Fußball

Das Geständnis von Djuricin: „Für Rapid viel zu wenig“

Die Bundesligazeichen im Zeichen des Tods von Ligapräsident Hans Rinner, der mit 54 Jahren den Kampf gegen den Krebs verlor: Eine Trauerminute vor dem Anpfiff zu jedem Spiel, die 1500 Sturm-Fans kamen zum Gedenken an den Chef ihres Klubs, den er bei seiner Übernahme nach den Finanzproblemen zwischen 2007 und 2010 wieder  in sichere Gewässer brachte, ganz in schwarz nach Hütteldorf, entrollten in ihrem Sektor ein Transparent“ Ruhe in Frieden, Hans Rinner“.  Im Gedenken fehlten Sturm acht Minuten zum zweiten Saisonsieg im Allianz-Stadion. Das erste Saisontor von Boli Bolingboli rettete für Rapid ein 1:1 (1:1), mit dem Sturm in der aktuellen Situation besser leben konnte.Durch den ersten Punkt in diesem Jahr, in der Ära von Trainer Heiko Vogel,  Rang zwei abgesichert. Aber eine Prognose drängte sich nach dem Schlager zwischen Drittem und Zweitem auf: Salzburg wird wieder mit einem zweistelligen Vorsprung Meister. Und die ist nicht einmal riskant.

Auch die Rapid-Fans entrollten Transparente. Nach einer halben Stunde, als Sturm nach einem Fehler von Tormann Richard Strebinger bereits durch Torsten Röcher in Führung lag. Auf denen stand Ärger  über die Chefetage zu lesen: „Statt vor Medien und Gesellschaft in die Knie zu gehen, besser Kampf gegen sportlichen Stillstand forcieren“. Bei sportlichem Stillstand kann keiner widersprechen. Den gestand auch Trainer Goran Djuricin bei seiner Analyse ein. Mit den Sätzen „noch nie so wenig Chancen kreiert“ oder  „zwei Punkten aus drei Spielen sind viel zu wenig“. Eine Mannschaft mit mehr Selbstvertrauen als Sturm nach drei 0:1-Niederlagen in Serie hätte Rapids Eigenfehler nicht zu einem, sondern sogar zu fünf Toren genützt. Die Niederlage verhinderte außer Bolingoli auch Strebinger, in dem er in der Nachspielzeit gegen Ex-Rapidler Peter Zulj seinen Fehler ausbesserte, den Schuss aus kurzer Distanz irgendwie parierte. Aber trotzdem gab´s schon zur Pause und erst recht nach Schlusspfiff Pfiffe, schickte der Fanblock die Mannschaft verärgert weg, als die sich für die Unterstützung bedanken wollte. Rapid verlor Platz drei an die Admira von Ernst Baumeister, die ersatzgeschwächt in Wolfsberg 3:1 gewann. Und ist mit dem Fünften LASK,der Altach 2:0 bezwng und nächsten Samstag in Hütteldorf gatiert, gleichauf. Das ist blamabel genug. Aber noch schlimmer: Geht es so weiter, dann droht die Gefahr, zum zweiten Mal hintereinander nicht die Qualifikation zum Europacup zu schaffen. Rapid steuert mit Riesenschritten wieder einer Situation entgegen, in dem es letztes Jahr zum Trainerwechsel von Damir Canadi zu seinem Assistenten Djuricin gekommen war. Die Stimmung ist fast wieder so brisant wie damals. Fünf grün-weiße Heimspiele hintereinander ohne Sieg gab es zuvor in der Bundesliga noch nie.

Okay, Rapid hatte bei 0:0 bei einem Stangenschuss von Thomas Murg, der  ansonst zu wenig zeigte, Pech. In der zweiten Hälfte bei einem Lattenknaller von Tamas Szanto. Aber die ehrlichen Worte von Djuricin klangen fast wie eine Selbstanklage. Gegen seine personellen Entscheidungen, gegen die Spielanlage. Wie erwartet weiter mit Thanos Petsos und Veton Berisha, die ihre Aufstellung zum x-ten Mal nicht rechtfertigten. Dass der Grieche seinen Austausch unübersehbar mit Kopfschütteln quittierte, mit Djuricin zu diskutiere begann, beweist, dass da vieles falsch läuft. Zwei rechte Verteidiger auf der Ersatzbank, Steffen Hofmann überzähliger Ausländer, auf der Tribüne. Die Feststellung, nicht nachvollziehbar, fast klubschädigendes Verhalten, ist eine Wiederholung, aber sie stimmt. Die Einwände, das Tempo könnte Hofmann überfordern, ist gewagt, weil noch nie bewiesen. Außerhalb des Rasens gibt´s ja bei Rapid neue Ideen. So konnte man Samstag sein Auto während des Spiels waschen lassen, wenn es in der Stadiongarage stand. Zündende Einfälle täten auch am grünen Rasen gut.

Es war keine gute Idee, gegen Sturms Fünferabwehr den schnellsten Spieler, Philipp Schobesberger, zentral an vorderster Front aufzubieten, Joelinton dahinter im offensiven Mittelfeld ackern zu lassen. Wenn man eine Fünferkette knacken kann, dann am ehesten über außen, wenn man dort schnelle Spieler wie Schobesberger dementsprechend einsetzt. Dann müssten sich  die Außenverteidiger offensiv öfters einschalten als es Stephan Auer tat. Rapid läuft zu viel mit dem Ball statt den laufen zu lassen. Grundlegende Fehler. Auch Lucas Galvao und Dejan Ljubicic, sonst sichere Werte, ließen sich diesmal an der allgemeinen Schwäche anstecken. Und dennoch zählten sie zu den Aktivposten. Bedenklich. Bei Rapid besteht Handlungsbedarf. In vieler Hinsicht.

Das gilt fast noch mehr für die Austria nach dem 1:2 bei Mattersburg, der Mannschaft des ehemaligen Austria-Trainers Gerald Baumgartner, in letzter Minute: Siebenter hinter den Burgenländern, neun Punkte hinter den Europacupplätzen. Und das nur 13 Runden vor Schluss. In sechs Partien dieses Jahres schafften weder Rapid noch Austria einen Sieg, sondern zusammen nur drei Unentschieden. Wiens Fußball am Boden, Und darunter leidet die ganze Liga.

 

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