Eishockey

Aufreger im Eishockey: Verband löst Stiftung für Nachwuchs auf

Montag meldete Red Bull Salzburg mit  Daniel Jakubitzka und Layne Viveiros zwei Österreicher ab, um Platz für zwei neue Legionäre zu schaffen. Verteidiger aus Schweden und Norwegen, 30 und 31 Jahre alt, die zuletzt in Deutschland spielten. Viveiros spielte immerhin bei drei Weltmeisterschaften für Österreich. Jetzt hat auch Salzburg elf Legionäre. Von Förderung österreichischer Talente braucht da keiner mehr zu reden. Der Fluch der bösen Tat, sprich Punkteregel. Nur der KAC und die Vienna Capitals forcierten in dieser Saison mehr Österreicher. Aber selbst in Wien wurde in Österreicher (Alexander Cijan) abgemeldet, um einen neuen Legionär holen zu können. Cijan kam aber beim KAC unter.

Noch bemerkenswerter war, was Dienstag in Wien passierte.  Verbandspräsident Klaus Hartmann,  inzwischen siebeneinhalb Monate im Amt, bat mit dem von ihm installierten Geschäftsführer Friedrich Nikolaus zu einem ungewöhnlichen Medientermin. Unter freiem Himmel bei klirrender Kälte, beim Eistraum vor dem Rathaus. Um festzustellen, dass sie bisher damit beschäftigt waren, die Versäumnisse ihrer  Vorgänger halbwegs wettzumachen, neue Strukturen zu schaffen. Im Juli endet der Kooperationsvertrag mit der Liga. Wie seinen Vorgängern ist auch Hartmann die Legionärsflut ein Dorn im Aug. Die will er unter anderem damit bekämpfen, den Vereinen einen Kostenersatz für die Ausbildung von Österreichern zu zahlen. Die Konzepte würden ja seit Jahren vorhanden sein, nur habe sie keiner umgesetzt. Auch sei versäumt worden, einen Boom durch die erfolgreichen NHL-Karrieren von Thomas Vanek, Michael Grabner und Michael Raffl zu erzeugen. Was immer auch Hartmann und Nikolaus, in roten Jacken mit der Aufschrift Team Austria so erzählten,  von vielversprechenden Kontakten zu einer internationalen Sportagentur zwecks besserem Marketing, konnte man sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass Hartmann und Nikolaus auf Augenhöhe mit Ligapräsident Joche Pildner-Steinburg, einem erfolgreichen Unternehmer, verhandeln können. Es wird sich wie bei seinen Vorgängern an zu vielen Ausländern nichts ändern.

Sehr wohl aber an der Finanzierungsstruktur des Verbands. Das Präsidium will an das Vermögen der Stiftung, die nach der WM 1977 in Wien zur Förderung des Nachwuchses  geschaffen wurde, in die auch die Gewinne aus den drei folgenden Weltmeisterschaften (1987, 1996, 2005) flossen, ran, beschloss bereits den Widerruf, setzte davon den Chef des Kuratoriums, Verbands-Ehrenpräsident, Dieter Kalt, in Kenntnis: „In einem lapidaren Schreiben mit einer bis dahin mir unbekannten Diktion“, wie Kalt feststellte. Kalts Vorgänger Hans Dobida, der letzte noch lebende Gründungsmitglied dieser Stiftung, zeigte sich sehr befremdet: „Das macht man nur, wenn man finanziell aus dem letzten Loch pfeift“, vermutet der Ehrenpräsident. Hartmann soll bei Amtsantritt noch Aktiva von rund 900.000 Euro übernommen haben. Von seinen glänzenden Kontakten zur Wirtschaft, sprich Sponsoren, von denen er damals noch  sprach, war bisher aber wenig zu merken.

Die Stiftung legte das Geld über Jahrzehnte in mündelsicheren Wertpapieren an, konnte lang Zeit das Kapitel durch die Zinsen ausschütten, kaufte in Zeiten, in denen es keine mündelsichere Wertpapiere gab,  die Büroräumlichkeiten des Verbands um 800.000 Euro, eine Eigentumswohnung um 350.000, die vermietet wurde. Dem Verband wurde die Miete des Büros in Rechnung gestellt. Die Einnahmen kamen in die Stiftung, die bisher insgesamt 2,4 Millionen Euro an den Verband für den Nachwuchs überwies. Zuletzt waren es 60.000 Euro pro Jahr. Hartmann reicht das nicht. Die Wertpapiere sind derzeit 1,6 Millionen wert. Abgesehen davon, dass mit der Auflösung der Stiftung, die juristisch nicht zu verhindern ist,  steuerliche Vorteile verloren gehen könnten, fragt man sich: Was soll mit dem Geld passieren? Soll es für die Ersatzzahlung von Ausbildungskosten verwendet werden oder für andere Dinge? Das Schreckensszenario: Wenn das Geld einmal aufgebraucht ist, was passiert dann? Am Freitag geht das Präsidium in Klausur.

In Hartmanns kurzer Ära fällt jedenfalls auf, dass es für die Nationalmannschaft der Damen möglich war, zwei Spiele zu bestreiten, für die U 17 ein Trainingslager zu absolvieren, aber nicht für das Herrenteam. Die Tendenz, die Damen zu bevorzugen, ist im Eishockey europaweit ungewöhnlich bis einmalig. Hartmann gewann die Präsidenten-Wahl  auch durch die Stimmen aus dem Damen-Lager. Und das fordert jetzt die Gegenleistung. In Person von Damen-Manager Martin Kogler, der die Stimmen besorgt.

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