Fußball

Zum 70. Geburtstag von Herbert Prohaska 70 Geschichten über Prohaska – Tag 57

70 Geschichten Herbert Prohaska 70 Geburtstag

Am 8. August feiert Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer, der letzte Teamchef, mit dem sich Österreich für eine Weltmeisterschaft qualifizierte, seinen 70. Geburtstag.  Sie können bis zum Ehrentag täglich eine Geschichte aus dem Leben von Herbert Prohaska, insgesamt 70, lesen.

Frank Stronach hatte im Winter den Kauf des Tschechen Patrik Jezek möglich gemacht. Nur brachte der leider nicht so gute Leistungen wie zuvor beim FC Tirol. Sieben Runden vor Schluss gab es daheim nach katastrophaler Leistung ein 2:5-Debakel gegen SW Bregenz. Austria lag nur auf Platz fünf, hatte 17 Punkte Rückstand auf Tabellenführer FC Tirol. Danach bat Andreas Rudas, der zu dieser Zeit Bundesgeschäftsführer der Sozialistischen Partei Österreich war, bei der Austria als Vizepräsident die Interessen von Sponsor Stronach vertrat, Prohaska zum Gespräch. Erklärte ihm, sein Rauswurf sei beschlossene Sache. Er solle aber erst nach Saisonende erfolgen. Daheim in der „Villa Elisabeta“ in Kierling dachte Prohaska nochmals über die Sache nach, fragte sich, welche Autorität er noch bei den Spielern hätte, wenn die wüssten, dass er in ein paar Wochen sicher weg ist? Eine Runde später verlor die Austria beim Namensvetter aus Salzburg 1:2, ehe am 29. April 2000 der 2:0-Heimsieg gegen den GAK vor 2861 Zuschauern gelang. Es sollte das letzte Spiel in Prohaskas Trainerkarriere sein.

Danach folgte wieder ein Gespräch mit der Klubführung. Prohaska schlug vor, nach dem nächsten Derby gegen Rapid abzudanken. Diesmal war auch Präsident Georg Sattler dabei, als Rudas im Auftrag von Stronach das Ultimatum an Prohaska stellte: Entweder macht er die Saison fertig oder muss gleich gehen.  Zudem dürfe Peter Stöger nicht mehr spielen. Aber die Austria hatte nicht einmal zu einem schwächelnden Stöger eine Alternative. Für Prohaska, der sich von Rudas sagen lassen musste, dass bei ihm kein Spielsystem zu erkennen sei, kam überhaupt nicht infrage, Befehle von der Klubführung in Sachen Aufstellung zu bekommen. Er entschied sich, sofort aufzuhören. Danach erhielt Sattler von Rudas den Auftrag, den Rauswurf dem wartenden ORF-Team mitzuteilen. Er musste alles so formulieren, wie es Rudas vorher sagte. Dann wurde es peinlich, als  Rudas wenige Meter neben Sattler mithörte, um zu kontrollieren, dass Präsident sich brav an die Befehle hält.

Wenige Tage später beging Sattler ein verbales Foul an Prohaska, das er ihm nie verzieh. Bei den Vertragsgesprächen mit Sattlers Vorgänger Rudolf Streicher lehnte Prohaska den offerierten Einjahresvertrag, den Streicher mit Austrias maroden Finanzen begründete, ab. Machte seinem Herzensklub aber ein großzügiges Angebot: Sollte er bei einem Zweijahresvertrag wegen ausbleibender Erfolge beurlaubt werden, müsste der Verein vom zweiten Jahr nur sechs Monate zahlen. Als Prohaska Abschied perfekt war, verkaufte Sattler diese Klausel als genialen Einfall der Austria. Der Zornpegel war noch hoch, als Prohaska von Sattler höre, dass es noch andere Positionen im Verein für ihn geben könnte. Die Antwort war nicht diplomatisch: „Deinen Posten würde ich nicht einmal gegen Bezahlung annehmen!“ Aber es war die Wahrheit. Sattler hatte nichts zu bestimmen.

Friedl Koncilia bat Prohaska später, er solle ihm nicht böse sein, weil er nur Stronachs Auftrag ausführte. Das ließ Prohaska nicht als Entschuldigung durchgehen. Der Wahnsinn sollte kein Ende haben: Eineinhab Jahre später nahm Stronach mit Prohaska wieder Kontakt auf. Vorerst nicht direkt. Er schickte einen prominenten Vermittler vor: Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky, der damals zum Aufsichtsrat von Stronachs Magna-Konzern gehörte.

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