Fußball

Zum Abschied von Kapitän Mühl Dreifachbelohnung für Austria

Mit dem ersten Sieg gegen Austria Lustenau, der mit 5:0 (1:0) zugleich der höchste der ganzen Saison war, sicherte sich die Wiener Austria Sonntag vor 12.000 Zuschauern in der Generali Arena den letzten Europacup-Platz. Violett Austria wird am 27, Juli, noch vor der ersten Runde zur Bundesliga 2023/24 in die zweite Qualifikationsrunde zur Conference League einsteigen, erfährt den Gegner am 21. Juni, muss drei Hürden nehmen, um in die Gruppenphase zu kommen. Das wusste Austrias Trainer Michael Wimmer erst, als ihm dies mitten in der Siegesfreude gesagt wurde. Zuvor interessierte ihn nur das Spiel.

Das eigentlich mit einer Szene schon früh nach 17 Minuten entschieden wurde. Als Lustenaus Abwehrchef Jean Hugonet, der Donnerstag beim 1:1 im Reichshof-Stadion Manfred Fischers Schuss unglücklich zu Austrias Ausgleich abgefälscht hatte, mit dem Fuß den in seinem Rücken gestarteten Nikola Dovedan im Gesicht traf, gab es knapp vor dem Strafraum Freistoß, zeigte Schiedsrichter Manuel Schüttengruber Hugonet die gelbe Karte.  Doch dann meldete sich VAR Alexander Harkam, schickte Schüttengruber zum On Field Review. Dabei schloss sich Schüttengruber Harkams Meinung, Hugonet habe mit dem Foul eine klare Torchance verhindert, an und verwandelte die gelbe in eine rote Karte. Sicher eine harte Entscheidung. Aus dem Freistoß, den der gefoulte Dovedan schoss, fiel die Führung. Lustenaus Keeper Dominik Schierl wehrte an die Stange ab, Fischer verwandelte den Abpraller. Apropos Dovedan, den Wimmer zum Saisonfinale erstmals nach sieben Partien in die Startelf stellte: Hätte er öfters so gespielt wie Sonntag, hätte es sicher eine  Vertragsverlängerung gegeben. Er zeigte zu spät auf.

Fischers zweites Play-off-Tor gegen Lustenau war der Dosenöffner. In der ersten Minute der zweiten Hälfte jubelte er über sein drittes (Bild). Damit war alles gelaufen, wusste Lustenau, dass nichts mehr zu holen war, ergab sich. Daher kam auch Haris Tabakovic, der vor der Pause mitunter an seine  „Herbstform“ erinnerte, nach Idealpass von Dovedan zu seinem 18. Saisontor, belegte Platz zwei der Schützenliste hinter Guido Burgstaller. Rapids Kapitän ist mit 21 Treffern in 32 Runden endgültig der erste österreichische Schützenkönig seit Austrias Philipp Hosiner vor zehn Jahren in der letzten violetten Meistersaison, der damals 32 Tore in 36 Spielen erzielte.

Nach Tabakovic machten sich im Finish auch noch die violetten Joker bemerkbar: Zunächst traf Dominik Fitz nach Assist von Andreas Gruber, drei Minuten später war es umgekehrt. Ende gut, alles gut für Violett:“Wir sollen die drei Qualifikationsrunden als Dreifachbelohnung sehen, nicht als Dreifachbelastung“, mahnte Sportvorstand Jürgen Werner im Sky-Interview, „es muss auch das Gejammere über das zu schlechte Budget aufhören“. Für das, wie er eingestand, teilweise auch er „zuständig“ gewesen war. Werner lieferte auch für die von Sportchef Manuel Ortlechner vorhergesagten „Ankündigungen.“ Es gab zwei: Die Austria-Zeit von Kapitän Lukas Mühl, Dovedan und Georg Teigl ist vorbei, mit Ortlechner geht es weiter. Darauf einigten sich Werner und Ortlechner per Handschlag schon vor einiger Zeit. Präsident Kurt Gollowitzer hielt sich aus der Entscheidung raus: In sportlichen Dingen lässt er Werner freie Hand.

Die Entscheidung zu Mühls Abschied fiel in beiderseitigem Einvernehmen. Mühl sucht in seiner Heimat Deutschland eine neue Herausforderung. Werner argumentierte, dass man mit Mühl, den er ungern ziehen ließ, Tormann Christian Früchtl, Marvin Martins, dessen Vertrag verlängert wurde, Lucas Galvao und Matan Baltaxa fünf Legionäre für die Defensivabteilung „verbraucht“ hätte. Eindeutig zu viele, denn die Einnahmen aus dem „Österreicher-Topf“ sind aus finanziellen Gründen weiter ein Muss. Das Interesse am ablösefreien Tin Plavotic von Absteiger Ried als Mühl-Ersatz dementierte Werner nicht. Keine Diskussion wird es über den Nachfolger von Mühl als Kapitän geben: Sein bisheriger Stellvertreter Fischer.

Foto: Mario Urbantschitsch.

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