Fußball

Austria und Rapid brauchen einen „neuen Benya“

Am 5.November wählt die Austria Frank Hensel, den ehemalige Geschäftsführer der Rewe-Gruppe, zum Nachfolger von Wolfgang Katzian als Präsident. Ändert sich mit dem 60jährigen (Bild oben), der bisher zum violetten Aufsichtsrat gehörte, etwas an der schlimmen Eiszeit zwischen den Wiener Großklubs? So schlimm wie derzeit war es noch nie. Daran kann nicht nur eine Seite Schuld sein. Aber zuletzt schien es sogar, als sei Markus Kraetschmer, der Vorstand der Austria-AG, daran am meisten interessiert, den Rivalen aus dem Westen Wiens  zu schaden. Vernünftig miteinander umgehen können derzeit offenbar nur die Kommunikationschefs beider Klubs. Dass die Austria öffentlich die die Bestrafung Rapids durch den Senat eins der Bundesliga nach den Vorfällen, die auf das letzte Derby im Allianz-Stadion folgten, als zu mild kritisierte, unterstrich neuen Tiefpunkt. Und das einen Tag nach der Klubtagung der Bundesliga, auf der eine schärferer Sanktionen-Katalog gegen die Stimme Rapids beschlossen wurde, einen violette Aussendung unter dem Titel „Kraetschmer spricht zu aktuell wichtigen Themen“ folgte, in der er seine Zufriedenheit über die in die Wege geleiteten neuen Maßnahmen ausdrückte, bedeutete sozusagen die Fortsetzung, die sich der Vorstand nicht verkneifen konnte. Die Antwort aus Hütteldorf blieb aus. Denn vorerst heißt die grün-weiße Marschroute Jede Reaktion würde bedeuten, dass man Kraetschmer noch mehr Wichtigkeit verleiht.

Die Rivalität zwischen den Wiener Erzrivalen muss sein. So lange sie in vernünftigerem Rahmen bleibt, sich vor allem auf sportliche Dinge beschränkt. Da haben ohnehin beide Lager genug Aufholbedarf in Richtung Salzburg. Da könnte ein intensiver Wettbewerb zwischen Favoriten und Hütteldorf um die Nummer eins in Wien durchaus für Impulse sorgen. Austria und Rapid vertraten meist immer verschiedene Standpunkte. Auch als beide Klubs noch an der  Spitze der heimischen Fußballszene standen. Auch in den Achtzigerjahren flogen reihenweise die verbalen Gipftpfeile. Zwischen dem damaligen „Mister Austria“, Joschi Walter, und Heinz Holzbach, dem Boss bei Rapid. Die Austria war zwar Meister, aber etwas eifersüchtig, dass es Rapid gelungen war, erstmals in ein Europacupfinale aufzusteigen. Als dann Swarovski-Chef Gernot Langes den Ur-Wiener Ernst Happel von Hamburg auf die Trainerbank nach Innsbruck holte, war es nach einer Anlaufzeit mit der Wiener Herrschaft ohnehin für einige Jahre vorbei. Ohne, dass der FC Swarovski Tirol jemals so dominant und auf Jahre unantastbar wirkte wie derzeit Red Bull Salzburg. Aber trotz aller Meinungsverschiedenheiten hatten Walter und Holzbach meist noch eine Gesprächsbasis, wenn es um gemeinsame Wiener Interessen im Fußballgetriebe ging. Weder die Gesprächsbasis noch gemeinsame Interessen existieren offenbar.

Damals gab es im grün-weißen Lager einen, der auch bei Violett respektiert war und daher immer als eine Art Mediator vermitteln konnte. Das war Anton Benya als politisch mächtiger ÖGB-Präsident. Der Job, wegen dem  Katzian seine violette Regentschaft am 5.November vorzeitig beendet, sie an Hensel übergibt, um sich auf die Aufgaben in der Gewerkschaft konzentrieren zu können. Jetzt fehlt dem Wiener Fußball ein neuer Benya, an dessen Status sich auch wenig änderte, als er nach seiner politischen Pensionierung auf die Rapid-Chefbrücke wechselte. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass mit Hensel als Präsident die Austria mehr als derzeit an einem vernünftigen Kontakt  zu Rapid interessiert sein wird. Abwarten. Immerhin weiß man, dass Hensel und Rapids Präsident Michael Krammer die Vorliebe für Oldtimer-Autos  verbindet. Vielleicht kommt man darüber miteinander wieder besser ins Gespräch. Bei dem es sicher nicht darum gehen kann und wird, ob Austria und Rapid ein gemeinsames Team bei der nächsten Ennstal-Rallye  für Oldtimer bilden werden.

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