Vier Tage vor der Qualifikation zur Champions League in Gent tankte Rapid Selbstvertrauen. Durch ein ungefährdetes 4:1 (2:0) gegen eine schwache Admira im ersten Bundesligaspiel der neuen Saison, das aber zugleich auch für Wehmut sorgte: Denn dieses Szenario mit 10.000 Zuchauern und einer positiven Atmosphäre darf es ja nach Willen der Bundesregierung in diesem Jahr nicht mehr geben. Nach diesem Abend im Allianz-Stadion muss man sich noch mehr als vorher fragen, warum eigentlich. Weil alle Vermutungen und Befürchtungen, die Rapid-Fans würden nicht die Sicherheitsregeln wie Abstand halten, Masken im Stadion tragen, befolgen, sich als völlig falsch erwiesen. Es gab kein Gedränge an den Eingängen, hingegen Ordner mit Masken und zum Teil mit Funkgeräten, die genau darauf achteten, dass nicht passiert, was nicht passieren sollte. Als die Fans einmal aufstanden, um „steht auf,wenn ihr Grüne seid“ zu singen,, kam rasch die Bitte von Platzsprecher Lukas Marek via Mikrofon: „Bitte seid´s nett, bleibt´s sitzen, es geht auch so!“ Der Wunsch war den Fans Befehl. Vor Anpfiff gab es bereits Appelle von Präsident Martin Bruckner und Geschäftsführer Christoph Peschek, sich an alle Vorgaben zu halten. Die „Einmaligkeit“ von 10.000 Zuschauern in diesem Jahr beschert einen finanziellen Verlust in siebenstelliger Höhe.
Es zeigte sich auch, dass es nicht eine brechend volle Fantribüne hinter dem Tor mit Choreographien, einem Vorsinger für Sprechchöre braucht, um für die nötige Stimmung zu sorgen. Das besorgte die schnelle Führung nach acht Minuten: Ein schlechter Abschlag von Admiras Kapitän im Tor, Andreas Leitner, mit links kam zu Rapids Kapitän Dejan Ljubicic, der Thomas Murg (Bild oben) ins Spiel brachte. Den attackierte kein Admiraner wirklich und so zirkelte er mit links aus 20 Metern den Ball genau ins lange Eck. Ein Superschuss als erstes Tor der Saison. Auf das wenig später die erste gelbe Karte folgte. Für den Ex-Rapidler im Admira-Dress, Stefan Maierhofer. Für ihn gab es von den Rapid-Abonnenten auf den Rängen wie gewohnt Pfiffe, für den anderen Ex-Rapidler, Jimmy Hoffer, hingegen wie gewohnt sogar Sprechchöre.
Für den ersten Doppelpack der Saison sorgte er grün-weiße Torjäger Taxiarchis Fountas. Knapp vor der Pause nützte er mit links einen Patzer von Admiras Innenverteidiger mit Rapid-Vergangenheit, Christoph Schösswendter, mit links zum 2:0. Beim 3:0 nach 73 Minuten setzte er bei einem von Leitner abgewehrten Schuss von Ercan Kara, der in Richtung Torlinie kullerte, noch nach, drosch ihn zur Sicherheit aus zwei Metern über die Linie. Für den Schlusspunkt traf im Finish der eingewechselte Japaner Koya Kitagawa nach einem Superkonter über Ljubicic und Murg. Dessen Pass zwang Kitagawa sozusagen zum Treffer.
Der herausragende Murg bedeute praktisch einen Neuzugang für Grün-Weiß, weil er ja im Juni in der ganzen Meisterrunde verletzt fehlte. In dieser Form macht der 25 jährige Steirer Rapid sicher stärker. Nicht dabei war Kelvin Arase, der von seinen zwei aufwendigen Spielen in Österreich U 21 mit einem Zwicken im Oberschenkel zurückkam. Daher ließ ihn Trainer Didi Kühbauer zur Vorsicht und zur Schonung für Gent draußen. Sicher ein Zeichen von Wertschätzung. Für Arase kam der 17 jährige Yusuf Demir zum zweiten Bundesligaeinsatz von Beginn an. Das Toptalent, ein anderer Spielertyp als Arase, bewies in den 68 Minuten einmal mehr, dass er mit dem Ball einiges anzufangen weiß.
Die Admira kam nur einigermaßen ins Spiel, als Rapid in der zweiten Hälfte mitunter nachlässig agierte. Maierhofers Kopfball an die Latte nach 69 Minuten beim Stand von 2:0 hätte Spannung ins Spiel bringen können. Auch der Nachschuss mit links hätte sitzen müssen. So kam nur der eingewechselte Marco Hausjell zu seinem persönlichen Erfolgserlebnis. Durch sein drittes Tor in der Bundesliga. Alle gegen Rapid erzielt. Bei Admira muss sich noch einiges ändern, sonst steht wieder Abstiegskampf pur bevor. So werden das auch „Supermind“ Felix Magath und Sportvorstand Franz Wohlfahrt gesehen haben, die nebeneinander auf der Tribüne hinter der Betreuerbank den schwachen Auftritt verfolgten. Wenn die Mannschaft sich noch öfters so ohne Leidenschaft und Feuer präsentiert, dann werden sie wohl auch über Trainer Zvonimir Soldo nachdenken müssen. Ob er die Mannschaft erreicht.
Rapid darf nach dem 4:1 nur einen Fehler nicht begehen: Dem gelungenen Start zu große Bedeutung beimessen, zu optimistisch für Dienstag sein. In Gent wird eine ganz andere Gegenwehr warten. Das weiß auch Kühbauer, den der Siegeswille seiner Mannschaft zufrieden stellte: „Aber wir hätten mehr Tore schießen können und müssen“. Mehr Effizienz Dienstag kann nicht schaden. Gent verlor Freitag Abend in der Eerste Klasse bei AS Eupen 1:2 (0:1). Die Führung der Sieger erzielte der Ex-Salzburger Smail Prevljak. Für Gent traf der belgische Mittelfeldspieler Sven Kums 27 Minuten vor Schluss zum Anschlusstreffer. Kapitän Vadis Odjidja fehlte. Die Meldungen von einem positiven Corona-Test, der auf eine Behandlung bei einem Kniespezialisten in Kroatien folgte, könnten stimmen.