Fußball

Das U 21-Cordoba liegt in Triest

Hammergruppe für Österreich U 21, der neuen Vorzeigeauswahl in Rot-Weiß-Rot, bei der Europameisterschaft 2019 in Italien: Italiens Ex-Star Andrea Pirlo, der Weltmeister von 2006, zog Freitag Abend bei der Auslosung in Bologna  Titelverteidiger Deutschland, Serbien und Dänemark als Gegner. Gespielt wird in Österreich-Nähe, zunächst zweimal in Udine, am 17.Juni gegen Serbien, drei Tage später gegen die Dänen. Und zum Abschluss in Triest.  Der Papierform nach ist Österreich krasser Aussenseiter. Aber darin liegt für Teamchef Werner Gregoritsch und seine Himmelstürmer die Chance, noch mehr Geschichte zu schreiben, als sie es mit der Qualifikation für die Endrunde ohnehin schon taten. Für die U21 könnt am 23. Juni 2019 das nach der verstorbenen Milan-Trainerlegende Nereo Rocco benannte Stadion in Triest, das 28.500 Zuschauer fasst, ihr Cordoba werden. Wenn etwas gelingt wie der Nationalmannschaft 1978 bei der  WM im argentinischen Cordoba. Nämlich den Titelverteidiger Deutschland zu besiegen und heim zu schicken. Wer wird der U 21-Held wie Hans Krankl 1978 mit seinen zwei Toren zum 3:2?

Der Papierform nach hat Österreich nur geringe Aussenseiterchancen. Vor zwei Jahren in den Gruppenspielen gegen Deutschland in Fürth 2:4 und in St. Pölten 1:4 verloren, gegen Dänemark heuer am 2. März ein Testspiel in Wr.Neustadt ein 0:5 (0:2)-Debakel erlitten,  gegen Serbien in den Gruppenspielen der am Ende erfolgreichen Qualifikation 1:3 in der Südstadt, aber immerhin 0:0 in Novisad. „Natürlich sind wir nur  Aussenseiter“, gab der kampfeslustige Teamchef Werner Gregoritsch nach der Auslosung zu, „aber die Mannschaft präsentiert sich jetzt doch ganz anders, besser  als vor zwei Jahren oder noch im Frühjahr“. Beim Debakel gegen die Dänen waren unter anderem  Stefan Posch, Max Wöber und Konrad Laimer nicht dabei, ganz zu schweigen von Xaver Schlager und Valentino Lazaro aus dem Nationalteam, die bei der Endrunde ebenfalls spielberechtigt wären. Gegen Serbien bewiesen die rot-weiß-roten Hoffnungen im Herbst schon ihre defensiven Fortschritte. Die gestiegene Wertschätzung merkte Gregoritsch auch nach der Auslosung: Österreich ist als Testgegner gefragt, wird im März 2019 auswärts auf Spanien und Italien treffen. Auch gland möchte vor der Endrunde noch gegen Österreich spielen. Samstag vormittg war Gregoritsch mit Teammanager Werner Germ im Raum Udinese und Triest unterwegs, um Quartiere und Trainingsmöglihkeiten zu besichtigen.

Die Gegner? Gegen die Serben heißt es am vor allem Luka Jovic, den Torjäger von Adi Hütter bei Eintracht Frankfurt,in den Griff zu kriegen. Aber auch Nemanja Radonjic von Marseille, der mit Roter Stern Belgrad im August die Qualifikation für die Champions League gegen Red Bull Salzburg geschafft hatte, und Fiorentinas Abwehrspieler Nikola Milenkovic haben ihre Qualitäten. Dänemark? Da warten auf Wöber Ajax Amsterdam-Duelle. Gegen Torjäger Kasper Dollberg und Abwehrspieler Rasmus Kristensen. Der dänische Abwehrchef, Andreas Christensen, spielt bei Chelsea,  Linksfuß Jakob Bruun-Larsen ist bei Borussia Dortmund nach der Rückkehr vom Vfb Stuttgart einer der Offensiv-Raketen dieser Saison. Und Deutschland?  Da bürgen Flitzer Leroy Sane von Manchester City und Leipzig-Torjäger Timo Werner für Qualität, die auch das Leverkusen-Trio mit JonathanTah, Julian Brandts, der wie Werner bei der WM 2018 spielte, und dem 19 jährigen Kai Havertz, der auch schon zu Nationalteamehren kam, hat. Die Chance für Österreich? Dass nicht alle Stars von  Dänemark und Deutschland von ihren Klubs grünes Licht für die EM bekommen.  Bei Sane, Dollberg wäre das vorstellbar. Ob Hütter seinen österreichischen Landsleuten mit einem Nein zu Jovic helfen würde? Dazu ist er bei aller Freundschaft zu Gregoritsch viel zu korrekt.

Eine interessante Person ist der deutsche Teamchef Stefan Kuntz. Sein Vater Günter trug von 1968 bis 1970 den Dress der Wiener Austria, war eine Zentralfigur im Mittelfeld der Meistertruppe unter Ernst Ocwirk. Stefan stürmte bei Bochum, Leverkusen, Kaiserslautern, Besiktas Istanbul und Bielefeld, war deutscher Schützenkönig und Europameister 1996, erzielte in Wembley beim Semifinale gegen England, das im Elferschießen gewonnen wurde, in der regulären Spielzeit den Ausgleich zum 1:1. Von 2008 bis 2016 war Stefan Kuntz Vorstandschef in Kaiserslautern. Engagierte 2012 Franco Foda als Trainer, entließ den nunmehrigen österreichischen Teamchef aber ein Jahr später. Seither gilt er für Foda als „rotes Tuch“. Vielleicht vergrößert das sogar die Chancen von Gregoritsch, Xaver Schlager im Juni 2019 zu bekommen.

Foto: UEFA.com Media.

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