Es ist sehr schwierig, langfristig zu planen. Den Satz sagte Österreichs Ex-Teamchef Marcel Koller Donnerstag Abend nach dem 3:0 mit dem FC Basel in einem der vier Geisterspiele des Achtelfinales der Europa League bei Eintracht Frankfurt. Am Freitag setzte der Schweizer Verband die Meisterschaft bis 30. April aus. So lang wie nirgendwo anders in Europa. Dies Entscheidung wegen des Corona-Virus nannte der bekannt streitbare Präsident von Sion, Christian Constantin, tödlich für den Sport. 13 Runden und drei Cuptermine fallen nach diesem Plan bei Österreichs Nachbarn aus. In andere Ländern sehen die Reaktionen auf Corona derzeit noch anders aus: In Deutschland, England und Italien Pause bis Anfang April, in Spanien, Holland und Dänemark wie in Österreich vorerst für zwei Wochen Pause, in Frankreich und Portugal bis auf weiteres, Norwegen will die Saison am 15.April starten.
Der Weltverband FIFA bestimmt, dass die Klubs im März und April keine Spieler für Nationalmannschaften abstellen lassen. Damit sind Länderspiele kein Thema mehr. Aber der Fußball ist derzeit ohnehin nur zweitrangig, wie Österreichs Teamchef Franco Foda völlig richtig feststellte. Das am öftesten genannte Szenario vor dem UEFA-Gipfel am Dienstag mit allen 55 Mitglieder-Verbänden heißt Absage der Europameisterschaft zwischen 12. Juni und 12. Juli, diese Zeit nützen, um die nationalen Meisterschaften, eventuell Champions und Europa League zu Ende zu spielen. Es weeden bereits Szenarien entwickelt, wie man im nächsten Jahr Europameisterschaft, Nations League und Qualifikation für die Wüsten-WM 2022 in Katar irgendwie unter einen Hut bringen könnte. Die Absage der Europameisterschaft ist aber nicht mehr als ein brüchiger Strohhalm. Zuerst muss der Virus weg, erst danach kann man Planspiele anstellen, wie es weiter geht.
Wann immer die für Dienstag abgesagte Klubkonferenz von Österreichs Bundesliga stattfinden wird, um festzulegen, wie es weiter geht, sie droht zur Zerreißprobe zu werden. Denn es wird zwischen den zwölf Vereinen verschiedenste Interessen zu den vielen Fragen geben. Das liegt in der Natur de Sache. Es wird darum gehen, ab wann weitergespielt wird.Ob mit oder doch ohne Zuschauer als letzte Rettung. Oder was bei einem Abbruch der Saison ohne neuen Mister passiert. Welche Klubs für den internationalen Bewerb gemeldet werden, ob der Tabellenstand nach den 22 Runden des Grunddurchgangs dafür gewertet wird. Ob es keinen Auf-und Absteiger geben, daher die Liga vielleicht sogar aufgestockt wird. Ob man einen Solidaritätsfonds für Klubs einrichtet, die durch die Corona-Krise an der Rand der Insolvenz kommen. Fragen über Fragen, bei denen die verschiedensten Interessen so sicher wie das Amen im Gebet sind.
Das Corona-Chaos beschäftigt natürlich auch die TV-Partner der Ligen. Um beim Bespiel „Sky“ zu bleiben: Da muss man sich ein Ersatzprogramm für die vielen Live-Übertragungen überlegen, die zumindest bis Anfang April nicht stattfinden können. Bestimmt werden auch einige Kunden auf die Idee kommen, etwas Geld zurückzufordern. Weil das, wofür sie bezahlt haben, nicht geliefert werden kann: Live-Übertragungen aus der Premier League, aus den Bundesligen in Deutschland und Österreich.