Fußball

Auch wenn es Rangnick anders sieht: Das ist mehr, als man erwarten durfte!

Nur elf Minuten fehlten zum großen Traum, innerhalb von einer Woche zuerst auswärts den Vizeweltmeister zu bezwingen und dann daheim den Weltmeister. Das wäre eine Premiere in Österreichs Fußballgeschichte gewesen. Nach dem 3:0 gegen Kroatien in Osijek führte das Nationalteam vor 44.800 Zuschauern im Happel-Stadion gegen Frankreich von der 37. bis zur 83. Minute 1:0, ehe der 63 Minuten für eingewechselte Topstar Kylian Mbappe für den Ausgleich sorgte und wenig später fast noch für eine Niederlage. Doch sein Schuss ging via Oberschenkel von Patrick Pentz an die Latte. Nach 94 Minuten war das 1:1 (1:0) Realität, womit Österreich aus den ersten drei Spielen vier Punkte holte. Mehr, als man sich erwarten durfte. Die Reaktion von Teamchef Ralf Rangnick, dass es nichts zu gratulieren gibt, kann man auch als p.r.-Aktion in eigener Sache sehen. Sicher hatte er dabei noch im Hinterkopf, dass vier Tage zuvor Dänemarks Siegestor zum 2:1 in Minute 84 gefallen war. Wenn die Nummer 34 der Weltrangliste nicht gegen den Weltmeister und Titelverteidiger der Nations League verliert, wirkte es trotzdem nicht sehr glaubhaft, damit nicht zufrieden zu sein.

Gegenüber dem 1:2 gegen Dänemark kamen Stefan Lainer, Gernot Trauner, Max Wöber, Marcel Sabitzer, Marko Arnautovic und Andreas Weimann neu in die Startformation. Fünf blieben, auch Pentz im Tor. Womit er im Rennen um die neue Nummer eins die Nase vorn haben dürfte. Zumal der Ex-Austrianer aus Salzburg seinen einzigen Fehler selbst ausbesserte. Mit einer sensationellen Fußabwehr bei einem Kopfball von Karim Benzema verhinderte er den Rückstand, machte damit indirekt auch den Führungstreffer möglich. Nach Österreichs bestem Angriff im ganzen Spiel: Als Xaver Schlager gegen Karim Benzema den Ball behauptete, Arnautovic anspielte, der im Strafraum den Ball behauptete, dem heranstürmenden Konrad Laimer in den Lauf legte, bei dessen Querpass Weimann Innenverteidiger William Saliba abschüttelte, sein erstes Tor im Teamdress erzielte. Der Jubel darüber war dementsprechend groß´(Bild oben), auch auf den Rängen.

Die weltmeisterliche Reaktion kam nach der Pause. Da schaffte Österreich trotz der „Maschinen“  Schlager, Laimer, Nicolas Seiwald und Sabitzer kein Pressing, mehr, nur noch das Dagegenhalten und weg verteidigen. Frankreich ließ Sitzer aus, wurde mit der Einwechslung von Mbappe statt Antoine Griezman noch gefährlicher. Für Österreich war das Ausscheiden von Kapitän und Abwehrchef David Alaba nach 69 Minuten wegen Adduktoren-Problemen nicht gut. Zu behaupten, mit ihm hätte Frankreich nicht ausgeglichen, wäre fast verwegen. Aber als er mit einem Eisbeutel um den linken Oberschenkel auf der Bank mitfieberte, fehlte etwas von der Ordnung. Rangnick musste zweimal die Abwehr umstellen. Das war auch der aggressiven Gangart geschuldet. Nach 17 Minuten zwei gelbe Karten für Seiwald und Lainer. Als Mönchengladbach-Legionär Lainer knapp vor der zweiten gelben und damit vor der roten stand, musste Rangnick reagieren, bracht für ihn Valentino Lazaro. Für Alaba kam Kevin Danso.

Trauner war bei einem Konter Frankreichs, der auf einen unnötigen Ballverlust von Laimer in Frankreichs Hälfte folgte, nicht schnell genug, um Mbappe nach einem Pass von Kingsley Comans Nachfolger Christopher Nkunku zu bremsen. Das schaffte keiner, Mbappe traf unter die Latte. Erst danach bekam Tormann Hugo Loris den ersten Schuss Österreichs in der zweiten Hälfte zu halten. Das unterstreicht die französische Überlegenheit. Dass sie zum Sieg führte, verhinderte Pentz bei einem Kopfball von Joker Matteo Guendouzi in der Nachspielzeit. „Das sind nicht die Ergebnisse, die wir wollen“, gestand Teamchef Didier Deschamps. Ihn verband mit Rangnick die Unzufriedenheit. Dessen Standpunkt hieß, man hätte das 1:0 über die Distanz bringen müssen, der Ausgleich nur acht Sekunden nach einem Freistoß gegen Frankreich sei ein Grund, sich zum Ärgern.  Auch Alaba gestand die Enttäuschung: „Wir müssen abgebrühter spielen, das Tor dürfen wir so nicht kriegen!“

Ob er Montag in Kopenhagen spielen kann? Man muss fast seinen Ausfall befürchten. Zwischen 1:1 und dem nächsten Duell gegen die Dänen ist die Pause um einen Tag kürzer als zwischen 1:2 gegen Dänemark und dem 1:1 gegen Frankreich. Also kann man annehmen, dass Rangnick wieder kräftig durchmischen wird. Dänemark bezog in Kopenhagen gegen Kroatien mit 0:1 (0:0) beim ersten Heimspiel die erste Niederlage nach sechs Siegen hintereinander. Der gefeierte Mann war Christian Eriksen. Am 12. Juni 2021 war er im EM-Spiel gegen Finnland zusammengebrochen, fast gestorben. Fast genau am Jahrestag, am 10. Juni 2022 kehrte er mit Defibrillator ins ausverkaufte Parken-Stadion zurück. Der Jubel darüber kannte keine Grenzen. Daher war die Niederlage fast zu verkraften. Zumal die Dänen mit je zwei Punkten mehr als Österreich und Kroatien voran blieben, Frankreich ist mit nur zwei Unentschieden Letzter. Somit gastiert Montag Abend der Zweite Österreich beim Tabellenführer Dänemark.

Foto: UEFA.

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