Am 8. August feiert Herbert Prohaska, Österreichs Jahrhundertfußballer, der letzte Teamchef, mit dem sich Österreich für eine Weltmeisterschaft qualifizierte, seinen 70. Geburtstag. Von heute an können sie bis zum Ehrentag täglich eine Geschichte aus dem Leben von Herbert Prohaska, insgesamt 70, lesen.
Es begann im elften Wiener Gemeindebezirk. In einer Zweizimmer-Wohnung im Gemeindebau in der Hasenleitengasse 5. Die Hasenleiten galt als eine berüchtigte Gegend im Arbeiterbezirk Simmering, fast als eine Art Mini-Chicago. Mit Prohaska Eltern wohnte auch sein Großvater auf zwei Zimmern, bis zum zwölften Lebensjahr schlief Prohaska wegen der Platzknappheit zwischen seinen Eltern. Er konnte kaum richtig gehen, als er schon dem Ball nachrannte. Und immer war sein Vater dabei. Er spielte mit dem Sohn auf der Wiese, bis der vor Müdigkeit nicht mehr weiter konnte, war sein Gegner bei Spielen im Schlafzimmer und sein Trainer, als er mit neun Jahren zum Klub Vorwärts XI auf dem heutigen Simmeringer Platz kam. Er hatte Schuhgröße 34, bekam Fußballschuhe, die ihm um sechs Nummern zu groß waren. Weil einmal zu einem Junioren-Match zu wenige Spieler kamen, gab es die Premiere von Vater und Sohn in einer Elf, die mit 0:6 endete. Mit der Knabenmannschaft wurde er Letzter. Mit nur vier Punkten durch vier Unentschieden, nur sechs erzielten Toren, die alle er schoss. Als Libero. Als er zu Ostbahn, einen anderen Simmeringer Klub wechseln wollte, verweigerte Vorwärts die Freigabe. Also versucht er mit einem falschen Pass unter dem Namen Mikolasch illegal zu spielen. Das flog aber auf. Er war auch wegen seiner Schneckerln unter der Simmeringer Fußballjugend zu bekannt. Erst nach einem halben Jahr bekam er die Freigabe, weil Ostbahn 500 Schilling, das wären heute etwa 37 Euro, für ihn bezahlte.
Sein Vater wurde Jugendleiter bei Ostbahn. Hatte Probleme mit seinem Sohn, der sich zum unberechenbaren Fußball-Lausbub entwickelte, öfters ausgeschlossen wurde (damals geb es im Nachwuchs Zeitausschlüsse über zehn Minuten), trotzig das Spielfeld verließ. Mit 14 beendete er plötzlich die Karriere, weil er Pop-Musiker werden wollte. Als Bassgitarrist der Band „Electric Army“ reichte es zu einem Konzert vor 70 Zuhörern. Da ihm die Eltern aus finanziellen Gründen keine Verstärkeranlage kaufen konnte, gab er den Bitten der Ostbahn-Funktionäre nach, kehrte zurück. Feierte sein Comeback auf der damals berüchtigten roten Erde auf dem Fortuna-Platz in der Döblinger Krottenbachstrasse mit vier Toren zum 6:1. Noch als Jugendlicher kam er in die „Erste“ zu einem Trainer, der sein Talent förderte, aber auch streng war: Rudolf „Cäsar“ Sabetzer, von 1953 bis 1959 Stammspieler im Mittelfeld der Wiener Austria, der 1956 bei seinem Teamdebüt beide Tore beim 2:3 gegen Brasilien erzielt, 1959 zum LASK wechselt, mit dem er als Kapitän 1965 das Double gewann. In der Ära von Teamchef Leopold Stastny war Sabetzer bis 1976 Österreichs Unter 23-Teamchef. Sabetzer verbot Prohaska, an einem Wochenende sowohl in der „Ersten“ als auch im Nachwuchs zu spielen. Mit 15 wurde Prohaska zum ersten Mal mit einer Kampfmannschaft Meister, in der 1. Klasse A. Auf höherer Ebene sollt ihm das später noch achtmal gelingen. Siebenmal in Österreich, einmal in Italien.