Rapid verkleinerte seinen Kader, verlieh vier Tage vor Transferschluss wieder einen Eigenbauspieler. Diesmal einen, der mit 17 sein Debüt in der Bundesliga gefeiert hatte, aber seit damals praktisch keine Chance erhielt. Das Glück für den inzwischen 19jährigen Kelvin Arase ist, das ein Trainer, der bei seinem Einstand auf Rapids Betreuerbank sass, an das Talent von ihm glaubt, sich sehr um in bemühte. Carsten Jancker, seit Sommer 2017 Cheftrainer beim Zweitligisten Horn, dem der Saisonstart als Aufsteiger in die zweite Liga mit einem Sieg und vier Niederlagen nicht nach Wunsch gelang, bemühte sich sehr um Arase, empfand es fast als vorgezogenes Geschenk zu seinem 44. Geburtstag am Dienstag, dass er Arase einen Tag zuvor leihweise von Grün-Weiß bekam.
Es war am 15. September 2016 im Allianz-Stadion, als Arase beim 3:0-Heimsieg über Mattersburg in den letzten fünf Minuten statt Louis Schaub zum Zug kam. Der Trainer damals hieß Mike Büskens, sein Assistent Jancker. Eine Runde später spielt der in Nigeria geborene Arase, der von der U 15 bis zur 19 alle österreichischen Nachwuchsteams durchlief, beim 0:0 in St. Pölten zehn Minuten. Zwei Monate später war Büskens Geschichte. Nachfolger Damir Canadi brach öffentlich den Stab über Arase, in dem er erklärte, der könne erst in zwei Jahren ein Thema für die Kampfmannschaft sein. Canadis Assistent Goran Djuricin war offenbar ähnlicher Meinung. Rapids gab zwar im November 2017 Arase eienn Profivertrag bis 2020, zum Einsatz kam er in der Bundesliga aber nur zehn Minuten in der letzten Runde der abgelaufenen Saison beim 0:0 in Wolfsberg. Ansonst in der Regionalliga Ost bei der zweiten Mannschaft zum Zug.
Dabei blieb es auch in dieser Saison. Das verlorene Testspiel gegen den Hamburger SV, in dem keiner glänzte wurde einen Tag vor dem WM-Finale am 14.Juli sein endgültiges Verhängnis. In der Entwicklung stecken geblieben, hieß das harte grün-weiße Urteil. Man traut den Talenten aus den eigenen Reihen zu wenig zu. Gibt ihnen nicht den Kredit wie Legionären, die für´s Toreschießen um teures Geld geholt wurden und weiter zum Zug kommen, obwohl sie dies bisher eigentlich mit wenigen Ausnahme schuldig blieben. Da heißt das Urteil dann wertvoll für die Mannschaft, unangenehm für jeden Gegner, reißt Löcher in die Abwehr. In Wahrheit noch mehr in den Rasen. Oder man holt sogar angebliche außergewöhnliche Schweizer Talente, die noch keine Minute in einer obersten Spielklasse zum Zug kamen. Jeremy Guillemenot hat seinen Platz auf der Bank sicher, obwohl er erst nach der Vorbereitung zu Rapid wechselte, wurde bereits zweimal eingetauscht. Was sollen sich da die eigenen Talente denken? Für sie bedeutet, das eine riesige Watschen.
„Für Arase ist es wichtig, dass er in einer höheren Spielklasse möglichst viel Spielpraxis bekommt“, kommentierte Sportchef Fredy Bickel den Tapetenwechsel des Talents, dessen größte Waffe die Schnelligkeit ist. Arases Glück bedeutete es, dass Jancker seine Fähigkeiten kennt und an sie glaubt. Daher gibt´´s die Chance zum Neustart unter einem alten Trainer. Bickel sah darin einen guten und wichtigen Schritt: „Wir sind überzeugt, dass er uns in Folge auch in der Bundesliga wird helfen können.“ Die Worte hört man wohl. Nur fehlt nach den letzten eineinhalb Jahren etwas des Glaube.