Fußball

Der zehnte Anlauf der Bullen in die Königsklasse

Auf Malta beginnt Dienstag Abend der zehnte Anlauf von Meister Red Bull Salzburg zum ersten Sprung in die Champions League. Die  Erwartungshaltung  war bei den Bullen schon viel größer als jetzt. Klar nach den Abgängen von Naby Keita, Bernardo, Dayot Upamecano, Jonathan Soriano, Wanderson und zuletzt Konrad Laimer innerhalb eines Jahres. Aber vielleicht gelingt´gerade dann, wenn man es von den Bullen nicht erwartet. Bei einigen der vergeblichen neun Versuche galt es ja fast als Pflichtprogramm. Bisher scheiterten  sechs Trainer daran. Wird Marco Rose der siebente? Gegen Hibernians La Valletta darf das nicht passieren. Das wäre auch in dieser aktuellen Besetzung eine Mega-Blamage.

Erstmals in der Red Bull-Ära versuchte es Salzburg vor elf Jahren unter Giovanni Trapattoni. Gegen den FC Valencia gab es zwar einen 1:0-Heimsieg, aber im Mestalla-Stadion vor 52.000 Zuschauern beim 0:3 gegen die Mannschaft mit den Topstars David Villa und Morientes für Salzburgs Truppe um Kroatiens Teamkapitän Niko Kovac, jetzt Trainer bei Eintracht Frankfurt, keine Chance zum Aufstieg.  Näher dran war „Trap“ ein Jahr später gegen Ukraine-Meister Schachtjor Donezk. 1:0 daheim, in Donezk hieß es bis zur 78. Minute 1:1, ehe ein Elfmeter Schachtjor nochmals Oberwasser gab. Auch ein 1:2 hätte gereicht, aber drei Minuten vor dem Ende sorgte der Brasilianer Brandao für das bittere k.o. Der Sündenbock aus Salzburger Sicht fand sich mit dem französischen Schiedsrichter Laurent Duhamel.

Den dritten Anlauf gab es nicht 2008, weil da mit dem 0:7-Heimdebakel gegen Rapid der Meistertitel verspielt wurde, sondern erst 2009. Unter Huub Stevens gab´s Pleiten gegen israelische Klubs: Zunächst gegen Maccabi Haifa  mit einem 1:2 daheim und auswärts einem 0:3. Marc Janko, Christoph Leitgeb und der nunmehrige Ried-Sportchef Fränky Schiemer zählten ebenso zu den Verlierern wie einer, der es auch jetzt, acht Jahre später, wieder versucht: Andreas Ulmer. Ein Jahr nach Maccabi Haifa erwies sich Hapoel Tel Aviv als zu stark für Österreichs Meister. 2:3 daheim, bei dem Hapoels nigerianischer Klassegoalie Vincent Enyeama schon nach drei Minuten einen Elfmeter verwandelte, 1:1 in Tel Aviv. Der neue brasilianische Torjäger Alan ging leer aus.

Durch den gegen Sturm Graz verpassten Meistertitel gab es wieder ein Jahr Pause, ehe der fünfte Anlauf 2012 unter Roger Schmidt mit der Jahrhundertblamage gegen F 91 Düdelingen, die Amateure aus Luxemburg endete: 0:1 auswärts, 4:3 daheim, Düdelingen auf Grund der  Auswärtstore weiter. Damals schon in Salzburgs Tor: Der jetzige Kapitän Alexander Walke. Fußball-Europa lachte über Salzburg, der damalige Sportchef Ralf Rangnick baute die Mannschaft radikal um. Unter anderem mit Sadio Mane und Kevin Kampl. 2013 beendete Fenerbahce Istanbul in der dritten Runde die Salzburger Hoffnungen. Kein Heimsieg (1:1), in Istanbul nach 1:0-Führung 1:3. Holland Routiniers Dirk Kuyt setzte Mousse Sow und Pierre Webo, die Stürmer aus Senegal und Kamerun so gut in Szene, dass sie Salzburg aus dem Bewerb schossen.

2014 gab´s anch dem 2:1-Heimsieg gegen Malmö wenig Zweifel am Weiterkommen. Zu klar dominierte Salzburg mit Adi Hütter auf der Trainerbank den schwedischen Meister mit dem aktuellen Leipzig-Star Emil Forsberg, nur das dumme Gegentor in letzter Minute störte etwas. Aber das Retourspiel sorgte schon vorher für Aufregung: Sadio Mane erschien nicht zum Abflug, wollte auf diese unschöne Art seinen Wechsel nach England zu Southampton erpressen. Damit sollte er schließlich Erfolg haben. Ohne ihn ging Salzburg samt Naby Keita gegen die körperbetont agierenden Schweden gnadenlos 0:3 unter. Ein Jahr später nach Hütters Rücktritt  ein neuer Trainer (Peter Zeidler), der gleiche Gegner und ein ähnliches Bild: Diesmal reichte sogar ein 2:0 nicht für die Königsklasse, da in Malmö wieder ein 0:3 folgte. Vom jetzigen Kader bereits dabei: Tormann Cican Stankovic, Stefan Lainer, Paulo Miranda, Valon Berisha, David Atanga, Dimitri Oberlin, Takumi Minamino. Lainer und Atanga fehlten verletzt beim Abflug nach La Valletta am Montag, Oberlin wegen eines Formtiefs.

Auch Oscar Garcia konnte vor einem Jahr den Bann nicht brechen. Alles sprach nach einem 1:1 bei Kroatien-Meister Dinamo Zagreb mit einem Tor von Valentino Lazaro für die Salzburger. Daheim gab´s erneut eine 1:0-Führung durch Lazaro, aber es folgte kein Aufstieg, sondern ein 1:2 in der Verlängerung. Sieben aus dieser Verlierermannschaft  könnten Dienstag auf dem engen Platz in Paola, der Heimsttäte der „Hibs“ beginnen: Walke, Innenverteidiger Duje Caleta-Car, Ulmer, Diadie Samassekou, Lazaro, Minamino und Berisha, falls es sein lädierter Knöchel zulässt.

Salzburg nahm Aussenseiter Hibernians, der gegen den FC Tallinn weiter kam, sehr ernst: Rose-Assistent Rene Maric beobachtete den 2:0-Heimsieg vor Ort, der Rest des Trainerteams im Trainingslager Leogang via Livestream. Das Retourspiel in der Hauptstadt Estlands ließen die Salzburger filmen. Der Engländer Mark Miller trainiert Hibernians, zwei ehemalige Spieler des Floridsdorfer AC, Marco Sahanek und Martin Kreuzriegler zähten zu seinem Kader.  Sahanek legte  bereits provokant die Finger auf eine Salzburger Wunde: „Wir sind sicher besser als Düdelingen.“ Trotzdem muss Salzburg in Runde drei aufsteigen. Dort wird´s dann um einiges schwerer. Die tipp 3-Quoten sagen alles: 12,00 für einen Sieg von Hibernians.

 

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