Vor zwei Wochen ließ Rapid nach der ersten Saisonniederlage von Red Bull Salzburg die Chance aus, Tabellenführer zu werden, verlor in Ried beim Aufsteiger nach 3:2-Führung noch 3:4. Salzburgs zweite Niederlage am Samstag bei der Admira eröffnete Rapid die Möglichkeit, wieder bis auf einen Punkt an den Meister heranzukommen. Die nützte Grün-Weiß mit einem 3:1 (2:0) in Hartberg. Dank des zweiten Doppelpacks in der Bundesliga von Kelvin Arase und des Willens von Ercan Kara, der sich auch durch den Verlust eineinhalb Zähnen nicht stoppen ließ. Jetzt muss er noch vor dem Finale um den Aufstieg in der Europa League gegen Molde (Sonntag 2:1 gegen Schlusslicht Aalesund) am Donnerstag zum Zahnarzt. Trainer Didi Kühbauer war mit dem Sieg zufrieden, „so wie er ist!“
Schon nach 71 Sekunden lief das Match in Richtung Rapid. Dank Arase und Kara. Arase (Bild oben) leitete mit einem Dribbling und Pass zu Kara die Aktion ein, Karas Schuss konnte Hartbergs Kapitän im Tor, Rene Swette, nur nach vorne abwehren. Arase erwischte den Abpraller, traf ins Tor. Sein erstes Tor in zehn Runden, das hatte er sich vor dem Match zum Ziel gesetzt. Hartberg kam danach kaum in die Gänge, Rapid wirkte defensiv sehr konzentriert, Tormann Paul Gartler blieb bis zur Pause so gut wie unbeschäftigt. Da führte Rapid schon 2:0, war auch numerisch in Überlegenheit. Alles auf Schiene.
Für das zweite Tor sorgte Kara drei Minuten nach dem Zahnverlust. Passierte, als ihn Felix Luckeneder zunächst foulte, danach Mali-Legionär Bakery Nimaga den am Boden liegenden Rapidler im Gesicht traf. Dadurch war ein Zahn zur Gänze weg, ein zweiter zur Hälfte. Der 32 jährige Salzburger Referee Sebastian Gishammer, der mit seinen unsicheren Assistenten Andreas Witschnigg und Luka Katholnig in einigen Situationen für Kopfschütteln und Aufregung sorgte, zeigte Nimaga gelb. Kara ließ sich durch Schmerzen nicht stoppen, lief wenig später nach Pass von Max Ullmann allein auf Swette, wollte das Tor selbst schießen, übersah den mitgelaufenen Arase. Kara traf Swette, der Ball flog in hohen Bogen Richtung Tor, Kara setzte sich im Luftkampf mit seiner ganzen Wucht korrekt gegen Luckeneder durch: „Der Wille hat´s ausgemacht“, kommentierte Kara sein fünftes Saisontor.
Eine Minute vor der Pause dezimierte Nimaga Hartberg, als er etwas ungestüm Flip Stojkovic im Luftkampf abräumte. Gishammer zückte gelb und rot. Was Hartbergs Trainer Markus Schopp von der Entscheidung hielt, war durch die am Spielfeldrand in Nähe der Coaching Zone aufgestellten Richtmikrofone von Sky deutlich zu hören: „Mir kommt das Speiben“. Im Finish bekam Schopp die gelbe Karte. Zum dritten Mal in dieser Saison. Gelbe Karten haben bei Trainern keine Konsequenz, außer es gibt zwei bei einem Spiel. Dann folgt wie bei Spielern die automatische Sperre für die nächste Runde. Bisher schaffte dies nur Thomas Silberberger, der Trainer von WSG Swarovski Tirol. Schopp sprach nachher von katastrophalen Fehlentscheidungen Gishammers, der Hartberg zuvor schon zweimal im Cup „bedient“ habe.
Da Rapids Innenverteidiger Leo Greiml vor der Pause unnötig die erste gelbe Karte dieses Spiels bekam, ließ ihn Kühbauer zur Pause lieber in der Tribüne. Bei Gishammer konnte man an diesem Sonntag nie wissen. Er und Assistent Katholnig brachten Rapid in Verlegenheit, als sie nicht sahen, dass sieht Hartbergs Innenverteidiger Thomas Rotter bei seinem Tor nach einem Freistoß von Nigeria-Talent Samson Tijani den Ball mit der Hand auf der Oberschenkel schlug, von wo er zum 1:2 über die Linie sprang. Wenn auch ohne Absicht, das Tor hätte regelkonform nicht zählen dürfen. Somit konnte Rapid auch im 13. Pflichtspiel hintereinander nicht das „zu null“ halten, wonach es bis dahin aussah, kassierte auch das 13. Tor in dieser Saison nach einer Standardsituation.
Das konnte man auch als Bestrafung für zu große Passivität sehen, den Versuch, ohne großen Aufwand, das Match heim zu spielen. Christoph Knasmüllner und Marcel Ritzmaier blieben sehr diskret, Srdjan Grahovac, bereits der dritte Rapid-Kapitän in dieser Saison, fiel durch eine Bogenlampe als ungewöhnlichen Rückpass auf. Tormann Paul Gartler konnte die Situation per Kopf bereinigen. Arase machte schließlich alles klar, als er den Ball nach einem Schuss des eingewechselten Yusuf Demir, den Swette nur berühren konnte, aus kurzer Distanz über die Linie schoss. Sein zweiter Doppelpack in der Bundesliga innerhalb von sechs Monaten. Der erste war ihm am 7. Juni beim 4:0-Heimsieg über Sturm Graz gelungen, als er innerhalb von drei Minuten für das 1:0 und 2:0 sorgte. Mit dem zweiten übertraf er sein „Hartberg-Ziel“, einmal zu treffen: „Das dichte Programm schlaucht“, gab er zu, „wir müssen das mental lösen“.
Das gelang Rapid in Hartberg besser als Wolfsberg zwischen dem Sensationssieg bei CSKA Moskau und dem Aufstiegsfinale gegen Feyenoord Rotterdam (Sonntag daheim 0:0 gegen Heracles Almelo). Die Kärntner wirkten in Innsbruck körperlich nicht präsent, bezogen mit 1:4 (0:2) gegen WSG Swarovski Tirol die höchste Saisonniederlage. Die Tiroler haben daher als Sechster im Kampf um die Meisterrunde je vier Punkte mehr als Wolfsberg, Austria, Ried und Hartberg.