Fußball

Das Original aus der Mozartstadt kämpft gegen die Realität

Vier Duelle zwischen Liga zwei und Bundesliga, vier von Zweitligisten sowie acht zwischen Klubs aus den Regionalligen und der höchsten Spielklasse bringt Dienstag und Mittwoch die zweite Runde des Uniqa-Cups.Wobei eines allen anderen 15 Partien klar in den Schatten stellt: Austria Salzburg, Tabellenführer der Regioanlliga West, fordert Abonnemetmeister Red Bull Salzburg. Da spielen viele Emotionen mit, daher gilt der Schlager, der in Grödig vor ausverkauftem Haus, sprich 4100 Zuschauern in Szene und in ORF 1 live übertragen wird, als Hochrisikospiel. Für das man wohl 20.000 Karten verkaufen hätte können. Schon die Wahl des Spielorts zeigt die Gegensätze: Die kleine Heimstätte der Austria in Maxglan kam aus verschiedenen Gründen nicht infrage, aus wirtschaftlichen Gründe in die große Bullen-Arena  nach Wals Siezenheim zu „wechseln“, lehnten die Fans kategorisch ab. Und ob der Meister dem überhaupt zugestimmt hätte? Bedenken, dass einige „Hardcore“-Fans der Austria versucht würden, das Stadion zu beschädigen, gab es schon.

Das geht alles auf das Jahr 2005 zurück. Austria Salzburg hatte als Vorletzter der Liga auch massive finanzielle Probleme. Präsident Rudi Quehenberger konnte Red Bull-Boss Didi Mateschitz, der Fußball eher reserviert gegenüber stand, überreden, den Klub zu übernehmen. Das war auch ein Entgegenkommen von Mateschitz gegenüber Quehenberger, der mit seinem Transportunternehmen anfangs mitgeholfen hatte, dass Red Bull Flügel verleihen konnte. Quehenberger sah der Realität ins Auge, wurde Ehrenpräsident des „neuen Klubs“, viele Fans lehnten den ab. Wegen des Wechsels der Klubfarben von Violett auf Rot-Weiß, wegen des Red Bull-Logos auf den Dressen. Das kam es mitunter sogar zu Ausschreitungen, Randalierer bekamen Hausverbot. Einen harten Kern gibt es noch immer. Die sehen ihre Austria im Gedanken an Tradition als das „Original aus der Mozartstadt“, nahmen den Namen Red Bull nicht in den Mund. So war nach der Cupauslosung auf der Austria-Homepage   auch vom „Werkstteam aus Fuschl“ die Rede.

Vor 18 Jahren wurde die Initiative Violett-Weiß ins Leben gerufen. Gegen die Kommerzialisierung im Fußball, zur Unterstützung der Tradition, für die Austria Salzburg in Erinnerung an die Erfolge der Neunzigerjahre mit drei Meistertiteln, UEFA-Cup-Finale und Champions League steht.  Die Initiative wurde europaweit unterstützt, in Österreich unter anderem von Hans Krankl, der am Ende seiner aktiven Karriere Austria Salzburg zum Aufstieg in die Bundesliga verholfen hatte, und Herbert Prohaska. Die Unterstützung gibt es weiterhin. Sonntag unter anderem in Hütteldorf, als die Ultras von Rapid und Sturm Graz zeitgleich ein Transparent mit der Aufschrift „Salzburg ist nur violett“ in die Höhe hielten. Ähnliche Aktionen gab es in den Fankurven von LASK, Austria Wien, sogar in der von Freiburg beim 0:0 in Frankfurt. Der Cupschlager sorgt europaweit für Interesse, auch Journalisten aus Deutschland sind akkreditiert,

Die neu gegründete Salzburger Austria begann 2005 in der zweiten Klasse, kehrte 2015/16 in den Profifußball zurück, musste in der zweiten Liga Insolvenz anmelden und daher zurück in die Regionalliga. Unlängst verkündete Obmann Claus Salzmann die frohe Botschaft, dass Austria Salzburg schuldenfrei ist. Im September wurde das 90 jährige Bestehen mit einer Superchoreografie (Bild) gefeiert, die Dienstagabend noch übertroffen werden soll. Die Zusammenarbeit zwischen den Klubs punkto Organisation verlief reibungslos. Red Bull bekam das „normale“ Kontingent der Gästetickets, in diesem Fall 400. Aus Sicherheitsgründen fahren die Käufer in Autobussen von der Bullen-Arena in Wals nicht viel länger als zehn Minuten zum Gästesektor in Grödig, von dort nach dem Spiel wieder zurück. Salzmann versprach, dass alles friedlich über die Bühne gehen wird. Ob alles ohne Pyrotechnik abgehen wird, kann man fast nicht glauben.

Austria Salzburg hat mit Christian Schaider einen deutschen Trainer, einige Legionäre aus Deutschland und Bosnien.  Red Bull-Trainer Gerhard Struber hat eine Spielervergangenheit bei Austria Salzburg, wurde damals unter anderem von Krankl trainiert, Sollte dem klaren Favoriten vier Tage nach dem unerwarteten Ende der Erfolgsserie in der Bundesliga gegen Aufsteiger Blau Weiß Linz auch im Cup beim Salzburger Traditionsklub ohne den erkrankten Lucas Gourna-Douath und den verletzten Maurits Kjaergaard etwas „passieren“, wäre das mit Hohn und Spott verbunden. Obwohl dies nichts an der Realität ändern würde: Ohne Red Bull-Einstieg würde es Spitzenfußball in Salzburg nicht in dieser Form mit zehn Meistertiteln in Serie geben, hätte die Mozartstadt vielleicht gar keinen Klub in der Bundesliga.

Was Dienstag außerdem interessant wird: Österreichs ältester Klub, die Vienna, fordert auf der Hohen Warte Austria Lustenau, das Schlusslicht der Bundesliga. Zweitligist Vienna konnte sich nach durchwachsenem Saisonstart mit zehn Punkten aus den letzten vier Partien stabilisieren, Lustenau wartet noch auf den ersten Sieg, schaffte bisher nur zwei Unentschieden. Spiele zwischen Vienna und Lustenau gab es bisher nur in der zweiten Liga, Viennas letzter Sieg liegt schon elf Jahre zurück. Bundesliga-Absteiger Ried macht sich gegen Wolfsberg Aufstiegs-Hoffnungen, Zweitliga-Tabellenführer GAK gilt gegen die „Austria-Filiale“ Stripfing als Favorit. Zwischen DSV Leoben und WSG Tirol stellt sich am „Monte Schlacko“ die Frage, welches Tief das größere ist, ob es im vierten Spiel Leobens mit Carstens Janckers Nachfolger Rene Poms als Trainer die vierte Niederlage geben wird.

Foto: Austria Salzburg.

4

Meist gelesen

Nach oben