Ab Dienstag Abend wird die Champions League wieder Millionen von Fußballfans in ihren Bann ziehen. Sie meldet sich mit einem Knaller zurück, mit Barcelona gegen Juventus in Nou Camp, der Neuauflage des Berliner Finales von 2015, das Barcelona 3:1 gewann. Damals noch mit Neymar, der damals in der 97. Minute das dritte Tor der Katalanen erzielt hatte. Dienstag spielt Neymar erstmals in der Champions League nicht im Dress von Barcelona, sondern in dem Dress von Paris St. Germain bei Celtic Glasgow. Alvaro Morata, der Juventus-Torschütze von Berlin, empfängt mit Englands Meister Chelsea und seinem damaligen Trainer Antonio Conte an der Stamford Bridge den Underdog Qarabag Agdam aus Aserbaidschan, den krassesten Außenseiter in der Königsklasse. Durch David Alabas Verletzung steigen Österreicher erst Mittwoch ein. Bei RB Leipzig gegen AS Monaco sicher Trainer Ralph Hasenhüttl und Marcel Sabitzer, vielleicht auch Stefan Ilsanker und Konrad Laimer.
Dienstag betreten gleich sechs der zehn teuersten Champions League-Teams dieser Saison die Bühne, die ersten vier der zehn teuersten Transfers. In beiden Ranglisten auf Platz eins: Frankreichs Vizemeister Paris St. Germain, das „Spielzeug“ der Scheichs aus Qatar. Um 238 Millionen Euro ging Paris-Präsident Nasser Al-Khelaifi einkaufen. Es wären wohl noch mehr geworden, hätte UEFA-Präsident Aleksandar Ceferin rund um die Gruppenauslosung in Monaco Al Khelaifi, zugleich Chef von Qatar Sports Investements, nicht ausdrücklich davor gewarnt, nach den 222 Millionen für Neymar auch von 180 am Monaco für Jungstar Kylian Mbappe zu bezahlen. So lieh Paris St. Germain Mbappe zur Vorsicht vorerst für eine Saison aus, um nicht eine harte Strafe für den Verstoß gegen das Financial Fair Play zu bekommen. Kurios jedenfalls die Bedingung, an die ein Kauf im nächsten Sommer geknüpft ist: Klassenerhalt in Frankreichs Ligue 1. Eine schlimme Pflanzerei!
588,4 Millionen blätterte Paris St. Germain für seine Startelf (siehe oben) hin. Das teuerste Team der Champions League, obwohl in dem mit Torhüter Alphonse Areola, der aus der eigenen Jugend kam, dem brasilianischen Verteidiger Dani Alves sowie Eigengewächs Adrien Rabiot drei ablösefreie Spieler stehen, Mbappe vorerst nur als Leihspieler gilt, der deutsche Weltmeister Julian Draxler nur als Edel-Reservist. Auf Paris folgen die Klubs aus Manchester: Zunächst United (499,83 Millionen) dann City (480,6). Erst danach folgt Titelverteidiger Real Madrid auf Rang vier (380 Millionen) vor Juventus (324,51), Chelsea (323,45), Barcelona (260,72) und Bayern München (246.15). Der teuerste Einkauf, der französische Mittelfeldspieler Corentin Tolisso, ist mit 41,5 Millionen fast noch ein Schnäppchen.
Bei den zehn teuersten Transfers der steht Neymar mit 222 Millionen klar über allen. Gefolgt von Barcelonas Neymar-Nachfolger Ousmane Dembele, für den Borussia Dortmund durch Erfolgsklauseln 148 Millionen kassieren könnte. Fix sind vorerst 105. Manchester United legte für Belgiens Torjäger Romelu Lukaku 84,7 Millionen auf die Bankkonten von Everton. Die Spitze beim Kaufrausch in Englands Premier League. Die fünf Klubs, Manchester United und City, Chelsea, Tottenham und der FC Liverpool gaben zusammen 1,57 Milliarden für das große Ziel, den Triumph in der Königsklasse aus. Chelsea für Real Madrid-Reservist Morata vorerst 64 Millionen, die Summe kann sich auf 84 steigen. Manchester City investierte in die Verteidiger Benjamin Mendy und Kyle Walker sowie Mittelfeldspieler Bernardo Silva 158,5 Millionen! Sieben der zehn teuersten Transfers gingen auf das Konto von Englands Champions League-Teilnehmern. Man kann das auch ein diskutables Geschäftsgebaren nennen. Seit fünf Jahren sind Englands Klubs Spitzenreiter für Ablösesummen, ohne mit der Titelvergabe wirklich etwas zu tun zu haben.
Bayerns Rekordkauf Tolisso ist in der Rangliste der teuersten Transfer hinter Liverpools Flügelflitzer Mohamed Saleh gerade Zehnter. Weshalb Torjäger Robert Lewandowski Bayerns Chefetage in einem „Spiegel“-Interview vorwarf, zu defensiv einzukaufen, behauptete, Loyalität sei nicht mehr gefragt, weil Geld und Fußball den Erfolg diktieren. Als Folge bekam der Pole Stress mit Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der letzte Woche in Manchester freiwillig den Vorsitz in der mächtigen European Klub Association, der Vereinigung der Spitzenklubs, an Juventus-Boss Andra Agnelli übergab: „Lewandowski ließ sich von den Paris-Transers irritieren, ich bedaure seine Aussagen. Wer künftig öffentlich den Verein, den Trainer oder die Mitspieler kritisiert, kriegt ab sofort Ärger mit mir persönlich.“ Der Startgegner, Belgiens Meister Anderlecht, wird Dienstag in München den internen Bayern-Stress nicht nützen könnne. Anderlechts Last Minute-Einkauf, Ex-Rapid-Torjäger Robert Beric, wird noch auf der Bank sitzen. Der Trainer der Belgier, die letzte Saison im Viertelfinale der Europa League gegen den späteren Titelträger Manchester United voll dagegen halten konnten (zweimal 1:1, beim Retourspiel erst in der Verlängerung mit 1:2 ausgeschieden) kommt aus der Schweiz: Rene Weiler arbeitete vor zwei Saisonen noch in der zweiten deutschen Liga, beim 1.FC Nürnberg, mit den Österreichern Guido Burgstaller und Georg Margreitter. Sein ehrliches Geständnis: „Es soll mir keiner damit komme, die Bayern zu schlagen.“
Die heißesten Aufstiegstipps aus dern acht Vierergruppen sind eigentlich die üblichen Verdächtigen: Manchester United und Benfica Lissabon sind gegenüber Basel und ZSKA Moskau im Vorteil, Bayern und Paris St. Germain gegenüber Anderlecht und Celtic Glasgow, Chelsea und Atletico Madrid gegenüber AS Roma und Qarabag Agdam, Barcelona und Juventus gegenüber Olympiakos Piräus und Sporting Lissabon, Liverpool und Sevilla gegenüber Spartak Moskau und Maribor, Manchester City und Napoli gegenüber Schachtjor Donezk und Feyenoord Rotterdam, RB Leipzig und AS Monaco gegenüber FC Porto und Besiktas Istanbul, Real Madrid und Tottenham gegenüber Borussia Dortmund und Apoel Nikosia. Keine riskanten Prognosen, weil die Schere zwischen „arm“, reich und superreich auch in der Königsklasse immer weiter aufgeht. Am interessantesten könne es zwischen Leipzig, Monaco und Porto sowie zwischen Titelverteidiger Real Madrid, der einen ganz anderen Weg als die Großeinkäufer geht, mit der gleichen Stammelf wie bisher die zweite Titelverteidigung hintereinander angeht, Tottenham und Dortmund werden.