Fußball

Bei Sturm kann Leadertyp Mählich nichts überraschen

Schon um neun Uhr früh machte Sturm Graz am Montag das offiziell, das  ohnehin nur noch als offenes Geheimnis galt: Roman Mählich ist Nachfolger von Heiko Vogel, kehrt 15 Jahre nach seinem Abschied als Spieler und Stütze der besten Mannschaft, die Sturm je hatte, mit 47 als Trainer zu Sturm zurück. Sozusagen als lebende Erinnerung an die erfolgreichsten Zeiten der Klubgeschichte. Nach einem durchwachsenen Jahr im „Dream Team“ des FC Tirol unter Hans Krankl kam der beim Wiener Sportclub groß gewordenen Mählich 1995 in die Steiermark, wuchs im Mittelfeld zum „defensiven Gewissen“ der Erfolgsmannschaft von Ivica Osim mit dem magischen Dreieck Ivo Vastic, Hannes Reinmayr und Mario Haas, war mit einem guten Draht zu Präsident Hannes Kartnig damals so wie heute noch immer auch für jeden guten Schmäh zu haben, inklusive Haarfärbungen. Zweimal Meister, dreimal Cupsieger, Gruppensieger in der Champions League, das steht auf der Erfolgsbilanz von Mählich, der auch zu Österreichs Team bei der WM 1998 gehört hatte. Auch Italiens alterndem Topstar Giuseppe Giannini hielt Mählich eine Saison lang (1996/97) den Rücken frei. Teamchef Franco Foda war damals sein Mitspieler, ebenso die Trainer von St.Pölten und Hartberg, Ranko Popovic und Sturm Graz. Auf die trifft Mählich aber nicht mehr in den ausstehenden acht Partien, in denen er mit Sturm den Sprung in die Meisterrunde schaffen soll, nicht mehr „Das Potenzial dazu hat die Mannschaft, jetzt gilt es, das abzurufen“.

Nach dem Abschied von Sturm hatte Mählich die Karriere in Untersiebenbrunn ausklingen lassen. An der Seite seines Freunds Peter Stöger, der ihn später als Routinier zu den Austria Amateuren holte. Die Trainerkarriere Mählichs hat schon acht Stationen: U 19 bei der Austria, Parndorf, Lassee, Mannsdorf, St.Margareten, Akademie bei Admira und  Austria und Wr.Neustadt. Beim ersten Job im profiähnlichen Bereich verpasste er erst im Play-off gegen St.Pölten den Aufstieg in die Zwölferliga, wollte dann nicht mehr weiter machen, blieb als ORF-Analytiker, meist an der Seite von Herbert Prohaska, auf den Bildschirmen präsent. Mit der ersten Trainertätigkeit in der Bundesliga ist nach acht Jahren der TV-Job aber Vergangenheit. Aber aus seinen Kommentaren weiß man, worauf Mählich Wert legt: Als Mannschaft kompakt sein, dem Gegner keine Räume anbieten. In Graz muss er das rasch in die Tat umsetzen.

Er stand bei Sturm schon zur Diskussion, als es um die Nachfolge von Foda ging. Damals fiel die Entscheidung zu Gunsten von Vogel, aber jetzt war Mählich fast alternativlos, auch weil er bei den Fans Kredit hat. Daher konnte Sportchef Günter Kreissl Sturms ersten österreichischen Trainer seit 26  Jahren präsentieren. Als Leadertyp, der als Spieler, Trainer und Mensch für das stand und steht, was bei Sturm gebraucht wird, der auch für eine Motivationsfähigkeiten bekannt ist, den bei Sturm nichts überraschen kann. Mählich wird das alles brauchen. Denn die Vorgabe, Sturm unter die ersten sechs zu bringen, wird alles andere als ein Selbstläufer. Bei bereits acht Punkten Rückstand auf Wolfsberg kann das eigentlich nur auf Kosten von St.Pölten, Hartberg oder der Austria gelingen. Es beginnt für Mählich in Altach, geht dann daheim gegen Wolfsberg, in Hütteldorf gegen Rapid und im letzten Spiel des Jahres gegen Admira weiter. Im Februar und März folgen Mattersburg, der LASK, Meister Red Bull Salzburg und als „Grazer Finale“ die Austria. Da muss Sturm rasch wieder auf die Siegstrasse zurückfinden.

Das gilt aber genauso in Wien für Austria und Rapid, wo es unterschiedliche Reaktionen auf die Sonntags-Niederlagen gab. Rapids Sportchef Fredy Bickel sprach in Wolfsberg beim Sky-Interview von einem „schweren Nackenschlag“, der unglaublich hineingeht, übte Kritik an den Spielern. Die Austria versuchte hingegen das 0:2 gegen Salzburg schön zu reden Die Devise „Charakter gezeigt“ sieht bei nur 36 Prozent Ballbesitz, nur 64 Prozent Passquote und keiner wirklich herausgespielten Torchance sieht das fast etwas nach Realitätsverweigerung aus.

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