Fußball

Zweimal Elfmeterkrimi: Tränen bei Neymar, Jubel bei Messi

Dramatischer hätte das WM-Viertelfinale nicht beginnen können: Zweimal Nachspiel, zweimal Entscheidung im Elfmeterschießen. Danach Brasilien mit seinem Topstar Neymar in Tränen (Bild oben), weil zum dritten Mal hintereinander für ihn das Viertelfinale die Endstation bedeutete. 2014  bei der Heim-WM durch die beim Sieg gegen Kolumbien erlittene Verletzung, 2018 in Russland durch das 1:2 gegen Belgien, Freitag gegen Kroatien durch das 2:4 im Elferdrama. Trotz 1:0-Führung im Nachspiel durch Neymars Traumtor im Nachspiel nach einem „Sambaslalom“. Aber die hielt nur zwölf Minuten. Drei Minuten vor Ende bedeutete ein durch Marquinhos abgefälschter Schuss von Bruno Petkovic den Ausgleich. Daher Elfmeterschießen mit dem zweiten Happy End für Kroatien. So wie im Achtelfinale gegen Japan. Damit strafte der Vizeweltmeister alle Lügen, die ihm nicht zugetraut hatten, auch gegen Brasilien ins Elfmeterschießen zu kommen. Die „Selecao“ verpasste wieder ihren sechsten Titel.

Dienstag treffen die Sieger der Elfmeterdramen, Kroatien und Argentinien, im ersten Semifinale aufeinander. Argentinien führte gegen Holland nach 73 Minuten 2:0, verspielte die Führung, kassierte in der elften Minute das Nachspielzeit das 2:2. In der Nachspielzeit waren die Argentinier klar besser, traf in der 121 Minute durch Enzo Fernandez die Stange. Aber sie gewannen das Elfmeterschießen 4:3. Riesenjubel bei Topstar Lionel Messi über den verdienten Aufstieg.  Zum zweiten Mal erreichte der Kapitän das Semifinale, die Chance auf seinen ersten WM-Titel lebt weiter. Zugleich ein bitteres Ende der Trainerkarriere für Louis van Gaal. Er war auch Holland Teamchef, als Orange 2014 in Brasilien im Semifinale an Argentinien im Elfmeterschießen gescheitert war. Die offene Rechnungskrone nicht beglichen werden.

Was soll man noch zu den Kroaten sagen? Sie überraschen immer wieder. Österreich war heuer die einzige Mannschaft, die Kroatien besiegen konnte. Beim Start in die Nations League. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, bei Kroatiens  0:3 vor sechs Monaten in Osijek fehlten sechs Mann in der Startformation, die im WM-Viertelfinale  begannen. Darunter die herausragenden Innenverteidiger Dejan Lovren und Josko Gvardiol sowie Kapitän Luka Modric. Der entscheidende Mann, dass Kroatien überhaupt ins Nachspiel und Elfmeterschießen kam, war Tormann Dominik Livakovic. Mit acht herausragenden Paraden, die bisher keinem anderen Tormann bei der WM gelangen,  hielt er das „zu null“ bis zur 105. Minute fest. An ihm verzweifelten Brasiliens Stürmer Raphinha, Vinicius Junior und Richarlison. Alle wurden ausgetauscht. Erst als Neymar Livakovic überspielen konnte, schien der Bann gebrochen. Aber Kroaten geben nie auf, daher erzwangen sie den Ausgleich. Der nach 72 Minuten eingewechselte Petkovic traf nach Pass von Mislav Orsic, der erst drei Minuten im Spiel war. Eine Kombination von Dinamo Zagreb-Spielern. Livakovic, bereits gegen Japan Kroatiens Elferheld, hielt auch Brasiliens ersten Penalty von Rodrygo. Die ersten vier Schützen der Kroaten, die Joker Nikola Vlasic und Lovro Majer sowie Modric, bezwangen Alisson Becker. Bei 4:2 traf Marquinhos die Stange. Zunächst sein Pech bei Kroatiens Ausgleich, dann der vergebene Elfmeter. Es flossen viele Tränen, bei den Fans. Grenzenloser Jubel bei den Kroaten. Auch auf der „Kroaten-Meile“ in Wien.

Somit bleibt Argentinien Südamerikas letzte Hoffnung auf den Titel. Dank Messi. Er gab mit einem Traumpass den Assist zur Führung durch Rechtsverteidiger Nahuel Molina nach 35 Minuten, verwandelte nach 73 Minuten souveränen einen Elfmeter. Aber dann schien van Gaal mit seinen Jokern Glück zu haben. Vor allem mit Wout Weghorst, der bis Jänner 2021 Jahres ein Spieler von Oliver Glasner bei Wolfsburg vor, nach 79 Minuten eingewechselt wurde. Vier Minuten später köpfte er nach einem Freistoß des zur zweiten Hälfte gekommenen Steve Berghuis das 1:2. Rudelbildungen zeigten, wie hitzig das Spiel dadurch wurde. Holland belohnte sich praktisch in der letzte Sekunde, als Weghorst einen genialen Freistoßtrick mit links abschloss. Die Entscheidung musste im Elfmeterschießen fallen.

Holland Kapitän Virgil van Dijk vergab den ersten, Messi brachte Argentinien in Führung. Dann scheiterte auch Berghuis am 1,95 Meter großen argentinischen Tormann Emiliano Martinez, Legionär in England bei Aston Villa. Der 30 jährige hatte letztes Jahr Argentiniens Triumph in der Südamerika-Meisterschaft möglich gemacht, als er im Semifinale gegen Kolumbien drei Penaltys hielt. Argentinien führte 2:0, als mit Tein Koppmeiners der erste Holländer seinen Elfmeter verwandelte. Bei 3:2 schoss Pechvogel Martinez neben das Tor, Routinier Luuk de Jong glich aus. Dann machte Inter Mailands Torjäger Lautaro Martinez als letzter argentinischer Schütze alles klar. Damit lebt Messis Titeltraum. Zerstört ihn Kroatien? Wer Brasilien ausschaltet, kann auch Argentinien in die Knie zwingen. Die kroatischen Zeitungen, die vor dem Viertelfinale die Mannschaft als einen Schatten von 2018 kritisierten, müssen ihre Meinung revidieren.

 

Foto: FIFA.

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