Er gehört schon zum Inventar auf der Rapid-Betreuerbank. Insgesamt zehn Jahre lang. Von 2011 bis 2016 und nach einem einjährigen Zwischenstopp in Vorarlberg bei Altach an der Seite von Klaus Schmidt dann von 2018 bis 2023 war Thomas Hickersberger ein loyaler Co-Trainer. Der es als seine Aufgabe sah, durch seine Arbeit den Chef immer besser zu machen. Selbst erster Mann zu werden und so ins Rampenlicht zu kommen, war für Hickersberger keine Option. Was viele, unter anderem sein Vater, der Ex-Teamchef, nicht verstanden.
Insgesamt 516 Spiele war der inzwichen 50 jährige Co-Trainer bei Rapid. Bekannt als „Tüftler“, der oft neue und gute Ideen für Standardsituationen hatte, die auch zu Toren führten. Es begann für 82 Spiele unter Schöttel, dann 148 in der ersten Ära von Zoran Barisic, 25 unter dessen Nachfolger Mike Büskens. Als der nach wenigen Monaten gehen musste, war auch für ihn Pause. Denn bei Nachfolger Damir Canadi war er nicht gefragt. Erst, als Canadi bei Rapid Geschichte war, kehrte er zu Grün-Weiß zurück. Zu Goran Djuricin (34 Spiele), Didi Kühbauer (141), Ferdinand Feldhofer (40) und nochmals Barisic (46). Als Sportchef Markus Katzer Barisic beurlaubte, traf es auch Hickersberger.
Die Pause bei Barisic, der weiterhin bei Rapid unter Vertrag steht und daher bezahlt wird, da es noch zu keiner Einigung über die Vertragsauflösung kam, dauert noch, die von Hickersberger ist vorbei. Zu seiner Überraschung meldete sich der neue Trainer des 1. FC Köln aus Salzburg, Gerhard Struber, und bat ihn um seine Mitarbeit. Er muss also einen guten Ruf in der Branche haben. Das Köln-Engagement, sein erstes im Ausland, hat nichts mit seinem guten Draht zu Peter Stöger zu tun, dessen Assistent er vor der Rapid-Zeit bei der Vienna war. Stöger hat in Köln durch seine erfolgreichen dreieinhalb Jahre von der zweiten Liga bis in die Europa League ein hohes Standing. Jetzt müssen Struber und Hickersberger das schaffen, was Stöger und Manfred Schmid 2013/14 gelungen war, Köln in die Bundesliga zurückzuführen. Bei Stöger war ein österreichischer Spieler dabei (Kevin Wimmer), bei Struber und Hickersberger sind es mit den Ex-Rapidlern Florian Kainz und Dejan Ljubicic zwei. Falls Ljubicic nicht noch seine Ausstiegsklausel wegen des Abstiegs nützt. Beide kennt Hickersberger aus seiner Rapid-Zeit.
Köln darf wegen einer Transfersperre erst im Winter neue Spieler verpflichten, Hickersberger bemerkte von Anfang an nichts von mieser Stimmung nach dem Abstieg. Ganz im Gegenteil. Ihm und Stuber macht es Spaß, Köln ist ja ein Klub, der von Emotionen lebt. Nächste Woche beziehen die Kölner in Bad Waltersdorf ihr Trainingslager, spielen gegen Swansea. Der Auftakt in die zweite Liga hat es in sich: Am 2. August das Duell der Traditionsklubs gegen den Hamburger SV, der seit fünf Jahren am Aufstieg scheitert. Trainer der Hamburger ist Steffen Baumgart, der in Köln zweieinhalb Jahre lang fast eine Kultfigur er, ehe er zum Jahreswechsel gehen musste. Trotzdem stieg Köln ab.
Foto: 1.FC Köln.
