Fußball

Was macht Baumeister besser als Djuricin und Fink?

Admiras Präsident Philip Thonhauser gesteht, sich derzeit fast täglich zur Entscheidung zu gratulieren, Sportchef Ernst Baumeister auch den Trainerjob anzuvertrauen, als  Damir Buric lieber zum deutschen Zweitligisten Fürth wechselte, zu gratulieren. Verständlich. Denn seit Samstag liegt der Aussenseiter Admira vor beiden Wiener Großklubs, erstmals seit 29. August 2015. Damals nach sieben Runden der Saison, jetzt schon nach 23. Auch vor drei Jahren hieß der Trainer Baumeister, damals noch mit Oliver Lederer an der Seite. Der es genoss, dass ihn viele als wahren Chef sehen wollten, dem halt die UEFA-Lizenz fehlte.  Jetzt blamiert Baumeister Rapid und noch mehr seinen Ex-Klub Austria. Die Admira hat nicht einmal die Hälfte des Budgets von Grün-Weiß und Violett. Aber einen Punkt mehr als Rapid und zehn als Austria. Und 30 mehr als das Schlusslicht St. Pölten, das mehr Unterstützung vom Land Niederösterreich bekommt als die Südstädter, mit Lederer. Was macht Baumeister mit seinen 61 Jahren besser als Fink mit 50 bei Austria und  Djuricin mit 43 bei Rapid? „Sky“ präsentierte Samstag Abend nach einem Sager von seinem Experten Alfred Tatar eine Photomontage vom „Zauberer“ Baumeister im Smoking mit Fliege.

Wenn Fink, der seine Mannschaft zu Saisonbeginn noch in der Rolle des Salzburg-Jägers gesehen hatte,  derzeit sagt, wir müssen insgesamt alle ruhig bleiben, dann meint er wohl auch, keine Trainerdiskussion vom Zaun zu brechen. Baumeister redet davon, damit keiner wegen des unerwarteten Höhenflugs abhebt, trotz der schönen Momentaufnahme am Boden bleibt. Aber das Ziel, unter den erste vier zu bleiben; hat er schon. Bedeutet wohl, er will vor seinem Ex-Klub Austria landen. Für ihn steht Admira nicht umsonst so weit oben. Weil es gelingt, einen sehr guten Fußball zu bieten, mit viel Spielwitz, Freude und vor allem großer Konzentration. In dem einer für den anderen da ist, einer für den anderen rennt.  Das schafft derzeit kein Djuricin, kein Fink. Baumeister vertraut mehr als seine zwei Kollegen den Talenten aus dem eigenen Nachwuchs. Einem Pascal Petlach, Wilhelm Vorsager, Marco Hausjell oder Sasa Kaladjzic, denen er auch Fehler verzeiht, sie nicht gleich wieder opfert. Das wissen die. Das Vertrauen entzieht Spielern nur, wenn er sich von ihnen hintergangen fühlt. Bestes Beispiel Marcus Wostry: Einen Tag, nachdem Baumeister seinen Abwehrchef gefragt hatte, ob er schon beim LASK unterschrieben habe und von ihm ein nein als Antwort hörte, gaben die Linzer die Verpflichtung Wostrys für die nächsten drei Saisonen bekannt. Das machte Baumeister zornig, deshalb zog er die Reißleine. Aber einen verdienten Spieler wie Steffen Hofmann würde Baumeister nie so respektlos behandeln wie Djuricin. Und vor allem würde er erkennen, dass er den Routinier eher brauchen könnte als andere Legionäre.

Obwohl Fink in sieben Jahren Bayern viermal Meister und dreimal Cupsieger war, je einmal Champions League und Weltpokal gewann, als Trainer zweimal mit Basel zwei Schweizer Meistertitel schaffte und beim Hamburger SV knapp an der Europa League-Qualifikation scheiterte, mehr Erfahrung als Baumeister hat er nicht. Auch der spielte in seinen 13 Jahren bei Austria in seinen 328 Spielen im Mittelfeld oder als Linksverteidiger mit Austria in einem Europacupfinale, war achtmal Meister, viermal Cupsieger und zum Unterschied von Fink in 39 Länderspielen bei zwei WM-Endrunden dabei. Ihm kann man nichts vormachen. Da kommt Djuricin mit beiden nicht mit. Austrias Trainer ist zwar sehr eloquent, kann alles in einem Redeschwall argumentieren, aber die schlichten Baumeister-Interviews sind Weltklasse. Wenn er bemerkt, man dürfe den Fußball nicht verkomplizieren, da noch immer elf gegen elf spielen Und ihm zum Thema moderner Konzeptttrainer einfällt, dass zu viele Konzepte nur für Verunsicherung sorgen würden. Es würde ihm nie einfallen, nur um als modern zu gelten, davon zu reden, dass man zu wenig in die Box gekommen sei. Wie es Djuricin nach Rapids Enttäuschung gegen Sturm tat. Baumeister würde vom kleinen Strafraum oder Torraum sprechen. Bei Admira steht ein Trainer weniger unter Druck als bei Rapid oder Austria. Aber der coole Baumeister  könnte sicher auch mit Druck umgehen. Ganz locker.

Trainerdiskussionen gibt´s bei Rapid und Austria. Beim Vierten aus Hütteldorf vorerst nur schon ziemlich laut in den Fanforen, offiziell heißt es kein Thema. Austrias Sportchef Franz Wohlfahrt versichert, dass für ihn vor allem die Menschlichkeit zählt, er daher keine Personalentscheidungen trifft, ohne lange nachzudenken. Samstag muss die Austria in die Südstadt. Admira bezog die einzige Heimniederlage dieser Saison gegen Baumeisters Ex-Klub. Damals hieß der Trainer aber noch Buric. Fink bemerkte nach Austrias 1:2 in Mattersburg, derzeit genüge es gegen die Austria zu fighten. Das wird die Admira garantiert tun.

 

Foto: © FOTObyHOFER/CHRISTIAN HOFER.

Meist gelesen

Nach oben