Fußball

Die Aufregung bei Rapid um Schaub und Köln ist künstlich

Darf ein aktueller österreichischer Teamspieler in die zweit deutsche Liga wechseln? Die Frage tauchte auf, weil Louis Schaub zu einem lukrativen Angebot des 1.FC Köln nur noch ja sagen muss und der Übertritt perfekt wurde. Rapids Sportchef Fredy Bickel riet dem 23jährigen davon ab. Liegt der Schweizer damit richtig? Die Entwicklung um Schaub nach seinen elf Jahren bei Rapid erwischte Grün-Weiß auf dem falschen Fuß. So muss man einige Reaktionen einordnen. Jetzt tut man in eienr Art künstlichen Aufregung so, als würde die Welt davon untergehen, den Kreativspieler zu verlieren. Aber noch im Herbst fand Trainer Goran Djuricin nicht daran, Schaub meist als ersten Rapid-Spieler auszutauschen. Absurd sind auch die Kombinationen, dass Bickels Vorgänger Andreas Müller Kölns Sportvorstand Armin Veh darauf hinwies, dass Schaub aus seinem Vertrag bei Rapid durch eine Klausel aussteigen kann, dreieinhalb Millionen Euro kostet. Beim 1.FC Köln weiß man seit dem ersten Werben um Schaub vor drei Jahren, dass der Holländer Rob Groener sein Berater ist. An den wandte sich Veh schon vor Wochen, von ihm erfuhr er alles wissenswerte. Es ist ja inzwischen üblich, dass sich ein Klub zuerst an den Berater seines Wunschspielers wendet, erst dann an den Verein.

Es stimmt zwar, dass Schaub mit Köln im Juli keinesfalls im Europacupspielen wird können, mit Rapid hingegen wahrscheinlich schon. Aber das kann kein triftiger Grund sin, Köln abzusagen. Der Traditionsklub steht zwar fünf Runden vor Schuss am Tabellenende, glaubt selbst nicht mehr an die Rettung. Darum plant Veh bereits den sofortigen Wiederaufstieg. Mit Schaub. Vielleicht auch mit Stützen wie Tormann Timo Horn und Deutschlands Teamverteidiger Jonas Hector, die nicht ausschlossen, auch nach einem Abstieg in der Domstadt zu bleiben. Und es gibt genug Beispiele aus den letzten Jahren, dass es österreichischen Spielern gelang, über die zweite Liga in die erste zu kommen, wo sie sich dann auch durchsetzten:

Kevin Wimmer beim 1.FC Köln. Nur der nächste Schritt in der Karriere des Innenverteidigers, in England bei Tottenham und jetzt Stoke, verlief nicht nach Plan.

Alessandro Schöpf und Guido Burgstaller via dem 1.FC Nürnberg zu Schalke.

Marcel Sabitzer mit RB Leipzig, der noch vor dem Europa League-Retourspiel in Marseille seinen Vertrag bis 2022 verlängerte!

Michael Gregoritsch via Bochum zum Hamburger SV und jetzt bei Augsburg.

Aktuell stehen auch Kevin Stöger und Konstantin Kerschbaumer knapp davor, via Bochum und   Arminia Bielefeld durch einen Wechsel in die erste Liga zu kommen, Georg Margreitter durch den Aufstieg mit dem 1.FC Nürnberg.

Was die können, hat Schaub auch sicher drauf. Also warum nicht den Schritt in die zweite Liga wegen? Sein möglicher neuer Trainer hat Österreich-Erfahrung: Markus Anfang, ein gebürtiger Kölner, steht für Offensivfußball, war Legionär beim FC Tirol Innsbruck, dort von 2000 bis 2002 unter Kurt Jara und Jogi Löw dreimal hintereinander Meister. Der frühere Mittelfeldspieler steht derzeit mit Aufsteiger Holstein Kiel auf Platz drei der zweiten Liga, hat noch Aufstiegschancen. Schafft er die Überraschung, ist er kostenlos frei. Wenn nicht, muss ihn Veh aus seinem dann weiter laufenden Vertrag herauskaufen. Das kann eine Million Euro kosten. Aber wenn Veh von einer Sache überzeugt ist, dann zieht er sie durch.  Gilt für Anfang und Schaub.

Köln zahlte schon einmal für einen Trainer Ablöse, um ihn zu bekommen. Das war für fünf Jahren bei Peter Stöger so. Damals kassierte die Austria für ihren Meistermacher insgesamt ebenfalls rund eine Million. Der Unterschied: Damals waren die Kölner klamm, hatten 30 Millionen Schulden. Jetzt hingegen  ein Plus von 30 Millionen auf dem Konto. Da kämen noch einige hinzu, wenn Spieler nach dem Abstieg die Ausstiegsklauseln nützen sollten: „Köln würde auch in der zweiten Liga bei jedem Heimspiel an die 50.000 Zuschauer haben“, prophezeite Köln-Kenner Peter Stöger. Der hätte für Schaub auch sicher ein offenes Ohr, wenn der von ihm wissen will, wie es beim 1.FC Köln so läuft. Also kann man im konkreten Fall Schaub die Frage, ob ein österreichischer Teamspieler in die zweite deutsche Liga wechseln darf, eigentlich nur mit ja beantworten.

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