Fußball

Burgstaller und sein GPS-Gerät für Tore: Auf den Spuren von Vorgänger Huntelaar

Die Fans von Schalke verehren Guido Burgstaller als einzigen Spieler mit einem eigenen Song. Diese Ehre macht den Kärntner einerseits zwar stolz, ist ihm in seiner bescheidenen Art fast auch ein wenig unangenehm, weil für ihn Fußball ein Mannschaftssport ist. Aber offenbar denken die Anhänger von Schalke, dass ihr Liebling das gleiche ist wie sie, nämlich ein Arbeiter, er deshalb nicht nur ab und zumal ins Tor trifft, sondern ziemlich oft: Seit er vor einem Jahr aus der zweiten Liga vom 1. FC Nürnberg kam, in 44 Pflichtspielen 20mal. Dazu leistete er die Vorarbeit zu acht Treffern. Sein Trainer Domenico Tedesco hat Burgstaller treffend charakterisiert: „Er muss ein GPS-Gerät für torgefährliche Situationen eingebaut haben.“

Auch das half mit, dass Schalke vor der Rückrunde etwas unerwartet auf Rang zwei liegt. Je zwei Punkte mehr als der große Kohlenpottrivale Borussia Dortmund, Leverkusen, RB Leipzig, und Mönchengladbach, je vier mehr als Hoffenheim und Eintracht Frankfurt. Der Kampf um die drei Plätze für die Champions League wird eng. Schon Samstag könnte der Platz hinter Bayern mit einer Niederlage in Leipzig verloren gehen. Um gewachsen zu sein, holte Schalke als Juventus-Leihgabe den kroatischen Stürmer Marko Pjaca. Und hofft, dass auch der Schweizer Jungstar Breel Embolo die interne Konkurrenz belebt, sich nicht nur mit großen Interviews anbietet.  Der 20jährige kam im Sommer 2016 für 22,5 Millionen vom Meister FC Basel, kostete damit 20 mehr als ein halbes Jahr später Burgstaller. Aber von Oktober 2016 bis August 2017 war der 21fache Teamspieler mit Wadenbeinbruch, kaputtem Sprunggelenk und Knochenödem ausser Gefecht, daher auch im Herbst noch keine vollwertige Alternative: Ein Embolo-Tor bei zehn Einsätzen.

Sowohl Pjaca als auch Embolo wollen via Schalke in das WM-Augebot der Schweiz und Kroatiens. Aber an Burgstaller führt für beide im Moment kein Weg vorbei. Weil der bereits in vielem an seinen berühmten Vorgänger erinnert, der auch immer ein Vorbild für ihn war. Das ist der Holländer Klaas Jan Huntelaar, der in sieben Jahren für Schalke in 240 Spielen 126 Tore erzielte. Als Burgstaller kam, ging die Zeit des inzwischen zu Ajax Amsterdam zurückgekehrten „Hunter“ zu Ende: „Als ich aus der zweiten Liga kam, hat er mich immer unterstützt, obwohl nicht er, sondern ich spielte. Ich konnte mir einiges von ihm im Training abschauen. Die Ballannhme, wie er sich den Ball vor einem Torabschluss zurechtlegt. Seine Kaltschnäuzigkeit. Er hat mich auch mit einem super Charakter fasziniert.“ Burgstaller hofft es, dem Vorgänger nachmachen zu können: „Mir ist bewusst, das die Vergangenheit nicht zählt und ich mich wie jeder anderen den Tags aufs Neue beweisen muss. Das macht nichts, wir haben Qualität!“

Samstag in Leipzig sitzt Franco Fodas Assistent Thomas Kristl auf der Tribüne. Dass Österreichs Team im Frühjahr zweimal in Klagenfurt spielt, freut den gebürtigen Villacher ganz besonders. Dawird der 28jährige der Lokalmatador sein. Schliesslich war Burgstaller in Klagenfurt vier Jahre lang im Leistungszentrum, ehe er unter Trainer Nenad Bjelica in den Kader des FC Kärnten kam. Der Startschuss für eine erfolgreiche Karriere, bei der im Teamdress noch genug Luft nach oben ist. Auch wenn er im zwölften seiner bisher 14 Länderspiele beim 3:2 gegen Serbien erstmals für Österreich traf. Auch in Sachen Tore im Nationalteam würde Burgstaller gerne auf Huntelaars Spuren wandeln: Dem gelangen 42 in 76 Partien für Holland.

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