„Sie sind sehr gefestigt in allem, was sie tun“. Mit diesem Urteil über die Spieler von Österreichs Meister Red Bull Salzburg lag Genks geschlagener deutscher Trainer Hannes Wolf Mittwoch Abend ganz richtig. Ebenso Salzburgs Sportchef Christoph Freund mit der Feststellung, das es besser gar nicht laufen kann. Alles redet vom „Finale“ gegen Englands Tabellenführer FC Liverpool in zwei Wochen um den Aufstieg ins Achtelfinale der Champions League. Der Titelverteidiger geht als Favorit in das Salzburger Endspiel. Schon allein, weil ihm ein Unentschieden reicht. „Sie sind das weltbeste Team, aber wir sind alle Träumer“ stellte Salzburgs norwegischer Torjäger Erling Haaland Mittwoch Abend wenige Minuten nach dem Abpfiff im „Sky“-Interview fest.
Ebenso, dass er es mag, im Mittelpunkt zu stehen. Der seit Monaten ausverkaufte Hit gegen Liverpool, für den Salzburg bei der aktuellen Nachfrage nochmals 30.000 Karten verkaufen könnte, bietet nicht nur Haaland, sondern allen in ganz Europa diese Chance. Was das für Schlagzeilen machen würde, sollte der Meister aus der „kleinen“ Alpenrepublik die mächtigen Reds in die Europa League schicken. Jeder der Träumer damit seinen Marktwert entscheidend steigern. Liverpools Trainerguru Jürgen Klopp hatte schon nach der Auslosung davor gewarnt, Salzburg zu unterschätzen. Die Konstellation, die sich durch das 1:1 an der Anfield Road gegen Napoli ergab, ist Klopp sicher gar nicht recht. Er wirkte schon Mittwoch Abend bei seinem 100. Spiel in der Champions League etwas genervt, sah erstmals in der Königsklasse die gelbe Karte, verlor zudem mit dem Brasilianer Fabinho einen Schlüsselspieler im zentralen Mittelfeld durch eine Knöchelverletzung. Acht Tage nach dem Match in Salzburg steigt Liverpool in die Klub-WM ein. In Katar als entthronter Titelverteidiger zu spielen, das ist für Liverpool ein absolutes „No Go“.
Salzburgs Trainer Jesse Marsch (Bild oben), in Genk wieder einmal stolz auf die Jungs, sieht seine Mannschaft für das zweite Dell gegen Liverpool gefestigter als vor dem heroischen 3:4 im ersten. Nicht wegen des Heimvorteils: „Der Sieg über Genk war ein großer Schritt in die richtige Richtung, was unsere Stabilität, die Balance zwischen Defensive und Offensive betrifft.“ Dabei fiel auf, wie schnell Max Wöber mit seinen 21 Jahren in ein Leaderrolle für die Defensive hineinwuchs. Als sein Kauf im August offiziell wurde, fragte manche im Salzburger Umfeld, ob man den Wiener mit Rapid-Vergangenheit wirklich brauche. Wöber gab die richtige Antwort: Sie brauchen ihn sehr. Da schätzte Freund alles richtig ein, als er hörte, dass Sevilla bereit war, Wöber zu verkaufen. Es zahlte sich aus, tiefer in die Tasche zu greifen. Der Rekordkauf ist das in ihn investierte Geld wert. Nochmals den Sprung ins Ausland zu versuchen, ist für Wöber derzeit keine Minute ein Thema. Bei seinem Ja zu Salzburg hätte auch er nicht gedacht, vier Monate später die Chance zu haben, Liverpool aus der Champions League zu eliminieren.
„Salzburg kann Liverpool sicher weh tun, wenn jeder eine Topleistung bringt“, prophezeite Sky-Analytiker Andi Herzog. Es ist der Mannschaft zuzutrauen, das am 10. Dezember jeder mehr als 100 Prozent bringen wird. „Wir haben jeden Tag Hunger“, freute sich Marsch. Der Satz bedeutet, dass der Meister die zwei Bundesligapartien bis dahin, am Sonntag in der Südstadt gegen die Admira sowie danach gegen Aufsteiger WSG Swarovski Tirol, nicht auf die leichte Schulter nehmen wird. Erster vor dem LASK zu bleiben, bedeutet eine Ehrensache. 3,50 ist bei tipp 3 die Quote auf Salzburgs Aufstieg. Wer auf den großen Triumph wettet, bekommt das 3,5 fache Geld. Bisher schenkten 52 Prozent der Wetter den Salzburgern ihr Vertrauen.