Austrias Präsident Kurt Gollowitzer glaubte, dass durch das mit neun Mann gehaltene 0:0 im Derby gegen Rapid ein neues Feuer entsteht. Wäre dringend notwendig, wenn dies bereits Samstag im Heimspiel gegen Blau Weiß Linz auch ohne Matthias Braunöder und James Holland brennen würde. Denn der Aufsteiger hat drei Punkte mehr. Daher wird Sportdirektor Manuel Ortlechner derzeit beim Blick auf die Tabelle schlecht, wie er bei „Talk und Tore“ auf Sky gestand. Nicht viel anders wird es seinem Kollegen bei Rapid, Markus Katzer, gehen. Ortlechner sprach von einer Herkulesleistung, die notwendig sein wird, um noch unter die ersten sechs zu kommen. Rapid? Muss auf jeden Fall besser agieren als in den Spielen gegen Hartberg, WSG Tirol und Wolfsberg sowie am Sonntag.
Die Statistik nach dem zwölften Derby hintereinander ohne Rapid-Sieg liest sich eigenartig. 18:12-Torschüsse für Rapid, 57 Prozent Ballbesitz, aber nur 44 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Dass die Passqualität trotz Fehlpassorgien wirklich 77 Prozent betrug, ist kaum zu glauben. Ebenso, dass Nicolas Kühn (Bild) der zweikampfstärkste Spieler war, weil er alle elf, die er bestritt, gewann. Braunöder entschied übrigens in den 54 Minuten vor seinem Ausschluss 88 Prozent seiner Zweikämpfe für sich. Das klingt glaubwürdiger.
Bei Rapid könnte auch ein Feuer entstehen, allerdings am eigenen Dach. Das deutete Sonntag ORF-Kommentatorin Kristina Inhof an, Experte Roman Mählich wollte aber nichts über die von ihr ins Gespräch gebrachte Trainerdiskussion hören. Weil Zoran Barisic nicht verantwortlich für die Ideenarmut und technische Fehler gemacht werden könnte. In den sozialen Medien und Fanforen wird die Trainerfrage aber nicht erst seit dem Derby geführt. Sie würde noch an Schärfe zunehmen, sollte Rapid Samstag nicht das grün.-weiße Duell beim Schlusslicht Austria Lustenau gewinnen. Das bisher alle fünf Heimspiele verloren hat. Gegen die Wiener Austria (0:2), Sturm Graz (0:1), Altach (0:3), WSG Tirol (2:3) und RB Salzburg (0:4). Sollte Lustenau in dieser Saison daheim erstmals gegen Rapid punkten, dann . . .
Letzte Saison konnte Rapid gegen den damaligen Aufsteiger nicht gewinnen. Es hat sich in Hütteldorf zu viel nicht so entwickelt wie erhofft. Die Statistik von Nicolas Kühn, der als Leistungsträger gilt, und Ante Bajic, seit sie vor zwei Jahren zu Grün-Weiß kamen, zeugt nicht von Effizienz. Zusammen in 86 Spielen elf Tore und neun Assists. Eindeutig zu wenig. Nur zum Vergleich: Der vor zwei Jahren bei Rapid nicht mehr gefragt gewesene Kelvin Arase, der jetzt in der dritten deutschen Bundesliga bei Waldhof Mannheim unter Vertrag steht, kam in 105 Spielen auf 13 Tore und 15 Assists. Mehr als Kühn und Bajic zusammen. Altach rüstete für den Kampf um die Meisterrunde auf: Mit einem zentralen Mittelfeldspieler, dem 32 jährigen Manuel Prietl. Der Steirer spielte sieben Jahre, von 2016 bis 2023, bei Arminia Bielefeld, stieg in die Bundesliga auf und wieder ab. In der letzten Saison sogar in die dritte Liga. Prietl war ablösefrei.
Foto: Mario Urbantschitsch.