Mit dem fünften Sieg in sechs Runden baute Rapid in die Tabellenführung in der Bundesliga weiter aus. Die ersten vier gelangen mit jeweils einem Tor Differenz, der fünfte mit 4:1 (2:0) gegen WSG Tirol gleich mit drei. Damit war es eine Runde für Rapid, weil nach Red Bull Salzburg am Samstag am Sonntag auch Meister Sturm Graz verlor, gegen die Wiener Austria im siebenten Duell hintereinander sieglos blieb, daheim 0:1 (0:1) unterlag. Mitentscheidend für den bisher höchsten Rapid-Sieg: Den zuvor unbesiegten Tirolern fehlt etwas der Mut, um in ihren guten Phasen die Möglichkeiten zum Umschalten konsequent zu nützen. Das könnte auch an der Kulisse gelegen haben – vor 20.222 Zuschauern spielte die jüngste Startelf der Bundesliga zuvor nie. „Rapid hatte mehr Energie“, gab Tirols Trainer Philipp Semlic zu. Derzeit brauchte es mehr als gute Phasen, um aus Hütteldorf etwas mitzunehmen.
Rapid verkraftete den Ausfall des angeschlagenen Norwegers Petter Dahl. Ihn ersetzte bis zur Pause Dominik Weixelbraun, ehe ihn der Australier Marco Tilio ablöste. Rekordeinkauf Tobias Gulliksen begann ebenso wie Kapitän Matthias Seidl und Ercan Kara auf der Bank, hingegen begann der erst Freitag von der WM-Qualifikation mit Kamerun zurückgekehrte Martin Ndzie nach nur einem lockeren Training im zentralen Mittelfeld neben Romeo Amane. Ndzie gewann bis zur Pause die meisten Zweikämpfe, dann war für ihn aus Vorsichtsgründen, wie Trainer Peter Stöger sagte, der Arbeitstag vorbei. Gulliksen ersetzte ihn. Da führte Rapid bereits 2:0, ohne dass WSG Tirol eine Torchance hatte. Der erste Treffer fiel glücklich mit dem ersten Schuss auf das Tiroler Tor von Nikolaus Wurmbrand. Der hätte Tormann Adam Stejskal vor keine Probleme gestellt, dich der Abwehrriese Jamie Lawrence unhaltbar ab. Das vierte Wurmbrand-Tor in der Bundesliga war das erste, das er nicht gegen Wolfsberg erzielte. Das 2:0 fiel knapp vor der Pause, als Claudy Mbuyi nach einem Chip von Amane die Chance zu seinem zweiten Bundesligator nützte.
Der Wechsel von Ndzie und das Anschlusstor von Rapid-Leihgabe Benjamin Böckle per Kopf, den Wurmbrand bei einer Flanke von Marco Boras übersah, kostete Rapid vorübergehend Stabilität. Der Tabellenführer wackele etwas, ohne zu fallen. Stöger reagierte, brachte nach 71 Minuten Kara und Seidl für Wurmbrand und den diesmal diskreten Janis Antiste, damit neuen Schwung. Drei Minuten später fiel knapp vor der Rapid-Viertelstunde das entscheidende 3:1, als nach einem abgewehrten Eckball Cvetkovic aus kurzer Distanz einen Amane-Schuss verlängerte. Danach kletterte er zum Jubel auf eine Werbetafel vor dem Fansektor. Als Draufgabe folgte in der Nachspielzeit aus einer Kombination der Joker das schönste der vier Tore: Ein Energieanfall von Kara in der eigenen Hälfte, perfekter Wechselpass zu Gulliksen, der genau in den Lauf von Tilio spielte. Es folgte das erste Tor eines Australiers in der Bundesliga für Grün-Weiß. Danach stürmte ein jugendlicher Fan auf den Rasen, um ein Selfie mit Cvetkovic zu bekommen. Es gelang ihm.
Stöger fuhr noch aus einem anderen Grund zufrieden nach Hause. Kurz nach Anpfiff traf ihn in der Coaching-Zone der Ball voll im Gesicht, er ging zu Boden, kam mithilfe seiner Assistenten wieder auf die Beine. Danach saß die Brille etwas schiefer als normal: „Es ist beruhigend, dass um mich herum Leute sind, die sich um mich kümmern, wenn ich es brauche. Sie hätten mich ja auch am Boden liegen lassen können!“ Stöger ist immer für einen starken Sager gut: „Wie er die Lage bei Rapid souverän moderiert, ist der große Unterschied zur letzten Saison“, fand Semlic. In der Stöger noch nicht Rapid-Trainer, sondern Sky-Experte war.
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