Fußball

Das 120 Prozent-Versprechen von Salzburg

Es ist angerichtet in Salzburg. Zur ersten Qualifikation in der  Red Bull-Ära für die Gruppenphase der  Champions League. Nach dem 0:0 im Hinspiel bei Roter Stern Belgrad spricht Mittwoch Abend alles für die international seit 12 Partien daheim ungeschlagenen Salzburger. Jeder Sieg bringt sie weiter, jedes Unentschieden mit Toren die Serben. Das macht die Sache gefährlich. Nach Belgrad gaben Trainer Marco Rose und seine Jungs auch via Video das Versprechen, 120 Prozent zu geben, ab. Aber Rose stellte im Werbetrailer für die Live-Übertragung von Sky trotzdem klar, dass es nicht um Leben oder Tod geht. Sondern nur darum, etwas Besonderes zu schaffen, was einer österreichischen Mannschaft zuletzt 2013 gelang, nämlich der Austria unter Nenad Bjelica gegen Dinamo Zagreb, der jetzt fünf Jahre später als Trainer des kroatischen Meisters an Young Boys Bern scheiterte, Nach dem 1:1 in der Schweiz daheim mit den Ex-Austrianern Emir Dilaver und Marin Leovac 1:2 verloren. Das Ex-Team von Adi Hütter, bei dem der Steirer Thorsten Schick fehlte, damit zum ersten Mal in der Champions League. Geschafft hat es Ex-Rapidler Max Wöber mit Ajax Amsterdam. Er war im Olympiastadion von Kiew beim 0:0 gegen Dynamo 79 Minuten lang ein guter linker Verteidiger. Ajax vergab viele Chancen, unter anderem einen Elfmeter durch den Serben Dusan Tadic. Ebenfalls in der Champions League: AEK Athen.

26.500 Zuschauer in der ausverkauften Arena von Wals Siezenheim werden für eine hexenkesselähnliche Stimmung sorgen. Vor allem die 7200 Fans von Roter Stern im ausverkauften Gästesektor auf der Südtribüne. 2800 Karten machte das offizielle Kontingent, das nach Belgrad ging, aus, 4400 kauften in Österreich lebende Serben. Österreichs Champion hat also 19.300 Fans mehr im Rücken und ein ganzes Land, das ihm die Daumen drückt. Salzburg vergrößerte lieber den Gästesektor als das Risiko, dass es unter seinen Fans und Serbien auf der Tribüne zu Auseinandersetzungen kommen kann, einzugehen.

Wer daheim im Frühjahr gegen Borussia Dortmund mit einem 0.0 den Aufstieg fixierte, Real Sociedad, Lazio Rom und Olympique Marseille bezwang, der kann das auch gegen Roter Stern schaffen. Auf diese einfache Formel lässt sich der  Salzburger Optimismus reduzieren. Daran ändert auch der Ausfall von Zlatko Junuzovic nichts. Bei den Serben fehlt auch ein Stammspieler, die verletzte „Pressingmaschine“ Nikola Stojiljkovic. Die Vertragsverlängerung mit Mittelfeldmotor Diadie Samassekou bis 2021, mit der alle Spekulationen, der 22jährige könnte bis zum Transferende am Freitag den Klub wechseln, falls der Aufstieg nicht gelingt, vom Tisch sind, verbesserte noch die ohnehin gut Stimmung. Das 120 Prozent-Versprechen signalisiert Salzburg Plan: Mehr Wucht ins Spiel bringen als in Belgrad. Rose: „Wir müssen alle dankbar sein, dass wir so ein Spiel vor uns haben. Eine gute Leistung gelingt meistens dann, wenn man sich wohlfühlt, Lust auf die Nummer hat.“

Rose ändert nichts an den unter ihm eingeführten und gewohnten Abläufen am Matchtag: Treffpunkt um 9.30 Uhr im Trainingszentrum Taxham zum gemeinsamen Frühstück. Wer will, kann danach  leicht trainieren. Danach geht´s zum Stadion, um die Dienst-Audis abzustellen. Danach mit dem Bus zu einem Hotel in Stadionnähe. Das Programm dort Mittagessen, Besprechungen. Der Tag wird lang.  Anpfiff ist ja erst um 21 Uhr. Ob Smail Prevljak nach den zwei Toren in Altach  mit Munas Dabbur stürmen wird, bleibt bis 90 Minuten vor Anpfiff ein Geheimnis.

Die UEFA schickt einen ihrer Topreferees nach Salzburg: Den 41jährigen türkischen Versicherungsmakler Cüneyt Cakir, der erst vor wenigen Tagen in Saudiarabien das Match um den Supercup leitete. Bei der WM in Russland pfiff er drei Partien, darunter das Semifinale zwischen Kroatien und England, davor im Mai das Champions League-Halbfinale zwischen Real Madrid und Bayern im Bernabeu-Stadion. 2015 hatte er das Endspiel der Champions League in Berlin, Barcelonas 3:1 gegen Juventus Turin, geleitet. Auch bei Österreichs Team war er schon im Einsatz. Zuletzt im Oktober 2016 in der WM-Qualifikation beim 2:2 gegen Wales im Happel-Stadion, drei Jahre zuvor beim 1:2 gegen Schweden in Stockholm, das  die Chance auf das WM-Ticket gekostet hatte. Damals zeigte Cakir Marko Arnautovic in letzter Minute zu Unrecht die rote Karte.

Wieder ein Referee aus der Türkei. das mag bei Salzburg schlechte Erinnerungen an das Vorjahr hervorrufen. Als Cakirs nicht so bekannter Landsmann Hüseyin Göcek beim 0:0 in Rijeka ein korrektes Tor von Reinhold Yabo annulliert und damit Salzburgs Aufstieg ins Playoff verhindert hatte. Aber daran denkt jetzt niemand mehr. Weil Salzburg jetzt besser und gefestigter als damals zu Beginn der Ära von Rose ist, zudem das Erfolgserlebnis in der Europa League mit dem Aufsieg bis ins Semifinale hinter sich hat. Eine Leistung wie in den vier Heimspielen gegen Real Sociedad, Dortmund, Lazio und Marseille wird garantiert zum Aufstieg in die Königsklasse reichen. Der dann wartende Millionenregen, allein durch das  Startgeld von 15,25, ist nicht der große Anreiz: Denn dank seiner Erfolge und lukrativen Verkäufe hat Red Bull Salzburg genug Geld in der Kassa. Jetzt geht´s um den großen sportlichen Prestigeerfolg, das „Debüt“ unter Europas Elite

Foto: © FC RedBull Salzburg Media .

Meist gelesen

Nach oben