Fußball

Das zweite Zwölfmillionen-Spiel von Salzburg: Atletico Madrid ist noch schwerer als Liverpool

Man kann es Gran Final oder Showdown nennen, das letzte Gruppenspiel von Red Bull Salzburg in der Champions League gegen Spaniens Tabellenführer Atletico Madrid am Mittwoch Abend. Normal wäre das  Spiel seit Monaten ausverkauft, würden 30.000 Zuschauer selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt für eine heiße Stimmung sorgen. In die wird sich Österreichs Meister auch im leeren Stadion bringen müssen, um erstmals das Achtelfinale der Königsklasse zu erreichen. Vom Image her wär es der größte Erfolg Salzburgs in der  Red Bull-Ära. Man kann streiten, ob das Semifinale der Europa League unter Marco Rose 2018 mehr wert war oder nicht, um mehr Geld geht es sicher diesmal. Es ist ein Zwölfmillionen-Spiel: 2,7 Millionen Euro bringt ein Sieg, 9,5 Millionen der Sprung in die k.o.-Phase. Diese Konstellation gab es schon vor einem Jahr beim letzten Spiel gegen den damaligen FC Liverpool. Auch da hätte in Sieg den Aufstieg und so viel Geld gebracht. Was nach dem 0:2 blieb, waren die Zuschauer-Einnahmen.

Nicht nur die fehlende Kulisse macht das zweite Zwölfmillionen-Spiel zu einer noch schwierigeren Angelegenheit als das erste. Atletico Madrid schaffte nämlich im Frühjahr 2020 das, was Salzburg im Dezember 2019 misslungen war. Liverpool zu besiegen. Gleich zweimal (1:0 in Madrid, 3:2 nach Verlängerung an der Anfield Road), scheiterte damals beim Finalturnier in Lissabon an den Leipziger Bullen. Schon damals wurde Kritik an Langzeittrainer Diego Simeone laut, der seit Dezember 2012 im Amt ist. Neun Jahre, in denen Atletico 2014 und 2016 das Finale der Champions League erreicht, 2017 die Europa League gewonnen hatte. Derzeit hat Atletico in der La Liga mit einem Spiel weniger zwei Punkte Vorsprung, sechs mehr als Real Madrid, zwölf mehr als der FC Barcelona, in zehn Runden nur zwei Tore kassiert. Trotzdem sehen viele den 50 jährigen Simeone in einer Art Midlife-Crisis.e Atleticos Ende in Salzburg könnte auch seines bedeuten.

Zwei Tore wie in zehn spanischen Runden bekam Atletico Madrid auch am 27. Oktober von Salzburg im Wanda Metropolitano. Lag zwischen er 47. und 52. Minute sogar 1:2 zurück, als der Schuss von Mergim Berisha (Bild oben) via Felipe Monteiro über die Linie ging. Erst der damals noch 19 jährige portugiesische Jungstar Joao Felix besiegelte nach 85 Minuten mit seinem zweiten Tor Salzburgs Niederlage. Felix, Alt-Star Luis Suarez oder Angel Correa am Toreschießen zu hindern, wird eine Salzburger Mammutaufgabe. Die nur bewältigt werden kann, wenn Tormann Cican Stankovic sich keine schwerwiegenden Patzer leistet wie vor einem Jahr bei beiden Liverpool-Toren. Die zweite ist, gegen die Superabwehr mit dem slowenischen Weltklassetormann Jan Oblak, Stefan Savic, Monteiro, Mario Hermoso und Kieran Trippier ein Tor zu erzielen. Dominik Szoboszlai und Berisha bewiesen in Madrid, dass sie es können. Der Treffer des Deutschen wurde offiziell als Eigentor Monteiros gewertet, ansonst hätte er bereits fünfmal in der Champions League getroffen. Mit vier Treffern liegt er in der Schützenliste auf Platz sechs, mit fünf wäre er Vierter.

Apropos Szoboszlai. Die Gerüchtebörse um ihn erinnert an die um Erling Haaland vor dem Liverpool-Spiel. Hätte Salzburg damals gewonnen, wäre der Goalgetter möglicherweise im Jänner nicht zu Borussia Dortmund gewechselt. Beim Ungarn könnte es ähnlich laufen. Der sensationelle Aufstieg könnte die  Transferpläne auf Sommer verschieben. Fakt ist, dass Szoboszlai bis 15. Dezember Sportchef Christoph Freund und Geschäftsführer Stephan Reiter verständigen müsste, von der Ausstiegsklausel Gebrauch zu machen. Dann müsste der Transfer bis Jahresende fixiert werden, wären in den nächsten zwei Wochen 25 Millionen Euro vom neuen Szoboszlai-Klub, wer immer das auch sein wird, auf einmal fällig.  An einem Weiterverkauf, egal wann, ist Salzburg noch mit 20 Prozent beteiligt. Mit leeren Händen kann man am Ende finanziell  nicht dastehen. Auch sportlich ist das unvorstellbar. Das könnt nur passieren, sollte Lok Moskau Mittwoch in München Bayern schlagen. So viele Stammspiler kann Bayerns Trainer Hansi Flick gar nicht schonen, dass dies passieren wird. Also „droht“ Salzburg im schlimmsten Fall die Europa League.

 


Foto: Red Bull Salzburg.

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