Seit 43 Jahren ist Heribert Weber Ehrenkapitän von Rapid, damals ausgezeichnet von der grün-weißen Legende Franz „Bimbo“ Binder. Norml wird man erst gegen Ende seiner aktiven Zeit bei einem Klub Ehrenkapitän, bei Weber passierte es bereits nach vier Jahren. Damals war Weber 27. Kapitän wurde er erst vier Jahre später, 1986 mit 31. Er kam nach der WM 1978, seiner ersten, mit seinem Entdecker und Förderer, Karl Schlechta, von Sturm Graz zu Rapid. Blieb 11 Jahre. In dieser Zeit wurde er je viermal mit Meister und Cupsieger, kam 1985 ins Finale des Europacups der Cupsieger, das in Rotterdam gegen Everton 1:3 verloren wurde. Weber war der Abwehrchef, einer der Kommandos gab, dirigierte, nicht leise war. Damals war oft von Reibereien zwischen ihm und Barcelona-Heimkehrer Hans Krankl die Rede, auf dem Rasen funktionierte es aber. Dennoch dürfte Webers Wechsel von Rapid zu Austria Salzburg 1989 etwas mit Krankl zu tun gehabt haben: Weber wollte nicht bleiben, als der ehemalige Mitspieler sein Trainer wurde. Aber als im Februar 2023 Krankls Siebziger im Allianz-Stadion gefeiert wurde, war Weber dabei.
Auch in Salzburg wurde der Steirer aus Pöls ob Judenburg zum Kapitän und eine Kultfigur. 1993 mit 38 Jahren noch Meister, ein Jahr später sein zweites Euopacupfinale. Da war wie zu Rapid-Erfolgszeiten wieder Otto Baric sein Trainer. Salzburg hatte am Weg ins Endspiel des UFA-Cups mit Sporting Lissabon, Eintracht Frankfurt und Karlsruhe mit Oliver Kahn im Tor Manschaften ausgeschaltet, die höher eingeschätzt wurden. Auch gegen Inter Mailand hielt Salzbburg mit, verlor zweimal mit Pech 0:1. Ab dem Achtelfinale bestritt Salzburg die Heimspiele in Wien. Das Happel-Stadion war ausverkauft.
Zur Weber-Karriere gehört auch die verpasste dritte WM-Teilnahme. Er war Kapitän der Mannschaft, die unter Josef Hickersberger um das Ticket für Italia 90 kämpfte. Vor dem letzten entscheidenden 3:0 gegen die DDR trainierte Weber nach einer Zahnarztbehandung nicht mit, weshalb ihn Hickersberger nicht aufstellte. Mit dem Argument „wenn ich ncht fit genug bin, zu spielen, dann bin ich es auch nicht für die Ersatzbank“ setzte er sich auf die Tribüne, beendete damit seine Teamkarriere. Denn Hickersberger holte ihn nicht mehr zurück, wofür er auch kritisiert wurde.
Weber ist mit 581 Einsätzen der Rekordspieler der Bundesliga. Auch die Trainerkarriere begann erfolgreich: Er führte Salzburg 1996/97 zum Titel, der große Favorit war eigentlich Rapid. Von April1998 bis Mai 2000 war er denn Trainer in Hütteldorf, ohne Meister zu werden. Aber er ist bis heute der Rapid-Trainer, der seit der Einführung der Dreipunktegel den höchsten Punkteschnitt erreichte.
Der letzte Job im Fußball war von 2008 bis 2010 als Sportdirektor der Admira. Den als Sky-Experte beendete er vorsieben Jahren. Heute feiert er in Hirzendorf bei Graz seinen 70. Geburtstag. Auf der Fahrt zum Trainingsstart mit dem AS Monaco macht Adi Hütter in der Steiermark Station, um seinem ehemaligen Mitspieler zu gratulieren. Beide schätzen sich seit den gemeinsamen Salzburger Spielerzeiten sehr. Auch Rapid plant, Weber gratulieren. Nicht nur auf der Homepage, sondern im vollen Allianz-Stadion bei einem Heimspiel. Das darf sich der Jubilar aussuchen.
Foto: © SK Rapid / Red Ring Shots/Widner.