Bevor Rapid in Schottland jubelte, waren Wolfsberg und die Wiener Austria schon ihre Ziele nicht erreicht. Wolfsberg traf vor nur 6720 Zuschauern im Wörtherseestadion gegen Paok Saloniki wie beim 0:0 im Hinspiel als bessere Mannschaft nichts ins Tor, nützte seine Chancen durch Thierno Ballo und Dejan Zukic nicht. Daher gab´s ein Nachspiel, in dem ein Fehlpass von Wolfsbergs Innenverteidiger Cheick Diabate beim Spielaufbau nach 115 Minuten den Kärntnern zum Verhängnis wurde. Mady Camara gelang am Donnerstag ein Sonntagsschuss unter die Latte, ließ Tormann Nikolaus Polster keine Chance. Damit muss Wolfsberg ins Play off der Conference League gegen Omonia Nikosia. Das wird auch keine leichte Angelegenheit. Letzte Saison bezwang Omonia in der Ligaphase Rapid daheim 3:1, in der Qualifikation schalteten die Zyprioten Araz Naxcivan aus Aserbaidschan mit dem Gesamtscore von 9:0 aus. Das erste Spiel ist Donnerstag in Klagenfurt.
Für Austria ist der Europacup vorbei, ehe er richtig begonnen hat. Nach dem 3:4 in Ostrau gab es vor 10.000 Zuschauern gegen Banik, den Vorletzten der tschechischen Meisterschaft, im Viola Park nur ein 1:1 (0:1). Mit 4:5 verabschiedete sich die Austria auch von den Hoffnungen auf Millioneneinnahmen. Austria machte zwar Druck, blieb aber im Prinzip ungefährlich. Ein gefährlicher Schuss von Johannes Eggenstein war vor der Pause die einzige Szene, bei der Austria einem Tor nahekam. Knapp vor der Pause verschuldete Hakim Guenouche unnötig einen Elfmeter, den Ostrau zur Führung nützte. Mit Manprit Sarkaria statt Eggestein gelang nach einem Eckball von Dominik Fitz und einem kurz abgewehrten Kopfball von Tin Plavotic Innenverteidiger Philipp Wiesinger nach 67 Minuten zwar der Ausgleich, klare Chancen aus dem Spiel konnte die Austria nicht kreieren. Auffällig die vielen Fehlpasses, auch wenn kein Gegner in der Nähe war. Zu viele Spieler haben nicht die Form der letzten Saison, beispielsweise Kapitän Manfred Fischer, Abubakr Berry oder Maurice Malone. Auch von Fitz (Bild) kam zu wenig. „Über zwei Spiele waren wir zu schwach für den Aufstieg“, gestand Torschütze Wiesinger. Es war knapp vor Mitternacht, als der Jahrhundert-Austrianer Herbert Prohaska im ORF-Studio am Küniglberg konstatierte: „Derzeit ist bei Austria der Wurm drin. Und zwar ziemlich tief!“ Bezeichnend, dass der 20 jährige Matteo Schablas in den 20 Minuten, in denen er spielte, bessere Szenen hatte als Guenouche zuvor in 76.
Der Versuch von ORF-Reporter Christian Diendorfer, bei Sportchef Manuel Ortlechner Trainer Stephan Helm wegen des schlimmen Fehlstarts mit dem Ausscheiden in zwei Bewerben infrage zu stellen, scheiterte. Die Argumentation von Ortlechner, dass Helm jetzt kein schlechterer Trainer sein kann als zwei Monate zuvor, als die Austria um den Meistertitel mitspielte, war nachvollziehbar. Helm dachte in der schweren Stunde an den FC Liverpool: „Der wird die Saison auch nicht abhaken, weil er den Community Shield verloren hat“, sagte er etwas gewagt ins ORF Mikrofon. Nach dem Misserfolg kam es zu Fanprotesten. Ein besonders verärgerter kletterte über den Zaun und glaubte, den ohnehin frustrierten Verlierern die Meinung sagen zu müssen. Der verletzte Aleksandr Dragovic kam dazu und fand rasch die richtigen Worte. Alles hat seine Grenzen. Eine Attraktion gab es trotz des Ausscheidens doch: Emanuela Rusta, die vierte Offizielle aus Albanien, mit ihrer kunstvollen Zopffrisur.
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