Der Abschluss in der Europa League passte leider zum verpatzten, tristen Fussballjahr in Rot-Weiß-Rot: Austria verpasste die Chance, als einziger österreichischer Klub in die k.o.-Phase des Europacups zu kommen. Trotz einer 2:0-Führung in Pilsen nach 40 Minuten, trotz numerischer Überlegenheit mit einem Mann mehr. Der nach 58 Minuten eingewechselte slowakische Teamstürmer Michel Duris sorgte mit einem Doppelpack per Kopf für das violette k.o. Das 2:3 kostete allein an Prämien 800.000 Euro. Für Austrias Trainer Thorsten Fink bedeutete das viel Lehrgeld, dasdie jüngste Besetzung in der violetten Europacupgeschichte zahlen musste: „Man kann durch solche Tiefschläge auch stärker werden!“ Glücklich ist, wer so schnell vergisst. Ein Trainer muss auch in bittere Stunden positive Aspekte finden. Gut so. Nur mit Qualität hatte das, was der Austria passierte, wenig zu tun.
Salzburgs erster Heimsieg in der Gruppenphase, das 2:0 vor 25.000 Zuschauern gegen Gruppensieger Schalke, ist zwar gut für das Prestige. Aber man darf beim ersten Sieg einer österreichischen Mannschaft im Europacup gegen eine deutsche seit sieben Jahren, seit Rapids 3:0 gegen den Hamburger SV, nicht außer Acht lassen, dass bei Schalke außer Kapitän Höwedes keiner aus der Startformation vom 1:2 gegen Leipzig begann, erstmals auch Ex-Sturm-Legionär Avdijaj zum Zug kam. Auch bei Rapids 1:1 gegen Bilbao sah man beiderseits zu Beginn nur je drei Spieler, die in der Meisterschaftsrunde zuvor erste Wahl bedeuteten. Rapids Block West hätte sich schon für seine grün-weißen Choreographien und Gesänge einen Sieg verdient – dazu fehlten in dem Match mit wenig Torchancen nur sieben Minuten. Auf Dauer kann es für einen Klub wie Rapid keine Lösung sein, daheim mit sieben Defensivspielern zu beginnen. Es sollte nicht passieren, dass der Ballführende einsam und verlassen auch der einzige ist, der gegen eien Überzahl von Abwehrspielern in den gegnerischen Strafraum kommt. Max Wöber und Philipp Malicsek zeigten, dass mit ihnen in Zukunft zu rechnen ist. Eine Überraschung hatte Trainer Damir Canadi aber parat: Mit dem 24. Spieler, den er in seiner kurzen Ära einsetzte, dem 22jährigen Torhüter Tobias Knoflach. Das dritte Pflichtspiel, das er für Rapid bestritt, sein Europacupdebüt war fehlerfrei, sein bisher bestes. Aber nicht dies bedeutete die Überraschung, sondern seine Aufstellung. Weil der 19jährige Paul Gartler bisher als größtes Torhütertalent Rapids seit Jahren und als Nummer drei in der Hierarchie der grün-weißen Keeper galt. Jetzt ist offenbar auch das anders.“Die Mannschaft hat gut gearbeitet, schön langsam beginnt es alles zu greifen“, hieß das Fazit von Canadi
„Wir werden zurückkommen“ , versprach Fink noch in Pilsen. Wenn Austrias Trainer damit Erfolge auf der internationalen Bühne meinte, werden die für österreichische Klubs immer schwerer. In der Champions League kann dies nur noch 2017/18, also in der nächsten Saison gelingen, ab 2018/19 wird das für Österreichs Meister kaum noch zu schaffen sein, ausser eine Mannschaft entwickelt sich bis dahin sensationell. Freitag Vormittag beschließen die Funktionäre der europäischen Fußballunion UEFA in ihrer Zentrale in Nyon am Genfer See die umstrittene Reform der Champions League samt neuem Verteilerschlüssel für die Milliarden von 2018 bis 2021. Bayern-Vorstand Karl-Heinz-Rumennige, der Vorsitzende der immer mächtigeren European Club Association kann sich als Architekt der neuen Zugänge zum großen Geschäft in Europa seiner Sache sicher sein. Bei der letzten UEFA-Sitzung des Jahres wird´s keine Überraschung geben. Die Proteste der Vereinigung der europäischen Ligen, deren angekündigte Gegenmassnahmen wie das Ansetzen von Meisterschaftsrunden an Europacupterminen samt der Ankündigung, die Reform vor der EU-Wettbewerbsbehörde in Brüssel zu bekämpfen, sorgen für kein Kopfweh. Bis das ausjudiziert ist, dauert das sicher Jahre.
Somit kommen 16 statt wie bisher elf der 32 Teilnehmer der Gruppenphase aus den vier Topnationen Spanien, Deutschland, England und Italien. Über die Qualifikation, in die österreichische Vereine müssen, schaffen es nur noch sechs statt zehn Klubs. Das heißt Österreichs Europacupzukunft liegt ab 2018 wohl in der Europa League. Hoffentlich mit besseren Auftritten als im Herbst 2017. Ohne Angst vor dem Gewinnen, die Fink in Pilsen konstatierte. Aber das darf keine Entschuldigung dafür sein, den ersten Aufstieg in die k.o.-Phase seit zwölf Jahren leichtfertig verpasst zu haben.
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