Fußball

Der Trainerwahn macht selbst vor Regionalliga nicht Halt

Wenn Ende Juli die zweite Saison der Zwölferliga beginnt, dann haben zu Beginn nur zwei Klubs den gleichen Trainer wie ein Jahr zuvor in der ersten Runde. Nämlich Hartberg mit Markus Schopp und Aufsteiger Wattens mit seiner Tiroler Langzeitlösung Thomas Silberberger. Alles andere ist neu. Der Wahn, den Trainer austauschen zu müssen, auch wenn er die Vorgaben erreichte oder sogar übertraf, beschränkt sich nicht nur auf die oberste Spielklasse. Sondern erreichte  auch die Regionalligen. Das beste Beispiel kam zu Beginn dieser Woche aus dem 17.Wiener Bezirk: Der Sportclub, der Samstag ab 18 Uhr mit dem Freundschaftsspiel gegen Schottlands Triplesieger Celtic Glasgow in Hernals nochmals an seine Erfolge mit Legenden wie Erich Hof, Pepi Hamerl, Max Horak, Adi Knoll, Leopold Barschandt, Eric Hasenkopf und Rudi Szanwald vor 60 Jahren in der Saison 1958/59 wie das legendäre 7:0 gegen Juventus im Europacup der Meister und den letzten Meistertitel erinnert, 2018/19 mit Platz vier in der Regionalliga Ost über den eigenen Erwartungen und Planungen geblieben war, überraschte mit einer angeblich einvernehmlichen Trainerwechsel samt Aussendung unter der Devise „willkommen Robert, servus Norbert“ (siehe oben). In Wahrheit wurde Norbert Schweitzer entlassen oder gefeuert. Wie man es halt nennen will. Und Nachfolger Robert Weinstabl, letzte Saison in der zweiten Liga bei Amstetten beurlaubt, war sofort parat, leitete einen Tag danach das Training. Unsitten wie bei den Profis.

Der Geschäftsführer der Fussballsektion des Sportklubs, Heinz Palme, kennt sich ja bei den Profis aus. Ehemals Pressechef beim ÖFB, dann in der Organisation für die Fussball-WM 2006 usw. Bisher hielt er immer zu Schweitzer, wenn sich interne Kritiker zu Worte gemeldet hatten. Die große Liebe zwischen den Sportklub-Traditionalisten und dem früheren Trainer der Rapid-Amateure, der damals mit Zoran Barisic eng zusammenarbeitete, als der Spieler aus den eigenen Reihen forciert hatte, war es ja eigentlich nie: „Ich hab bis zuletzt gehofft, dass wir mit Norbert Schweitzer nochmals zusammen kommen“, behauptet der auch mit den Plänen zur Revitalisierung des Sportclub-Platzes mit zwei neuen Tribünen voll beschäftigte Palme. Dagegen spricht, dass sofort der neue Trainer, der gegen Cetlic seinen Einstand feieren wird, parat stand. Nach Palmes Version sei es immer klar gewesen, dass nach dem Durchstarten der vergangenen Saison das Budget für die kommende reduzieren müsse. Dabei sei man eben leider mit Schweitzer nicht mehr zusammengekommen. Schweitzer sieht das naturgemäß anders, fühlt sich ausgenützt und hintergangen, wittert ein abgekartetes Spiel. Man bat ihn, die wichtigsten Spieler zu überreden, trotz Gehaltsreduzierungen weiter zu machen. Das sei ihm mit wenigen Ausnahmen  gelungen, aber danach habe man ihn fallen gelassen. Dass er dies als extrem unfair empfindet, kann man nachvollziehen.

Schweitzer soll Samstag vor dem Celtic-Spiel offiziell verabschiedet werden. Zwischen dem Sportklub und den Grün-Weißen aus Schottland gibt es Berührungspunkte. Durch Namen, die vor Jahrzehnten von Hernals nach Hütteldorf übersiedelt waren. Wie Peter Pacult und Willi Kaipel. In der Saison 1984/85, als Rapid  im Achtelfinale des Europacups der Cupsieger am Weg ins Endspiel gegen Aston Villa in Rotterdam Celtic ausschaltete, erzielte Pacult beim 3:1 im Hanappi-Stadion das Führungstor. Das 0:3 im Celtic-Park wurden wegen des historischen Flaschenwurfs gegen Rudi Weinhofer annulliert. Beim aufgeheizten dritten Spiel auf neutralem Boden, dem Old Trafford in Manchester, sorgte Pacult für das goldene Tor zum 1:0. Auf Rapids Trainerbank hatte damals Kaipel, zuvor Tormann beim Sportclub, Jahre danach auch Trainer und später Präsident, das Sagen. Als Co-Trainer von Otto Baric, der gesperrt war. Was die Fans von Celtic und die des Sportclubs auf der Friedhofstribüne verbindet: Sie singen liebend gerne „just can´t get enough“. Sie können nicht genug kriegen.

Letzte Saison verlor Celtic in der Gruppenphase der Europa League zweimal gegen Red Bull Salzburg. Zunächst in Salzburg 1:3, dann in Glasgow 1:2. Trainer war damals noch Brendan Rodgers, der Vorgänger von Jürgen Klopp beim FC Liverpool, inzwischen bei Leicester. Jetzt trainiert Neil Lenno die „Bhoys“, die letzte Saison zum 50.mal Meister wurden, den 39. Cupsieg schafften und den 18. im Ligacup. Ein perfektes Triple. Linksverteidiger Kiernan Tierney, ein Eigengewächs, steht auf der Wunschliste von Arsenal. Wird der Wechsel perfekt, könnte, wie man hört, Tierneys  Nachfolger aus dem Westen Wiens kommen, nämlich Rapids Belgier Boli Bolingboli. Sportchef Zoran Barisic bestätigt eine Anfrage. Ein konkretes Angebot von Celtic kam noch nicht.

 

Foto: © Wr. Sportclub Media.

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