„Wir sind sehr enttäuscht“. Diesen Satz sagte Florian Kainz nach den bisherigen zwei Bundesligaspielen des 1. FC Köln in diesem Jahr. Trotz Heimvorteil vor 50.000 Zuschauern reichte es gegen Heidenheim nur zu einem 1:1, gab es gegen Borussia Dortmund ein 0:4-Debakel. Als Kapitän muss Kainz immer Stellung beziehen. Könnte durchaus sein, dass auch Samstag nach dem Auswärtsspiel in Wolfsburg dieser Satz über seine Lippen kommt. Es sieht nicht gut für den Traditionsklubs aus: Puntkegleich mit Schlusslicht Darmstadt und Mainz Vorletzter, die wenigsten Tore in der Liga erzielt. Nur elf in 18 Spielen. Es gibt wenig Ansätze, warum Köln dem Abstieg entgehen sollte. Und in Folge gleich wieder mit dem Aufstieg spekulieren könnte. Wegen der Transfersperre, die von der FIFA ausgesprochen wurde, weil Köln im Jänner 2022 einen slowenischen Nachwuchsspieler von Olimpija Laibach zum Vertragsbruch angestiftet haben soll, kann Köln seine offenen Positionen, vor allem im Angriff, erst Anfang 2025 mit neuen Spielern besetzen. Bis dahin dürfen nur Nachwuchsspieler zu den Profis befördert werden.
Treffender Kommentar von Christoph Daum, der insgesamt sieben Jahre lang Trainer des 1. FC Köln war: „Wir müssen unseren Dom geradezu mit brennenden Kerzen zupflastern, damit sich das noch ausgeht!“ Auch er zählt zu den Kritikern der Klubführung, von Präsident Werner Wolf und noch mehr von Sport-Geschäftsführer Christian Keller, der sich im letzten Sommer, als er noch Spieler kaufen konnte, nicht gerade auszeichnete. Er gab selbst zu, bei der Kaderplanung versagt zu haben. In den letzten zwei Saisonen belegte Köln die Plätze sieben und elf. Der Trainer, mit dem das gelungen war, Steffen Baumgart, resignierte im Dezember, hörte auf. Auch das trifft Kainz, denn zu ihm hatte er einen sehr guten Draht. Die Art, wie der temperamentvolle Baumgart die Mannschaft führte und spielen ließ, taugte dem 31 jährigen Steirer, der 2019 von Werder Bremen zu Köln übersiedelt war, sich dort wohlfühlt. Auch in der zweiten Liga? Baumgarts Nachfolger, der trockene Norddeutsche Timo Schultz, zuvor bei St. Pauli und Basel entlassen, setzte nicht mehr wie Baumgart auf Powerfussball, sondern eine ruhigere, defensivere Spielweise. Sah mitunter ganz ordentlich aus, sorgte aber nicht für Gefahr.
Für Kainz und Landsmann Dejan Ljubicic ist Kölns Tief auch in Bezug auf ihre Chancen, in Österreichs Team für die Europameisterschaft zu kommen, nicht gut. Verpasst Köln den Klassenerhalt, können die besten Spieler, also auch Kainz und Ljubicic, dank „Abstiegsklauseln“in ihren Verträgen gehen. Ljubicic wäre dann, ein Jahr vor Vertragsende, für fünf Millionen Euro zu haben. Im vergangenen August hatte Wolfsburg noch über acht Millionen für den Ex-Rapid-Kapitän geboten, Köln lehnte ab. Der Wechsel zu Borussia Dortmund, auf den ihm sein damaliger deutscher Berater Dirk Hebel Hoffnungen machte, erfüllte sich auch nicht. Fünf Millionen sind nicht viel für den 26 jährigen. Kainz, der einen Vertrag bis 2025 hat, will eigentlich nicht weg aus Köln. Die Meinung könnte sich ändern, falls Ex-Trainer Baumgart im Sommer wieder aktiv wird.
Foto: 1.FC Köln.