Eishockey

Das Eishockeyteam und die gestiegenen Erwartungen

Freitag Auftakt zur mit Spannung erwarteten Eishockey-WM in der Slowakei: In Kosice mit Frankreich-Kanada und dem Duell zwischen USA und Veranstalter Slowakei, in Bratislava mit Russland-Norwegen und dem ersten großen Kracher zwischen Tschechien und Titelverteidiger Schweden. Dort geht´s auch für Österreich am Samstag Nachmittag gegen Lettland los. Gleich mit dem oder den ersten Punkten? Man kann es drehen und wenden, wie man es will: Die Erwartungen an das Team um Kapitön Thomas Raffl (Bild oben) sind im Vergleich zum Vorjahr in Kopenhagen gestiegen. Damals stand für den Aufsteiger Österreich nur der Klassenerhalt im Vordergrund, der mit dem Sieg über Weißrussland gesichert wurde. Natürlich geht es ab Samstag bei sieben Partien innerhalb von zehn Tagen in der nach dem ehemaligen Eiskunstlauftopstar Ondrej Nepela benannten Arena, die 10.000 Zuschauer fasst, vorrangig darum. Aber es gibt nicht nur unter den Fans einige, die vom Aufstieg ins Viertelfinale reden. Auch in Spielerkreisen haben das einige im Hinterkopf. Und das in einer Gruppe, in der sie mit Russland auf einen WM-Favoriten, mit Schweden auf den Titelverteidiger und mit dem Nachbarn Schweiz auf den Finalisten des Vorjahrs sowie auf Tschechien treffen. Eigentlich unglaublich.

Die Spieler umschreiben die Erwartungen vorsichtig: Sie wollen schon vor dem letzten Match gegen Aufsteiger Italien genug Punkte haben, um als Teilnehmer an der Weltmeisterschaft 2020 festzustehen. Sie trauen sich zu, die gegen Lettland, die Schweiz und Norwegen zu holen. Gegen die Letten verlor Österreich zuletzt vor vier Jahren bei der WM in Prag erst nach Verlängerung, ebenso gegen die Schweiz letztes Jahr in Kopenhagen nach einer Weltklasseleistung von Tormann Bernhard Starkbaum.  Die Norweger gelang es vor drei Monaten in Klagenfurt 2:0 zu besiegen. Heimvorteil so wie im Februar müsste Österreich auch in Bratislava vor den Toren Wiens haben: An die 15.000 österreichische Fans werden zu den Spielen dort erwartet.

Die Quote auf den Eishockeyweltmeister Österreich steht bei tipp 3 auf 500:1. Den Tipp wird keiner wagen. Den auf das Viertelfinale aber einige. Die gestiegenen Erwartungen sind nachvollziehbar, haben sich Teamchef Roger Bader und die Spieler selbst zuzuschreiben: Wer Tschechien und Slowakei in die Verlängerung zwingt, Deutschland auswärts besiegt, gegen Kanada so eine gute Figur macht wie Dienstag beim 5:7 in Wien, der liefert dafür Argumente. Da vom  besten österreichischen Team seit Jahren zu reden, ist durchaus legitim. Mit Spielern, die nur wenige auf der  Rechnung hatten. Wie etwa Dornbirn-Verteidiger Raphael Wolf und der 19jährige Davos-Stürmer Benjamin Baumgartner. Der scheint nicht einmal unter den 48 WM-Kandidaten im offiziellen Guide des Verbands auf. Wer den Youngster erstmals gegen Kanada in Aktion sah, war von dessen Unerschrockenheit und Potenzial beeindruckt. Klar, dass er Donnerstag mit zu seiner ersten A-WM fuhr. Ob er  beim Auftakt spielt, ist ungewiss. Bader: „Er hatte bei Davos zuletzt viel Eiszeit, spielt früher bei der U 18-und U20-WM auffällig gut“. Mitunter sogar auffälliger als der als Tootalent gefeierte Kanada-Legionär Marco Rossi.

Mit zu den Ursachen der gestiegenen Erwartungen gehören die starken Leistungen der Torhüter in der Vorbereitung trotz wenig Spielpraxis bei der total auf Legionäre fixierten Klubs. Starkbaum überzeugte gegen Dänemark und Kanada, David Kickert gegen Tschechien, die Slowakei und Kanada, Salzburgs Lukas Herzog beim Sieg in Deutschland. Da macht Bader Tormanntrainer Reinhard Divis ein Kompliment: „Er hat hervorragende Arbeit geleistet.“ Seine Devise, um die gestiegenen Erwartungen zu erfüllen: „Wir können es nur im Kollektiv schaffen.“ Darum wird er in Bratislava nochmals mit Michael Raffl reden: „Er fordert von sich selbst, die Spiele zu entscheiden, weil er unser einziger NHL-Legionär ist. Das braucht er gar nicht. Wir haben ein starkes Kollektiv.“ In dem stets andere aufzeigen. Das beste Beispiel: Alexander Rauchenwald. Gegen Kanada war der Salzburg-Center aus Villach eigentlich gar nicht eingeplant, spielte aber doch, weil Routinier Raphael Herburger geschont wurde. Und wurde zum besten Österreicher gewählt.

Sollte das Viertelfinale geschafft werden, kann Verbandschef Gernot Mittendorfer die Prämien-Schatulle für die Spieler weiter öffnen. Nach letztem Stand sind nur zwischen 2000 und 3000 Euro für die ganze WM drinnen. Wegen des Gelds spielt sicher keiner in Bratislava, sondern wegen des sportlichen Herausforderung.  Um diese Summen würden sich beim Fussballteam so mancher nicht einmal umziehen. Damit ist aber sicher nicht David Alaba gemeint.

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