Fußball

Die Austria ist für den neuen Trainer eher eine „explosive“ als attraktive Adresse

Dienstag um elf Uhr Vormittag, wenige Stunden vor dem ersten Training in diesem Jahr, wird die Führungsetage der Wiener Austria den Nebel um den Nachfolger von Manfred Schmid als Trainer  vertreiben. Offiziell wird es bei der Präsentation heißen, Violett seit weiterhin eine gute und attraktive Adresse, es hätten sich viele Trainer angeboten. Aber, ob das auch der Wahrheit entspricht, das sei einmal dahin gestellt. Kann man das Engagement bei einem Klub, der 71 Millionen Euro Schulden hat, daher um die Lizenz bangen muss, bei dem zuletzt vom notwendigen an einem Strang ziehen, wenig bis nichts zu bemerken war, als erstrebenswert bezeichnen? Bei dem noch dazu die Fans dem neuen Trainer so gut wie keinen Kredit geben werden, da sie seinem Vorgänger nachtrauern? Die Spielweise der Austria unter Schmid haben die Fans akzeptiert. Ob das auch beim Nachfolger, egal wie er heißt, so sein wird, muss man abwarten. Sicher nicht auf Anhieb.

Wer möchte schon gerne in diesem violetten Pulverfass arbeiten? Das erste Testspiel am kommenden Wochenende wurde abgesagt, das zweite finden auf einem Trainingsplatz der Generali Arena statt, zu dem es keinen Zugang für die Fans gibt. Aber die Zeit wird keine Wunden heilen. Am 12. Februar beim Austria-Duell gegen Klagenfurt wird es zu Fanprotesten kommen, möglicherweise die Fantribüne zu Beginn leer bleiben.  Das ist so sicher wie das Amen im Gebet. Damit muss der neue Trainer leben. Auch, dass die Qualifikation für die Meisterrunde, ein Platz unter den ersten sechs, sozusagen Pflicht ist. Mit einem Heimsieg gegen die Kärntner könnte der schon erobert werden.

Dann folgt das nächste Austria-Duell, in Vorarlberg gegen Aufsteiger Lustenau, gastiert Schlusslicht Hartberg am Verteilerkreis, warten die Auswärtsspiel in Ried und Graz gegen Vizemeister Sturm, ehe zum Abschluss des Grunddurchgangs das Derby gegen Rapid als Nagelprobe kommt. Wenn die Austria am 19. März unter den ersten sechs aufscheint, ist damit noch nichts erreicht. Denn die Qualifikation für einen internationalen Bewerb sollte schon her, weil die Austria ja dringend Geld braucht und AG-Vorstand Gerhard Krisch sich bei der Suche nach Sponsoren schwertut. Dazu will der designierte Sportvorstand Jürgen Werner attraktiveren und proaktiveren Fußball als unter Schmid sehen. Da braucht ein Trainer schon sehr viel Mut, um sich dieser Herausforderung zu stellen.

Werner gilt als ein Verfechter von längerfristigen Lösungen. Ob er und Sportchef Manuel Ortlechner eine gefunden haben? Auf jeden Fall braucht die Austria einen Trainer mit guten Nerven, vielleicht sogar einen „Sturschädel“, der sich nichts sagen lässt. Sollte ein violettes Insiderwissen, also eine interne Lösung gefragt sein, kann die nur Harald Suchard heißen, der seit 2019 die Young Violets in der zweiten Liga trainiert, mit denen er derzeit Vorletzter ist. Aber aus dieser Zeit kennt er einige Spieler, die jetzt im Kader sind, sehr gut. Wie Matthias Braunöder, Johannes Handl, Matteo Meisl, Dominik Fitz, Aleksandar Jukic, die Rekonvaleszenten Muharem Huskovic, Florian Wustinger und Ziad el Sheiwi. Egal, wer Trainer wird, die Austria bleibt der Klub mit dem größten Unruhepotenzial in der Liga.

 

Foto: FotobyHofer/Christian Hofer.

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