Der 17. Mai muss künftig Österreichs Eishockey-Nationalfeiertag sein. Als Erinnerung an einen historischen Triumph, an den erste WM-Sieg über die Topnation Tschechien. Nach drei Niederlagen in der Vorbereitung gelang in der Nokia-Arena von Tampere vor 3624 Zuschauern gegen den sechsfachen Weltmeister ein unglaubliches 2:1 (0:1, 0:0, 1:0 0:0, 0:1) nach Penaltyschießen. Im 20. Duell nach 19 Niederlagen. Mit der bisher größten Überraschung der WM haben alle Beteiligten Geschichte geschrieben. Nicht nur Tormann Bernhard Starkbaum, der drei Penaltys abwehrte, nicht nur Brian Lebler, der 38 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit die Verlängerung erzwang, nicht nur Peter Schneider, der als einziger einen Penalty gegen Goalie Karel Vejmelka sehenswert backhand verwertete, alle sind Helden. Auch das Betreuerteam um Teamchef Roger Bader mit seinen Assistenten Philipp Lukas, Markus Peintner, Reinhard Divis und Arno Del Curto. Wie das alles möglich wurde? Grundvoraussetzung: Die Spieler fühlen sich in der Nationalmannschaft wohl. Sie wissen, dass sie dort geschätzt werden. Mehr als bei so manchem Klub. Typisch an diesem Eishockey-Nationalfeiertag: Nicht einmal eine Stunde nach der Schlusssirene in Tampere bejubelte die ICE League als Topmeldung des Tages das Engagement des 35 jährigen Stanley-Cup-Sieger Andrew Desjardins durch Villach. Das ist der Klub, zu dem Verbandspräsident Klaus Hartmann ein Naheverhältnis hat.
Da fehlt völlig das Gefühl. Statt das Nationalteam endlich gebührend zu feiern, glaubt man, dies mit einem Kanadier, der vor sieben Jahren den Stanley Cup gewann, konkurrenzieren zu müssen. Unpassender geht´s nicht. In Wahrheit ist das Eishockeyteam egal, was in den restlichen sechseinhalb Monaten dieses Jahres noch passiert, schon jetzt Österreichs Mannschaft des Jahres. Das Highlight des Sieg gegen Tschechien ist durch nicht mehr zu toppen, weil es bei einer Weltmeisterschaft passierte. Möglich gemacht durch ein sensationelles Teamwork, eine perfekte Vorbereitung, mit der Bader die Mannschaft auf das Niveau der A-WM brachte. Kein Wunder, wenn die Eishocekywelt über Österreich staunt. Das war schon nach den ersten zwei Spielen so, nach dem ersten Sieg erst recht. Der Schweizer „Blick titelte: „Der Del Curto-Zauber hält an!“
Bader lobte: Was wir bei drei Spielen gegen Topnationen in vier Tagen leisteten, dass ist überragend“, . In drei Tagen ging das Team zweimal in die Verlängerung. Gegen die USA endete dies auch wegen etwas Pech mit einer Niederlage, 48 Stunden später mit einer Sternstunde. Der 31 jährige „Tschechen-Experte“ Schneider, der im Nachwuchs bei Budweis ausgebildet wurde, in der Saison 2020/21 bei Kometo Brünn gespielt hatte, gegen die USA nur Aluminium getroffen hatte, sorgte diesmal für den Triumph.
Dabei leistete sich Bader noch den Luxus oder „Leichtsinn“, auf seinen Kapitän zu verzichten. Thomas Raffl wurde für das Mittwoch-Spiel gegen Norwegen geschont. Bis auf das Trio mit Lebler, Marco Kasper und Lukas Haudum änderte der Schweizer alle Sturmlinien. Das erste tschechische Tor nach acht Minuten zählte nach einer Intervention Baders, der den Videoreview forderte, nicht, weil Starkbaum behindert wurde. An Tschechiens Führung nach 18 Minuten gab es nichts auszusetzen. Danach hielten die Reaktionen des zum besten Spieler gewählten Starkbaum Österreich im Spiel, ehe 62 Sekunden vor Schluss Bader alles riskierte, Starkbaum für einen sechsten Feldspieler vom Eis nahm. Das Risiko wurde 24 Sekunden später belohnt: Nach einem abgewehrten Schuss von Dominique Heinrich brachte Lebler den Puck irgendwie ins Tor. Mit dem Fuß verlängerte er ihn in Richtung Tor, gerade noch vor der Linie berührte er ihn auch mit dem Schläger. Daher zählte das 1:1 nach Video-Überprüfung.
Im Penaltyschießen scheiterten die Tschechen dreimal an Starkbaum. Für Österreich vergaben Kasper und Kapitän Manuel Ganahl, bevor der gebürtige Klosterneuburger Schneider traf, Heinrich nach ihm. Aber da kein Tscheche traf, spielt das keine Rolle. Der Jubel in der Kabine war dementsprechend groß. Mittwoch Nachmittag geht es gegen die Norweger, die Dienstag ihren Ruhetag hatten, bisher einen Punkt weniger als Österreich holten, weiter. Wieder mit Raffl. Ein zweiter Sie wäre praktisch schon der Klassenerhalt. Derzeit sind sogar Chancen auf das Viertelfinale intakt. Der ORF reagierte, zeigt das Norwegen-Spiel nicht mehr auf ORF sport +, sondern auf ORF 1. Ein Zeichen von Anerkennung.
Foto: IIHF.