Fußball

Danke Salzburg, danke!

Innerhalb von 100 Sekunden starb der Salzburger Traum von einem historischen Abend, an dem man den Titelverteidiger in der Champions League eliminierte. Bis zur 57.Minute stand es zwischen dem FC Salzburg, wie die Bullen im Europacup heißen, und Liverpool 0:0, dann folgte mit einem Doppelschlag innerhalb von 100 Sekunden das k.o.. Nochmals eine ähnliche Aufholjagd zu starten wie beim 3:4 an der Anfield Road , das gelang nicht mehr. Daher ertönten trotz 0:2 (0:0) nach Schlusspfiff, als sich die Verlierer von ihren Fans verabschiedeten, „danke, Salzburg, danke“-Sprechchöre von den Rängen. Und das zu Recht.

Salzburg spielte auf eigenen Wunsch ganz in Schwarz wie in Liverpool. Aber schon in den ersten zwei Minuten mussten die ambitionierten Bullen zur Kenntnis nehmen, dass sie viel mehr als normal bieten müssen, um ihr großes Ziel zu erreichen. Da gang es gute Umschaltaktionen, der Weg zum Tor schien für Erling Haaland und Hee Chan Hwang frei, aber Liverpools Abwehrriese Virgil van Dijk holte sie ein, stellte sie. Das hätte kein Abwehrspieler eines österreichischen Bundesligaklubs mehr zu Stande gebracht. Beide „zerschellten“ sozusagen an dem holländischen Abwehrriesen. Keine guten Aussichten für das  Europameisterschaftsspiel zwischen Holland und Österreich im Juni 2020 in Amsterdam.

Danach hielt Österreichs Meister vor den Augen seines ehemaligen Sportchefs Ralf Rangnick und seines letzten Meistertrainers Marco Rose toll mit, kam durch Hwang und Takumi Minamino (Bild oben) sogar in einer Aktion zweimal zu Chancen, in Führung zu gehen. „Um solche Spiele zu gewinnen, muss wirklich alles passen. Da war leider nicht so“, bilanzierte nachher Sportchef Christoph Freund. Eigentlich 100 Sekunden lang, die alles entschieden. Ausgerechnet Tormann Cican Stankovic, der Salzburg zuvor mit glänzenden Reaktionen gegen Mo Salah und den Ex-Salzburger Naby Keita im Spiel gehalten hatte traf zwei falsche Entscheidungen. Als Sadio Mane Jerome Onguene austrickste, lief Stankovic  unnötig aus dem Tor, machte die Sache für den Ex-Salzburger einfacher. Mane kam vor Stankovic zum Ball, zirkelte ihn Keita auf den Kopf, das war das 0:1. Ausgerechnet eine Kombination der Ex-Salzburger. Erst letzten Samstag spielte sich Keita beim 3:0 in Bournemouth in die Startelf: „Anscheinend bildet man hier sehr gute Spieler aus“, fand Sieger Jürgen Klopp nachher. Nur eines der Komplimente, die er an die Verlierer verteilte. Auch beim 0:2 lief Stankovic nach einer verunglückten Kopfballrückgabe von Onguene schlecht heraus, was Salah zu einem Treffer aus unmöglichem Winkel nützte.

„Jesse Marsch hat seine Mannschaft phantastisch auf uns eingestellt“, fand Klopp, „aber ich liebe die Art, wie wir hier aufgetreten sind und spielten. Total konzentriert und konsequent“ Und dennoch hielt Salzburg in dem intensiven Schlagbtausch voll mit, musste aber mit den Toren  Liverpools Überlegenheit anerkennen. Nach dem Doppelschlag hätte die Niederlage höher ausfallen können, so ehrlich muss man sein. Auch die Statistik bewies das: 21:11 Torschüsse für den Titelverteidiger, 57 Prozent Ballbesitz. „Wenn wir hier fünf, sechs Tore schießen, darf sich keiner beschweren“, behauptete Klopp. Und trotzdem heißt es „danke Salzburg, danke!“ Denn alle sechs Gruppenspiele gegen Liverpool, Napoli und Genk waren ein Erlebnis. Auch wenn es drei Niederlagen gab. Marsch verglich den Showdown mit einem Boxkampf im Schwergewicht: „Beide schlugen viel, landeten Treffer. Liverpool zwei mehr!“

 

 

 

 

Foto: Red Bull Salzburg.

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