmal: Dreimal beim 7:0, zweimal beim 3:1 in Wien. Sein erste Meisterschaftstor erzielte Prohaska in der vierten Runde im Lehener Stadion zum 2:1-Sieg über die Salzburger Austria. Während seiner ersten Austria-Saison arbeitete Prohaska weiter als Mechaniker-Lehrbub, war noch juniorenberechtigt, wurde beim traditionellen Hallen-Weihnachtsturnier für Junioren in der Halle Hyegasse im dritten Bezirk zum besten Spieler gewählt. Ohne den verletzten Fiala gewann die Austria mit dem Teenager-Mittelfeld Daxbacher, Prohaska und Bedenkovits in der gefürchteten Grazer Gruab´n  gegen Sturm 5:0.

Schon in der ersten Saison erlebte Prohaska die etwas eigenartige Tradition der Austria in Sachen Trainerwechsel. Nach einem 1:2 zum Frühjahrsauftakt in Innsbruck wurde Stotz entlassen. Nachfolger wurde einer, der Jahre zuvor mit Milan und Benfica Lissabon europaweit für Furore gesorgt hatte, aber schob über 75 Jahre alt war: Bela Guttmann, der öfters zum Training mit Mantel, Hut, Laufschuhen und Schirm erschien. Zum Glück war Sepp Pecanka, ein Experte in Sachen Nachwuchs, als Co-Trainer an der Seite Guttmanns, der ihn in seinem ungarisch-jüdischen Ton „Pecanek“ nannte. Am Ende reichte es in der Sechzehnerliga nur zu Rang zehn, in der letzten Runde spiele sich ein Drama in der Familie Prohaska ab: Sein Vater Alfred war ein großer Vienna-Fan, nahm ihn als Kind fast zu jedem Heimspiel auf die Hohe Warte mit. Auf den Stehplatz hinter dem Tor. Dann verurteilte Prohaska mit der Austria die Vienna durch ein 1:0 zum Abstieg, erzielte überdies das Tor. Ein bitterer Tag für den Vater. Der Großvater, der nicht mit dem ältesten Fußballklub Österreichs sympathisierte, sah das ganz anders. Von ihm bekam Prohaska quasi als Belohnung hinter dem Rücken des Vaters einen 100 Schilling-Schein.

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