Fußball

22 Minuten sogar noch besser als beim EM-Sieg gegen Holland

Seit Sonntagabend ist Österreichs Fussballteam für viele Fans sicher „weltmeisterreif“. Wegen der Gala zum 5:1 (1:1) in der Nations League B vor 16.500 Zuschauern im Linzer Stadion, mit der die Tabellenführung übernommen wurde. Der Kurs in Richtung Aufstieg stimmt. Der erste Heimsieg gegen Norwegen seit 45 Jahren fiel überragend aus. Vor allem die 22 Minuten, in der vor dem Fansektor vier Tore von 1:1 auf 5:1 fielen, die letzten drei per Kopf. In denen spielte Österreich sogar noch besser als beim 3:2-Sieg über Holland bei der Europameisterschaft in Berlin, der als Maß aller Dinge gilt. Damit erzielte Ralf Rangnicks Team innerhalb von vier Tagen neun Tore. Da kann man nur den Hut ziehen.

Der Teamchef stellte gegenüber dem 4:0 gegen Kasachstan an drei Positionen um. Wie angekündigt kam Patrick Pentz statt Alexander Schlager ins Tor, Philipp Mwene für den gesperrten Alexander Prass als Linksverteidiger in die Viererabwehr. Nicht unbedingt zu erwarten war Marko Arnautovic statt des am Donnerstag von Rangnick gelobten Junior Adamu als Stürmer. „Du musst das richten“, sagte Rangnick Sonntagvormittag zum 35-jährigen Kapitän, der sein 120. Länderspiel bestritt. Schon nach sieben Minuten bestätigte der Inter Mailand-Legionär den Teamchef, als er mit einem Prachtschuss aus 16 Metern unter die Latte traf. Sein erster Treffer aus dem Spiel seit dem 3:1 gegen Schweden in Stockholm am 12. September 2023 in der EM-Qualifikation. Eine Minute zuvor traf Norwegens Kapitän Erling Haaland die Stange. Statt 0:1 stand es 1:0. Sicher ein Schlüssel zum Feuerwerk der zweien Hälfte mit den drei Kopftroen in Serie, die eine Premiere in Österreichs Länderspielgeschichte bedeuten dürften.

Zur Pause wurden noch Erinnerungen an das Scheitern im EM-Viertelfinale gegen die Türkei wach. Denn der Ausgleich Norwegens fiel ähnlich wie die zwei Treffer der Trken: Diesmal wurde nach einem Freistoß von Dortmund-Legionär Julian Ryerson nicht gut verteidigt, sah der ansonst fehlerlose Pentz nicht gut aus, was Alexander Sörloth per Kopf nützte. Bitter. Aber nach der Pause legte Österreich so richtig los. Nach zwei kurzen Ausfällen des Flutlichts gab es kein Halten mehr. Als Innenverteidiger Andreas Hanche-Olsen, Legionär bei Mainz, sich in den Weg des überragenden Christoph Baumgartner zum Tor warf, zeigte der ungarische Referee Tamas Bognar auf den Elfmeterpunkt.  VAR Istvan Vad sah darin keine schwere Fehlentscheidung. Arnautovic verwandelt, sein zehnter Doppelpack im Teamdress, der erste seit dem 3:1 in Schweden, Jetzt hält er bei 39 Treffern in 120 Länderspielen. Aber trotzdem: Baumgartner stand über allen in einer Mannschaft, in der die unauffälligsten Spieler wie Gernot Trauner, Romano Schmid und Konrad Laiemr (beide vor der Pause) noch besser als nur Durchschnitt waren.

Neun Minuten auf das 2:1 folgte das 3:1. Wie gegen Kasachstan traf Philipp Lienhart, Österreichs derzeit bester Abwehrspieler, nach einer Ecke von Schmid per Kopf. Der einzige Unterschied: Donnerstag kam der Eckball von der linken Seite, Sonntag von der rechten. Vier Minuten später nützte Bologna-Legionär Rechtsverteidiger eine Flanke des starken Marcel Sabitzer per Kopf zu seinem zweiten Teamtor, dem ersten seit dem Siegestreffer in der Qualifikation zur EM 2020 gegen Slowenien in Laibach vor fünf Jahren. Das erzielte er auch nach einem Eckball (von Valentino Lazaro) per Kopf. Die Krönung war das 5:1 von Michael Gregoritsch, als er erstmals nach der Einwechslung für Arnautovic an den Ball kam. Die perfekte Flanke zum langen Eck kam wieder von links, wieder von Sabitzer, der beim Stand von 1:0 ein Cut erlitt, das am Spielfeld genäht wurde. Dann spielte er mit einem „Turban“ weiter. Das nennt man Härte zu sich selbst. Sicher half auch der Matchplan von Norwegens Teamchef Stale Solbakken. Er wollte Österreich kopieren, aus der Abwehr herausspielen, verzichtete auf lange Bälle. Das ermöglichte Österreich das erfolgreiche Ggeenpressing.

„Drei Kopfballtore gegen die größte Mannschaft der Welt muss man erst einmal erzielen“, freute sich Rangnick. Damit meinte gegen die körperlich größte Mannschaft. Dem Teamchef gefiel, dass trotz klarer Führung nicht zurückgeschaltet, weiter gepresst wurde. Auch das stimmte. Das einzige, was nicht passte: Die Sprechchöre aus dem Fansektor gegen Haaland im Finish, die unter der Gürtellinie waren. Die braucht keiner, störten bei einem Fußballfest. Nach dem Österreich es selbst in der Hand hat, den Aufstieg in die Nations League A zu schaffen. Vor den letzten zwei Spielen am 14. und 17. November haben Österreich, Norwegen und Slowenien je sieben Punkte. Für Baumgartner & Co. sprechen die beste Tordifferenz und das Plus gegen Norwegen in den direkten Duellen. Allerdings muss das erste österreichische Tor und der erste Sieg in Kasachstan (Sonntag in Almaty 0:1 gegen Slowenien) geschafft werden, um beim großen Finale gegen Slowenien (zuvor in Laibach gegen Norwegen) im Wiener Happel-Stadion alles klarzumachen. Das wird nach dem 5:1 sicher voll sein, schon bisher waren an die 20.000 Karten verkauft.

 

 

 

 

Foto: ÖFB/Christopher Kelemen.

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