Die linke Wade brachte Robert Almer als Spitzenmeldung in die Ö3-Weltnachrichten. Passiert Sonntag um 20 Uhr, als der Ausfall des Stammtorhüters für das Match in Belgrad als fix gemeldet wurde. An seinem Fehlen und seinem Ersatz Rambo Özcan lag es wirklich nicht, dass Österreichs Fußballteam dann gegen Serbien mit 2:3 die erste Niederlage seit 13 Spielen, seit dem 1:2 im November 2013 gege Schweden in Stockholm bezog. Die Illusion, eine zweite Qualifikation ungeschlagen zu überstehen, ist vorbei. Die Zweifel, ob die Leistung beim 2:2 gege Wales vier Tage zuvor wirklich so hervorragend war, wie es Teamchef und Spieler behaupteten, bestanden schon vor Anpfiff, als aus Cardiff das überraschende 1:1 zwischen Wales und Georgien bekannt wurde, zu dem die Waliser noch viel Glück brauchten. Österreich hat als Vierter je drei Punkte weniger als Serbien und Irland. Zwar ist nach drei von zehn Spielen noch alles offen, aber ein Heimsieg am 12. November gegen Irland im Happel-Stadion würde sehr gut tun. Derzeit muss Marcel Kollers Mannschaft fast neidisch zum EURO-Bezwinger Island blicken. Der steht nach dem 2:0 gegen die Türkei ohne Niederlage mit sieben Punkten aus drei Spielen gleichauf mit Kroatien in seiner Gruppe auf Rang zwei, ist auf WM-Kurs. Da wird sich Martin Hinteregger bei der Rückkehr nach Augsburg vielleicht von Mitspieler Alfred Finnbogason, der in Reykjavik bei den zwei Heimsiegen hintereinander sowohl gegen Finnland als auch gegen die Türken traf, etwas häkerln lassen müssen.
Was ist in den fünf Wochen bis zum Duell gegen die Iren zu tun? Auf jeden Fall nicht in Selbstmitleid flüchten, von einer unverdienten Niederlage als bessere Manschaft reden, wie es teilweise versucht wurde. Für David Alaba war nach der Niederlage einiges „schwer zu sagen“. Marc Janko fand, dass man sich „zu blöd angestellt habe, es den Serben bei den drei Toren zu leicht gemacht habe“. Das tue doch ein bisschen weh. Die beste Idee kam Marko Arnautovic: „Wenn man auswärts in drei Konter läuft und so die Tore kassiert, dann muss man sich hinterfragen.“ Das sollte man aber nicht nur auf die Defensivarbeit beschränken. Auch wenn die im Moment der auffälligste Unterschied zur geschafften Qualifikation zur EURO bedeutet: Damals kassierte Österreich nur fünf Verlusttore (zwei davon im Montenegro, als das Ticket nach Frankreich bereits fixiert war), jetzt in drei Spielen schon fünf. Weil es Probleme mit hohen Bällen gibt, die Raumaufteilung zwischen der Viererabwehr und den zwei zentralen Mittelfeldspielern davor nicht passt, der Abstand zu groß ist. Den Raum nützten die technisch starken Serben aus. Teamchef Marcel Koller bestätigte das vor den ORF-Kameras mit markigen Worten: „Die Offensivspieler müssen eben zehn Meter mehr weiter zurückkommen, Das ist nur eine mentale Sache, dass sie sich in den Arsch kneifen, und die scheiss zehn Meter mehr zurücklaufen. So wie sie es früher machten.“ Bei der Siegesserie zur EURO-Fahrkarte.
Allein mit in den Arsch kneifen, wird es nicht getan sein. Man sollte eigentlich alles hinterfragen. Leider haben zu viele Spieler aus den verschiedensten Gründen derzeit nicht die Form der letzten Qualifikation. Angefangen von Dragovic über Baumgartlinger, Alaba, Junuzovic bis zu Janko trotz dessen 28. Tor für Österreich, womit er jetzt nach Toni Polster, Hans Krankl und Johann Horvath gleichauf mit Erich Hof der viertbeste Teamtorschütze in Rot-Weiß-Rot ist. Da sollte man schon hinterfragen, ob nicht doch mehr als bisher darauf reagiert werden sollte. Dazu nochmals in sich gehen und nachdenken, ob für die Position des linken Verteidigers die naheliegendste Lösung (Alaba) nicht doch die beste wäre. Als Koller nachher das Siegestor der Serben durch den besten Mann am Platz, Dusan Tadic, beim ORF-Interview erstmals genauer sah, vergrößerte das noch die Schmerzen durch sein lädierten linkes Knie. Tadic ließ dabei Kevin Wimmer nicht gut aussehen. Weil er für Koller dabei aber auch das nötige Glück hatte: „Den Ball wollte er so nicht mitnehmen.“ Eigene Pannen können auch zu Toren führen. Derzeit leider nicht für Österreich.