Sturm Graz bejubelte den ersten Sieg in einem Europacupbewerb über eine deutsche Mannschaft, das 1:0 über RB Leipzig vor 26 851 Zuschauern fast zu sehr. Sechs Punkte aus der Ligaphase der Champions League mit zwei „Heimsiegen“ in Klagenfurt sind okay, aber nicht mehr. Hätten es gegen die Meister aus Belgien und Portugal, Club Brügge und Sporting Lissabon nicht mehr als kein Punkt sein können? Da sind nämlich die Klubs, die auf Platz 23 und 24 landeten, gerade noch in die Play-offs gerutscht sind. Vielleicht stimmt es auch, was Leipzigs Trainer Marco Rose nach seinem zweiten 0:1 i Wörthersee-Stadion gegen Sturm nach dem 2018 im Cupfinale mit Red Bull Salzburg sagte: „Bei allem Respekt vor Sturm, es ist vor allem an uns gelegen, dass wir verloren. Wir waren nicht genug genug, ordentlich ist nur halbgar!“
Bei Leipzig ist nun wieder Dampf am Kessel, wie Rose sagte. Auch, was ihn betrifft. Donnerstag wurde der bisher von Paris St. Germain ausgeliehene Holländer Xavi Simons um 50 Millionen Euro fix gekauft. Sturm hingegen nützte den letzten Auftritt auf internationaler Bühne besser als Leipzig, zu einem neuen Statement als Nummer eins in Österreich. Trainer Jürgen Säumel (Bild) gelang es, die Mannschaft nach dem 0:5 in Bergamo gegen Atalanta wieder „aufzufangen“ und konkurrenzfähig zu machen: „Wir zeigten Charakter und Mentalität. Das ist Sturm Graz“, stellte Kapitän Ion Gorenc Stankovic fest. Zurecht. Wenn sich Sturm so präsentiert, kommt die heimische Konkurrenz nicht heran. Samstag gilt es das im Cupviertelfinale und sechs Tage später beim Bundesligastart im Spitzenduell zu beweisen. Wenn Sturm die gleiche Einstellung zeigt wie gegen Leipzig, müsste es in Graz zwei Siege gegen die Wiener Austria geben.
Mit Lille kam einer der acht Sturm-Gegner in der Ligaphase direkt ins Achtelfinale. Fünf qualifizierten sich für die i Play-offs, die zwei, die Sturm besiegte (Girona, Leipzig) nicht. Die Salzburg-Bilanz; Zwei Gegner (Atletico Madrid, Leverkusen) direkt im Achtelfinale, vier in der Zwischenrunde (Real Madrid, Brest, Feyenoord, Paris St. Germain), zwei ausgeschieden (Dinamo Zagreb, Sparta Prag). Mit dem 0:3 in Prag begann Mitte September Salzburgs sportliche Talfahrt, die noch immer anhält. Nur Slovan Bratislava bekam 27 Tore so wie Salzburg. Sturm schoss so wie Salzburg auch nur fünf, kassierte aber 13 weniger, holte daher drei Punkte mehr. Weniger Treffer als Salzburg erzielten nur Schlusslicht Young Boys Bern und Bologna.
„Die Champions League war eine Nummer zu groß für uns“, stellte Salzburgs Sportdirektor Rouven Schröder nach dem 0:4 gegen Atletico Madrid im Sky-Interview fest. Das schlimme ist, nichts lässt darauf schließen, dass es besser wird. „Wir machten es dem Gegner viel zu einfach, bei jedem Konter hat es gebrannt“, gestand Trainer Thomas Letsch. Mit solchen Leistungen wird Salzburg auch national nicht bestehen können, speziell im Vergleich zu Sturm. Schröder scheint das noch nicht richtig erkannt zu haben, sonst hätte er am Transfermarkt anders reagieren müssen als mit Mainz-Reservist Karim Onisiwo für die Offensive und dem belgischen Valencia-Reservisten Maximiliano Caufriez für das Abwehrzentrum. Sollten Liverpool-Leihgabe Stefan Bajcetic und der polnische Innenverteidiger Kamil Piatkowski Salzburg in dieser Transferzeit noch verlassen, wäre dies kein Verlust.
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