Es gibt in der jungen Karriere von Yusuf Demir bereits einige Entscheidungen, die sich als nicht richtig erwiesen. Mit 18 zu früh zum FC Barcelona, nach einem halben Jahr Rückkehr nach Wien zu Rapid, dann im letzten September in die Türkei zu Galatasaray Istanbul, als er nach der Rückkehr aus Spanien gerade bei Grün-Weiß Fuß zu fassen schien. Bei den vielen Stars im Kader von Galatasaray hat er wenig Chancen auf Einsätze, auch wenn Trainer Omar Buruk im Juli beim Testspiel in Wien gegen die Austria anders redete. Fünf Wochen später ist der 21 jährige beim FC Basel gelandet. Was seine österreichischen Berater von der Schweizer SBE-Agentur bisher dementierten. Chef der Agentur ist Philipp Degen, Sein Bruder David ist der Präsident des FC Basel, der sich derzeit als Chaosklub präsentiert. Als David Degen noch nicht im Amt war, führte er gemeinsam mit dem Bruder die Agentur.
Basel hat den Saisonstart total versaut. Drei Niederlagen in vier Runden, nur Vorletzter, in der Qualifikation zur Champions League blamabel an Tobol Kostanay aus Kasachstan gescheitert. Demir ist der zehnten Neuzugang, der neunte war Ex-Wolfsberg-Stürmer Maurice Malone. Dem stehen zwölf Abgänge gegenüber, von denen sechs zu den Stützen des einstigen Abonnementsmeisters zählten. Wie Andi Zequiri, der in die Premier League zu Brighton übersiedelte, Andy Diouf (zu Frankreichs Vizemeister Lens), Zeki Amadou (zu Englands Aufsteiger Burnley) oder zuletzt Dan Ndoye, den Bologna als „Nachfolger“ von Marko Arnautovic engagierte. Es brennt in Basel an allen Ecken und Enden, der neue deutsche Trainer Timo Schultz, der von St, Pauli kam, wirkte Sonntag nach der Heimpleite gegen Lausanne schon leicht resignativ. Nicht gerade das Umfeld, das Demir in seiner Situation braucht. Galatasaray verlieh ihn für eine Saison an Basel.
In der Kritik steht auch der deutsche Sportdirektor. Im Februar war Heiko Vogel noch der gefeierte Interimstrainer, weil Basel in der Conference League den damaligen türkischen Meister Trabzonspor eliminierte. Jetzt ist Vogel, der vor fünf Jahren als Trainer mit Sturm Graz den Cup gewann, der erfolglose Sportdirektor. Ob der introvertierte Demir in dieser Situation der richtige Mann am richtigen Ort ist? Wer das bezweifelt, wird nicht ganz falsch liegen. Sein Potenzial zeigte der 20 jährige zum letzten Mal bei Werner Gregoritsch in Österreichs U 21. Das war vor zwei Monaten am 16. Juni beim 3:0 über Island in Wr. Neustadt.
Foto: ÖFB/Patrick Vranovsky.