Fußball

Der erste Härtest für 63 österreichische Video-Referees

Kein Wochenende ohne heftige Diskussionen über den Videoreferee in Deutschland oder auch in der Premier League. Samstag war es der nicht gegebene Handselfmeter und der annullierte Ausgleich bei Southamptons 0:1 gegen Aston Villa, am Sonntag die Szene bei Wolfsburgs Führungstor gegen Freiburg. Die deutschen Diskussionen drehen sich meist um ein Thema: Was ist als gravierende Fehlentscheidung zu werten, nach der das Eingreifen des Videoreferees erfolgen muss, in dem er den Schiedsrichter am Platz zur Überprüfung der Szene in die Video Area bittet? Mitunter  bekommt der dann gar nicht die relevanten Bilder zu sehen. Zwar schwer zu glauben, aber das  passierte dem deutschen Topreferee Felix Brych vor zwei Wochen beim 2:2 zwischen VfB Stuttgart und Mönchengladbach in der Nachspielzeit bei einem Gerangel um Sasa Kalajdzic weiter spielen ließ, dann nach Intervention aus dem Kölner Videokeller in Köln Elfmeter gab, den die Schwaben zum Ausgleich nützten. Dass ihm die Video-Assistentin Bibiane Steinhaus nicht alle TV-Bilder begutachten ließ´, auf denen zu sehen war, dass zunächst ein Mitspieler den Stuttgart-Riesen aus Wien foulte, ärgerte Brych nachher sehr.

In Österreich hätte es eigentlich mit April, mit Beginn der Meisterrunde den Videoreferee geben sollen. Corona und der Lock-Down im Frühjahr verschob alles nach hinten, bis zum Beginn der Saison 2021/22. In der letzten Runde hätte der  Videoreferee einig Male eingreifen müssen. Da hätte Altachs Ausgleich gegen Sturm durch Philipp Netzer ebenso wegen Abseits nicht zählen dürfen wie der zweite Tor der Austria durch Benedikt Pichler beim 2:2 ggen WSG Tirol. Zehn Minuten davor hätte beim Stand von 1:1 der Video Assistant Schiedsrichter Oliver Drachta aufmerksam machen müssen, dass er ein klares Handspiel von Tirol Benjamin Pranter im eigenen Strafraum übersah. Hätte sich Drachta die Szene nochmals angesehen, wäre mit Sicherheit der Elferpfiff gefolgt. Wer glaubt, dass Österreich ähnliche Diskussionen über den Einsatz des Videoreferees wie in England und Deutschland erspart bleiben werden, der liegt völlig falsch. Auch in der Bundesliga wird darüber gestritten werden, ob ein Abseits zu ahnden ist, wenn der Torschütze nur einen Arm vor dem Verteidiger  hat.

Seit November werden 63 österreichische Schiedsrichter und Assistenten zum Video Assistant Referee (VAR) ausgebildet. Zunächst kam der theoretische Teil vor den TV-Schirmen (Bild oben), jetzt folgt  der Praxistests. Da geht es unter anderem um sogenannte Incidents, um das Nachstellen bestimmter kniffliger Situationen mit Mannschaften auf dem Spielfeld, bei denen der Schiedsrichter in Abstimmung mit dem Video Assistenten entscheiden muss. Oder um sogenannt Surrogate Matches, Spiel über die volle Distanz mit simulierter VAR-Kommunikation: „Wir sind im vorletzten Brich der Ausbildung“, meinte Spitzenschiedsrichter Harald Lechner, empfand das irgendwie als Härtetest. Das Hauptanliegen von Schiedsrichterchef Robert Sedlacek ist das ständige Kommunizieren zwischen Schiedsrichter und VAR während des Spiels: „Das muss ihnen in Fleisch und Blut übergehen!“ Noch bleiben dazu sechs Monate Zeit.

Foto: Bundesliga.

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