32 Jahre nach dem Ende seiner Trainerära bei der Vienna kehrte Ernst Dokupil, inzwischen 75 Jahre alt, zu Österreichs ältestem Fußballklub auf die Hohe Warte zurück. Der Anlass: Der Ehrenankick beim letzten Zweitliga-Heimspiel der Vienna in diesem Jahr gegen Rapid II. Das Match drängte sich dazu geradezu auf: Dokupil hatte damals Blau-Gelb dorthin geführt, wo die Macher des Traditionsklubs ihn bald wieder sehen wollen. In der Bundesliga, später sogar im Europacup. Dokupil schaffte es damals mit einem fast schon legendären Mittelfeld, in dem Andreas Herzog, Peter Stöger und der verstorbene Gerald Glatzmayer spielten. Damals „wilde“ Talente. Bei Rapid hatte Dokupil von 1994 bis 1998 eine Erfolgsära eingeleitet – der bis heute letzte Cupsieg, der Meistertitel und das Endspiel im Europacup der Cupsieger gehörten dazu.
Dokupil sah ein durchaus interessantes und intensives Match. In dem auf beiden Seiten Talente spielen, die man fördern sollte. Auf den Tribüne gab es weitere interessante Konstellationen: Alexander Wrabetz, der designierte Rapid-Präsident war mit grün-weißem Fanschal gekommen, sass neben Viennas Vizepräsident Roland Schmid, der vor Jahre als Rapid-Präsident kandidiert hatte, aber nicht gewählt wurde. Wenige Plätze weiter unterhielten sich drei, die als Spieler gemeinsam mit Rapid den bisher letzten Meistertitel gefeiert hatten: Viennas Sportchef Markus Katzer, Rapids Sportkoordinator Steffen Hofmann und der grün-weiße Talentemanager Martin Hiden. Der war in Dokupils Rapid-Trainerzeit sein Spieler.
Was Hofmann und Hiden sahen, konnte sie zunächst freuen: Rapid II führte als schnellere und beweglichere Mannschaft beim Comeback von Moritz Oswald nach 49 Minuten 2:0, vergab weitere Chancen, ließ der Vienna damit die Gelegenheit, zur erfolgreichen Aufholjagd. Nach 79 Minuten stand es 2:2, den Ausgleich erzielte mit Lukas Grozurek ausgerechnet ein Ex-Rapidler. Da streckte Viennas Trainer Alexander Zellhofer die Faust in die Höhe. Grozurek kam ins Spiel, weil sich Salzburg-Leihgabe Daniel Owusu ohne Fremdeinwirkung schwer verletzte. Er rutschte auf dem nassen Boden weg, verdrehte sich das Bein. Die bittere Diagnose hieß Knöchelbruch.Vienna erlitt einen „Rückschlag“ im Kampf um den Herbstmeistertitel, was aber keinen wirklich stört. Denn intern ist in dieser Saison die Rückkehr in die Bundesliga kein Thema, es wird intern diskutiert, nächsten März gar keinen Antrag auf eine Bundesligalizenz zu stellen. Egal, wie dann der Tabellenstand ist. Freitag sprang St. Pölten durch ein 2:1 gegen Lafnitz auf Platz eins, da Horn erst Sonntag im Niederösterreich-Derby Amstetten empfängt. Die Admira reagierte auf die 0:3-Heimpleite gegen Blau Weiß Linz und den Fall auf Platz acht mit einem Trainerwechsel: Die Ära des Deutschen Robert Pätzold ist nach 14 Runden mit nur fünf Siegen und einem Punkteschnitt von 1,29 vorbei. Zuvor war er neun Spiele lang Chef in der dritten Liga bei Ingolstadt (Punkteschnitt 0,78). Die Fehlbesetzung hat Sponsor Flyeralarm zu verantworten.
Rapid II hat´einige Spieler zwischen 18 und 20, die das Potenzial für die Bundesliga haben. Nicht nur Oswald, die Torschützen Nicolas Binder und Oliver Strunz, der ebenfalls bereits in der Kampfmannschaft eingesetzte Verteidiger Pascal Fallmann, sondern auch Tobias Hedl, der jüngere Bruder des Tormanns, der den Assist zu beiden Treffen lieferte, die Innenverteidiger Marko Dijakovic und Aristot Tambue-Kasengele. In Finish kam Furkan Demir, der 17 jährige Bruder des zu Galatasaray Istanbul gewechselten Yusuf, zu einem Kurzeinsatz über fünf Minuten. Bei dem er die gelbe Karte bekam. Als defensiver Mittelfeldspieler ist ein wesentlich rustikalerer Typ als Kreativgeist Yusuf, der bei Galatasaray bisher eigentlich am Abstellgleis steht. Ein Transfer ins sportliche Abseits?
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