Montag flog Max Wöber von Sevilla via Frankfurt nach Salzburg, um dort mit der Führungsetage von Österreichs Meister Red Bull Salzburg, sprich Sportchef Christoph Freund, Geschäftsführer Stephan Reiter und Trainer Jesse Marsch die letzten Details über seinen Rekordtransfer in die Festspielstadt zu besprechen. Eigentlich war ja alles schon von Wöbers Beratern in Amsterdam (Forza Sports) und Wien mit Salzburg abgeklärt. Seit der Wechsel Samstag in Sevilla praktisch angekündigt wurde, laufen die Diskussionen um den 21jährigen, Wegen seiner Rapid-Vergangenheit, weil einige Spieler, die von Hütteldorf an die Salzach gewechselt waren, dort die Erwartungen nicht erfüllten. Und überhaupt: Braucht Salzburg eigentlich Wöber?
Alle Diskussionen sind an den Haaren herbeigezogen, daher lächerlich. Wöber wechselte nicht wie Andi Ivanschitz vor 14 Jahren direkt von Rapid nach Salzburg, als er den kapitalen Fehler beging, Grün-Weiß via Medien von seinem Wunsch nach Veränderung zu unterrichten oder wie Marcel Sabitzer 2014 und Stefan Stangl 2016. Sondern kam über Umwege wie andere Ex-Rapidler vor ihm (Stefan Maierhofer, der mit Salzburg das Double gewann) und zuvor Roman Wallner. Wöber ist viel zu gut, als dass er wie Ivanschitz nach einem halben Jahr und dem Trainerwechsel von Kurt Jara zu Giovanni Trappatoni nicht mehr gefragt sein wird. Oder wie Stangl in Salzburg einen entscheidenden Karriereknick erleiden könnte. Dass er im Frühjahr, beim Klagenfurter Cupfinale am 1.Mai noch im Lager seines Ex-Klubs stand, ist nachvollziehbar. Damals war es noch kein Thema, dass er sich drei Monate später zum Abschied vom FC Sevilla entschließen muss, weil sich im Klub alles änderte. Damals gab es keine Berührungspunkte oder Kontakte mit Salzburg. Der Ärger in Kreisen der Rapid-Fans, dass Wöber nicht nach Deutschland oder England wechselt, sondern lieber nach Salzburg, geht an den Tatsachen vorbei: Es gab zwar Kontakte zu einigen deutschen Klubs, aber darauf folgte kein konkretes Angebot. Das einzige kam von Red Bull Salzburg. Und in England ist seit Donnerstag das Transferfenster zu.
Das überraschte einige Salzburger Spieler, die möglicherweise um ihren Fixplatz fürchten. Wenn man sich die fünf Innenverteidiger im Salzburger Kader etwas genauer anschaut, dann muss man mit Blickpunkt Champions League die Aktivitäten um Wöber verstehen. Dem Schweiz-Holländer Jesper van der Werff fehlt nach längerer Pause wegen einer Knieverletzung einfach Spielpraxis, um in der Gruppenphase der Königsklasse konkurrenzfähig zu sein. Der Kroate Marin Pongracic läuft seit Monaten von einer Verletzung in die andere. Albert Vallci kann mit Wöber schon in Sacher internationaler Erfahrung nicht mithalten. Bleiben Andre Ramalho und Jerome Onguene. Da gilt der Grundsatz: Konkurrenz belebt das Geschäft. Wer die Wöber im Herbst 2018 für Ajax Amsterdam in der Champions League spielte, darunter zweimal gegen Bayern München, gegen Klassestürmer wie Robert Lewandowski (Bild oben), der kann sicher Salzburg weiter helfen. Wöbers Marktwert steht nicht zufällig auf zehn Millionen Euro, der von Ramalho und Onguene jeweils auf vier, der von Vallci auf zwei. Bei Ramalho und Onguene ist der rechte Fuß der stärkere. Ein Linksfuß wie Wöber könnte das Spiel aus der Abwehr nach vorn schneller machen. Es macht schon Sinn dass Salzburg ihn holt, auch wenn der Preis hoch ist. Österreichs Meister kann sich das leisten, ohne dass ein Loch in die Kassa kommt.