Unglaublich und garantiert auch selten, dass ein 29jähriger schon der älteste Spieler im Kader ist. Aber das passiert dem Salzburger Stefan Ilsanker in seiner vierten Saison bei RB Leipzig. In der zählt er wie Landsmann Marcel Sabitzer, der nach seiner Schulteroperation im Frühjahr wieder voll im Training steht, zu den neun „Bullen“, die wissen, wie es ist, einen Trainer zu haben, der zugleich auch Sportchef ist. Ralf Rangnick war das 2015/16, als Leipzig in die Bundesliga aufstieg Dafür übergab er damals den Job als Sportchef bei Red Bull Salzburg an Christoph Freund. Jetzt hat Rangnick die Doppelfunktion in Leipzig nach zwei Erfolgsjahren mit Ralph Hasenhüttl als Trainer wieder. Ein Modell, das in Österreich offiziell beim LASK seit drei Saisonen aktuell ist. In Person von Oliver Glasner als Trainer und Sportchef Eingesetzt von Mastermind Jürgen Werner.. Das Günter Kreissl einmal in seiner Zeit bei Wr.Neustadt versucht hatte, aber fast zu einem Burn-Out geführt hätte, bei Sturm Graz keine Sekunde eine Überlegung wert war. Oder Freund bei Salzburg Sportchef und Trainer? Oder Fredy Bickel bei Rapid? Wie gesagt unvorstellbar.
Der 60jährige Rangnick tat sich das nochmals an, da mit Jungstar Julian Nagelsmann Leipzigs Trainer ab 2019 schon feststeht. Hasenhüttl hatte im Mai den Braten offenbar gerochen, als der Grazer auf eigenen Wunsch Leipzig verließ, weil die vorzeitige Verlängerung des bis 2019 laufenden Vertrags seine Bedingung war, zu bleiben. Daher suchte Leipzig eine Lösung für ein Jahr. Rangnick sträubte sich einige Zeit, ehe er Klub-Boss Oliver Mintzlaff wenige Tage vor Beginn der Vorbereitung zusagte: „Beide Jobs gehen zu hundert Prozent nicht“,weiß Rangnick, „aber ich werde intern belastet.“ Er hat eine ganz Elf von Spezialisten hinter sich, alleine drei Co-Trainer, darunter den aus der New Yorker Red Bull-Filiale gekommenen Amerikaner Jesse Marsch. Rangnick sieht sich als risikoloseste Variante. Erklärte den Kabinen-und Physiobereich sowie Speisesaal und Kraftkammer zur handyfreien Zone. Ließ im Trainingszentrum am Cottaweg auf den Sichtschutzblenden vor den Plätzen neue Motivationssprüche anbringen. Einer heißt „die Stärke eines Teams ist jedes einzelne Mitglied. Die Stärke jedes einzelnen Mitglieds ist das Team.“ Der stammt vom erfolgreichsten Trainer der nordamerikanischen Basketball-Starliga NBA. Phil Jackson hatte mit den Chicago Bulls und Los Angeles Lakers elf Titel gewonnen.
Für Konrad Laimer, den dritten Österreicher bei Leipzig, ist der doppelte Rangnick etwas Neues, für Ilsanker und Sabitzer hingegen nicht. Ilsanker bemerkte bereits, dass in Rangnick noch immer das unglaubliche innere Feuer brennt wie vor drei Saisonen beim Aufstieg: „In den letzten zwei Jahen hat man ja fast gemerkt, dass es in ihm kribbelt, wenn er am Trainingsplatz stand und zuschaute.“
Defensivallrounder Ilsanker weiß, dass auf ihn ein großer Konkurrenzkampf wartet, er auch in der Dreierkette, mit der Leipzig möglicherweise schon operieren wird, weil die als bevorzugtes System von Nagelsmann gilt, Chancen sieht, einen Platz zu erobern. Dabei versucht es es seit einiger Zeit bereits mit Yoga. Jeweils zwei Tage vor einem Spiel oder nach besonders intensiven Trainingseinheiten. Weil die Meditation der Beweglichkeit, der Regeneration mit Tiefenentspannung der Muskeln dient. Wenn Ilsanker bei Leipzig spielt, erhöht das auch seine Chancen bei Franco Foda und Österreichs Nationalteam für die neue Nations League. Das weiß der Salzburger. Zuletzt spielte Ilsanker bei Foda von Beginn an im März beim 3:0 gegen Slowenien in Klagenfurt. Als Teamchef Foda erstmals mit drei Innenverteidigern spielen ließ.
