Es finden sich immer noch Möglichkeiten, die Fans abzuzocken, ihnen das Geld aus den Tasche zu ziehen. Zu denen zählt das, was Samstag in Klagenfurt beim 3:1 von Bayern München über Paris St.Germain, beim Duell der Meister aus Deutschland und Frankreich, im Rahmen des sogenannten Champions Cup vorgegaukelt wurde. Nämlich den Hauch von großer Fußballwelt, auf den über 22.000 Zuschauer reinfielen. Denn zu horrenden Preisen ab 55 Euro aufwärts wurde ihnen bloß ein Haucherl geliefert. Etwa durch die neuen Trainer Niko Kovac und Thomas Tuchel. Abends im ZDF-Sportstudio wurde alles bezeichnenderweise als Spaziergang unter Freunden bezeichnet. Traf die Sache besser als International Champions Cup.
Zu sehen war alles auch via TV live auf Sport 1. Zur gleichen Zeit lief auf ORF 1 der Start von Titelverteidiger Sturm Graz in den Uniqa-Cup gegen Siegendorf im Burgenland, im Heidebodenstadion von Parndorf. Wer hin und wieder von der Wörthersee-Arena auf den „Dorfplatz“ zappte, der konnte nur feststellen: Den ehrlicheren Fußball gab´s im Burgenland, etwa von Sturms Führungstorschützen Markus Pink und dem sich aufopfernd wehrenden Landesligaklub als beim Spaziergang unter Freunden in Kärnten von einem der wenigen klingenden Namen wie Arjen Robben oder Franck Ribery. Der Unterschied: Nur 1000 Zuschauer in Parndorf. Aber die mussten dafür auch viel, viel weniger zahlen als für ein Training unter Wettkampfbedingungen. Mit zehn Wechseln bei Bayern und sechs bei Paris St. Germain.
Im Ernstfall wird Kovac bei Bayern nur auf acht Spieler, die er bei seiner siegreichen Premiere auf zwei verschiedene Mannschaften aufteilte, zurückgreifen, Tuchel bei Paris St.Germain auf die Tormannlegende Gianluigi Buffon und Mittelfeldspieler Adrien Rabiot. Der Schütze der Führung für die Franzosen hatte einen klingenden Namen: Timothy Weah, der Sohn des ehemaligen Torjägers Georges, der seit Jänner Staatschef in seiner Heimat Liberia ist. Die Zuschauer in Klagenfurt wissen seit Samstag, wer die größten Hoffnungen in Bayerns U 19, also der dritten Mannschaft, die von Sebastian Hoeneß, dem Neffen des Präsidenten trainiert wird, sind. Für die Bundesliga sind die Jahrgänge 2000 und 2001 namens Oliver Batista-Meier, Josip Stanisic, Clint Richards, Arjan Johansson, Joshua Zirkzee, keine Überlegung wert. Nur für den International Champions Cup, wenn viele Stars fehlen. David Alaba konnte bei seinem Auftritt in der zweiten Hälfte als Innenverteidiger wieder einmal den Beweis der großen Popularität in seiner Heimat genießen. Stellte sich nachher geduldig allen TV-Interviews, lobte die harte Arbeit unter Kovac. Was sollte er auch anders sagen?
Montag fliegt Bayern in die USA zu den weiteren Spielen des von Audi gesponserten Champions Cup gegen Juventus und Manchester City. Auch über dem großen Teich ist die Abzocke möglich. In Österreich und Deutschland und Österreich bietet auch der Start zur deutschen Bundesliga seine Möglichkeiten. Da gibt´s Sonderangebote für das Startspiel des Meisters gegen Hoffenheim am 24.August in der Münchener Allianz-Arena: Ein VIP-Package mit der Möglichkeit, sich nach den Partie mit den Bayern-Stars fotografieren zu lassen, Nicht mit den U19-Hoffnungen. Alles zum Vorzugspreis von 900 Euro! Wahnsinn. Das besondere Service: Abholung durch den ehemaligen Bayern-Spieler Markus Schupp vom VIP-Parkplatz. Der war im Frühjahr noch Sportchef bei St. Pölten. Es werden sich Abnehmer finden.
