Es passierte vor Leo Windtner noch keinem Präsidenten von Österreichs Fußballbund, dass gegen ihn die Korruptions-Staatsanwaltchaft ermittelt. Das passiert wegen einer Anzeige aus Windtners engerer Heimat Oberösterreich, genauer gesagt des Eisenbahnersportvereins Wels aus dem April 2017. Publik machten dies am Dienstag der Internetdienst 90minuten.at sowie die Recherche-Plattform Addendum, die über die Quo Vadis-Privatstiftung von Red Bull-Besitzer Didi Mateschitz finanziert wird. Sie recherchieren gemeinsam. Es geht wieder einmal um eine Spende des Weltverbands FIFA in Höhe von 100.000 US-Dollar oder 90.744 Euro für ein Kenia-Charityprojekt der oberösterreichischen Initiative „Hope for fun“, der Windtners Gattin vorsteht. Der ÖFB-Päsident agierte dabei auf jeden Fall ungeschickt oder naiv, für viele auch fragwürdig.
Er schickte das Spendenansuchen an die FIFA und den damaligen Präsidenten Sepp Blatter auf dem offiziellen Papier des ÖFB-Präsidenten, obwohl es kein ÖFB-Projekt war. Die FIFA-Finanzkommission genehmigte die Spende, schickte das Geld an den ÖFB, dessen damaliger Generaldirektor Alfred Ludwig es aber verärgert sofort wieder retournierte. Nach weiteren Interventionen Windtners ging die Spende kurz vor Blatters Wiederwahl auf ein Konto der Linzer Oberbank, Die seltsamen Vorgänge sorgten für Verwunderung und auch Verdächtigungen, Blatter habe sich mit der Überweisung eine Stimme zur Wiederwahl sichern wollen. Windtner strebte damals einen Prozess gegen die Mediengruppe „Österreich“ an, den er in erster Instanz verlor. In der Urteilsbegründung von Richter Stefan Apostol steht, dass die in den Artikel erhobenen Vorwürfe,in denen Windtner eine Ehrabschneidung sah, im Kern der Wahrheit entsprechen. Es kam danach zu einem Vergleich zwischen Windtner und „Österreich“. Mit einer Spende für das Projekt. Einige konstatierten aber auch eine Zunahme der Inserate der Energie-AG, deren Vorstand Windtner damals noch war, für die Mediengruppe.
Was den Welser Eissenbahnrsportverein wirklich dazu bewegte, im April 2017 Windtner anzuzeigen, wäre interessant. In Wahrheit spielte dies auch zwei Monate später bei der Wiederwahl Windtners auf der ÖFB-Generversammung eine Rolle. Als der Salzburger Verbandpräsident Herbert Hübel im Präsidium nochmals die Problematik dieser Vorgänge aufzeigte, auch die Tatsache, dass die FIFA es zuvor auf ihrem Kongress in Bahrain abgelehnt hatte, dem Vorschlag der UEFA zu folgen und Windtner zum europäischen Mitglied in der Berufungskommission zu machen. Was völlig unüblich ist. Das führte zu Spekulationen um einen nicht bestandenen Ethiktest bei Windtner etc. Bei allen Anfragen blockte die FIFA allerdings ab, eine offizielle Bestätigung oder Begründung gibt es bis heute nicht.
Fakt blieb, dass Hübel konsequent als einziger Landesverbandspräsident gegen Windtners Wiederwahl stimmte. Die anderen bekamen Zugeständnisse für ihre Ja-Stimmen. Die Folgen daraus konnte man ja in den folgenden Monaten sehen. Etwa am Ende von Sportchef Willi Ruttensteiner, dem Windtner zustimmen musste, um nicht selbst in noch größere Schwierigkeiten zu kommen, Das Standing des renomierten Anwalts Hübel bei den Präsidenten von FIFA von UEFA, Gianni Infantino und Aleksander Ceferin ist auf jeden Fall deutlich besser als das des ÖFB-Präsidenten. Als ich rund um Windtners Wiederwahl in diesem Blog auf die Problematik hinwies, witterte der restlos verärgerte Präsident den Beginn einer Kampagne, die das Ziel habe, den nach der Euro 2016 in Pension gegangenen Ludwig zum Präsidenten zu machen. Eine absurde Kombination. Hätte Ludwig wirklich jemals die Absicht gehabt, Windtners Position zu übernehmen, wäre ihm dies gelungen. Versuche der Landesfürsten, ihn zur Kandidatur zu überreden, gab es viele und immer wieder. Aber immer lehnte Ludwig ab.
Jetzt kam das Thema Windtner, Kenia-Spende und FIFA wieder auf den Tisch. Durch die Bestätigung der Staatsanwaltschaft, zu ermitteln. Windtners Behauptung, das alles belegbar und ordnungsgemäß abgerechnete wurde, wird sich als richtig erweisen. Irgendwann werden die Ermittlungen eingestellt werden. Aber die Optik wird immer schief bleiben. Wird Windtner bis zum Ende seiner Amtszeit begleiten und seine Position schwächen. Und das ist weder für den ÖFB noch für den Präsidenten gut.