Große Bühne für Peter Pacult bei seinem zweien Auftritt als Austria Klagenfurt-Trainer im Allianz-Stadion. Waren es vor zehn Monaten am 23. Mai nur 750 Zuschauer, als er mit Austria Klagenfurt in der letzten Runde der zweiten Liga am Weg zum Aufstieg Rapid II 2:1 bezwang, so werden es Sonntag an die 20.000 sein, wenn er mit Klagenfurt die bessere Ausgangsposition gegenüber seinem Ex-Klub verteidigt, mit dem er als Spieler Meister und Cupsieger sowie im Europacupfinale der Cupsieger war und als Trainer 2008 den bisher letzten Meistertitel der grün-weißen Klubgeschichte gewann. Zoran Barisic, jetzt Sport-Geschäftsführer, war damals Pacults Co-Trainer, Steffen Hofmann, jetzt Sportkoordinator, der herausragende Kapitän, der verlängerte Arm von Pacult am Spielfeld. Pacult-Kenner Hofmann weiß, wovon er spricht, wenn er prophezeit: „Die Klagenfurter werden voll aufgezuckert sein.“
Um vor Rapid und unter den ersten sechs zu bleiben. Wer hätte das zu Saisonbeginn gedacht? Sicher nicht einmal Realist Pacult. 30 Punkte nach nur 21 Runden waren im Juli eigentlich unvorstellar. Jetzt wäre Rapid über dieses Punktekonfo froh, muss Pacults Kollege Ferdinand Feldhofer zugeben: „Klagenfurt steht zu Recht auf Platz vier!“ Er sieht das Match als größtmögliches Endspiel. Aber da sollte sich Raid selbstkritisch hinterfragen, ob es so weit kommen hätten dürfen. Begonnener Umbruch hin oder her, Rapids Budget ist entscheidend größer als das von Klagenfurt, der Kader hat laut Transfermarkt einen Marktwert, der mit 39, 13 Millionen Euro um 27,25 Millionen über dem Aufsteigers (11,88) liegt. Von Klagenfurts Zweitligabesetzung werden Sonntag nur fünf Spieler beginnen. Die anderen sind verletzt oder nicht mehr in Klagenfurt. Zu den fünf dürfte Patrck Greil gehören, dessen Sommerwechsel nach Hütteldorf am Donnerstag publik wurde. Wie viele andere sieht Pacult darin einen Schachzug von Rapid: „Ob es wirklich einer war, muss sich erst zeigen!“ Vor elf Jahren war Pacult vom damaligen Rapid-Präsidenten Rudi Edlinger entlassen worden, weil Verhandlungen mit Red Bull-Boss Didi Mateschitz publik geworden waren. Pacult sieht jetzt bei Greil alles weniger dramatisch als damals die grün-weiße Chefetage.
„Der ganze Druck bei Rapid“, betont Pacult immer wieder. Womit er richtig liegt. Das Motto von Ende gut, alles gut darf und kann es bei Rapid auch nicht geben, wenn Sonntag ein Sieg gelingt. Sondern erst Ende Mai, wenn dann die Qualifikation für einen internationalen Bewerb feststeht. Man könnte auch sagen, alles andere als Platz zwei würde einen Rückschritt bedeuten. Interessant wird in Sachen Personalfragen am Sonntag weniger die Frage sein, ob Taxiarchis Fountas, der wieder voll im Training steht, zum Einsatz kommt, sondern wer im Tor beginnt. Die Fountas-Zeit ist spätestens nach den zehn Spielen der Meister- oder Qualifikationsgruppe vorbei, bei den Torhütern geht es um die Hierarchie. Paul Gartler war die Nummer eins, bevor er sich beim Heimsieg gegen Vitesse Arnheim, den er rettete, verletzte, drei Spiele aussetzen musste. Er ließ sich nichts zuschulden kommen, seit Feldhofer bei Rapid ist. Diese Einschätzung stammt vom Trainer selbst. Niklas Hedl, mit 20 um vier Jahre jünger als Gartler, ließ sich in den drei Spielen auch nichts zu Schuldenkommen. Jetzt ist Gartler wieder fit. Normal müsste er daher spielen, denn grundlos degradiert man nicht die Nummer eins. Anderseits betonte Feldhofer auch immer, die Verletzung eines Spielers bedeute immer für einen anderen eine Chance, die er nützen kann. Das passiere eben im harten Profigeschäft. Entscheidet sich Feldhofer für Hedl, dann macht er eine Tormann-Baustelle auf. Und zwar völlig unnötig.
Der Kapitän Rapids meldete sich eine Klasse tiefer Freitagabend wieder zurück: Der 31 jährige Innenverteidiger Christopher Dibon bestritt beim 2:1 (1:0) von Rapid II in Kapfenberg sein erstes Pflichtspiel seit sieben Monaten, zeigte, dass er nach wie vor voll bundesligatauglich wäre. Mit dem neuen Trainer Stefan Kulovits läuft es bei der Talentefiliale: Drei Siege in drei Spielen.
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