Fußball

Austria hat 73 Millionen Euro Fremdkapital und will gestärkt herauskommen: Wie geht das?

109 Minuten, bevor die Bundesliga Montagmittag die Finanzkennzahlen der Klubs veröffentlichte, veröffentlichte die Wiener Austria selbst ihre tiefroten Zahlen, die sich trotz Einstieg der Investoren in der letzten Saison noch verschlimmerten. Die passen so gar nicht zu den letzten Jubelmeldungen über Mitgliederrekorde, Aboverkäufe wie noch nie. Obwohl kaum vorstellbar, stieg das sogenannte Fremdkapital in der vergangenen Saison durch einen Verlust von 6,853 Millionen Euro, der sich trotz positiver Umsatzentwicklung von 23,583 auf 30,663 Millionen ergab.  Es betrug mit 30. Juni 2023  73.620 Millionen, ein Jahr zuvor „nur“ bei 71.911 Millionen. Die 73,620 Millionen setzen sich aus 66,73 Millionen Verbindlichkeiten, sprich Schulden, Rechnungsabgrenzungen in Höhe von 5,39 Millionen und Rückstellungen in Höhe von 1,5 Millionen zusammen. Das negative Eigenkapital macht derzeit 20,659 Millionen aus, wuchs um mehr als vier Millionen. Gestiegen sind letzte Saison auch die Personalkosten. Von 12,621 Millionen auf 14,565. Alles sehr bedenklich. Kann die Austria noch jemals saniert werden? So mancher bezeichnet den Traditionsklub sogar als konkursreif.

Der neue Wirtschaftsvorstand Harald Zagiczek trat mit 1. Oktober sozusagen ein Himmelfahrtskommando an. Er muss aber trotzdem Optimist bleiben, spricht nur verbindlich von großer Herausforderung: „Wir reden Finanzen nicht schön, arbeiten mit Hochdruck weiter.“ Das negative Jahresergebnis wird mit negativer Zinsentwicklung, hohen Abschreibungen für die Infrastruktur, hohen Energiekosten und der wirtschaftlichen Gesamtsituation begründet. Es gibt bereits konkrete Maßnahmen, an deren Umsetzung gearbeitet wird. Zagiczek bemerkte trotz dieser Zahlen in den ersten zwei Monaten bei seinem Herzensklub eine positive Grundstimmung: „Gemeinsam werden wir gestärkt aus dieser schwierigen Phase herauskommen!“ Aber wie soll das gelingen? Dazu bräuchte die Austria einen gut dotierten, langfristigen Vertrag mit einem Sponsor, der bereit ist, die gesamte Summe gleich zu Beginn auszuzahlen. Weitere Anteile an der AG kann die Austria nicht verkaufen, das Thema ist ausgereizt. Da wird´s auch schwer werden, für die kommende Saison die Lizenz in erster Instanz zu bekommen. Für die übernächste, also 2025/26, ist die Senkung der Verbindlichkeiten erstmals ein A-Kriterium. Zagiczek ließ sich auf ganz schwere Zeiten ein.

Außer der Wiener Austria bilanzierten fünf andere Bundesligaklub 2022/23 mit  Verlust: Der LASK (3, 743 Millionen), Austria Klagenfurt (1,925 Millionen), Hartberg (1,062), Aufsteiger Blau Weiß Linz noch in der zweiten Liga (612.000) und WSG Tirol (557.000). Die halbe Liga schrieb also rote Zahlen. In Gesamthöhe von 14 452 Millionen.

 

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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