Führungswechsel in der Schweizer Super League: Erstmals seit sieben Jahren acht der FC St. Gallen von Platz eins. Möglich gemacht hat dies eine 0:2-Pleite von Meister Young Boys Bern in Luzern und ein 2:1 (1:1) von St.Gallen im Baseler St.Jakob Park durch ein Tor in der 93.Minute. Die vorläufige Krönung des Höhenflugs mit Ex-Salzburg-Trainer Peter, die zugleich in Basel die Diskussionen um Österreichs Ex-Teamchef Marcel Koller . Der fairerweise St.Gallens Sieg trotz des Glücks mit dem späten Tor als verdient bezeichnete, mit dem Fehlstart leben muss. Das letzte Match im vergangenen Jahr verloren, beide Spitzenspiele in diesem Jahr. 0:2 in Bern, 1:2 gegen St.Gallen, damit mit fünf Punkten Rückstand auf Platz drei. Und damit beginnt die Koller-Frage wieder Basel zu spalten. Obwohl er mit einem Punkteschnitt von 2,04 pro Spiel der zweiterfolgreichste Trainer der Klubgeschichte ist.
Allen wegen seiner Vergangenheit beim Erzrivalen Grasshoppers Zürich, dem einzigen Klub, bei dem er gespielt hatte, mit dem er sieben Meistertitel, dazu einen als Trainer gewonnen hatte, schlug Koller Skepsis entgegen, als er im August 2018 den Trainerjob in Basel übernahm. Mitten im Tief des 20 fachen Meisters, den er im Frühjahr 2019 stabilisieren und zum 14. Cupsieg führen konnte. Dennoch begannen danach die Baseler Chaostage. Sportchef Marcel Streller entließ Koller, der bereits seinen Spind in der Trainerkabine ausräumte. Dann sprach Präsident Bernhard Burgener, ein Medienunternehmer, ein Machtwort, musste Streller gehen, blieb Koller. Strellers Nachfolger Ruedi Zbinden stärkte ihm bei jeder Gelegenheit den Rücken, stellte eine vorzeitige Verlängerung des auslaufenden Vertrages in Aussicht. Er sprach auch nichts dagegen: Basel hielt an der Spitze mit Young Boys mit, tanzt auf drei Hochzeiten, trifft als Gruppensieger in der Europa League im Sechzehntelfinale auf Apoel Nikosia, Eine machbare Aufgabe. Da kann man schon das Scheitern in der Qualifikation zur Champions League am LASK langsam „vergessen“.
Aber die drei Niederlagen hintereinander und der Wechsel von Stürmertalent Noah Okafor zu Red Bull Salzburg sorgten für schlechte Stimmung. Okafor sei wegen Koller nach Salzburg geflüchtet, habe den Abgang forciert, da Österreichs Ex-Teamchef eher auf Routiniers setzte. Verständlich, da in Basel ein Trainer an Ergebnissen gemessen wird. Zudem bestritt Okafor 52 seiner 54 Pflichtspiele für Basel unter Koller. Dass Salzburg inzwischen die bessere Adresse ist, auch finanziell, will man in Basel nicht so sehen. Obwohl dort die Devise sparen angesagt ist, die 11,2 Millionen Euro Ablöse sehr willkommen waren. Die Startelf gegen St. Gallen, zu der auch die nach 53 Minuten verletzt ausgeschiedene Salzburg-Leihgabe Jasper van der Werff gehörte, hatte ein Durchschnittsalter von 24,9 Jahren, die von St. Gallen nur von 22,4. Auch die Baseler Klublegende aus den Sechzigerjahren, Karl Odermatt, macht wieder Stimmung gegen Koller. Odermatt gehört zum Verwaltungsrat, gilt als rechte Hand von Burgener. Der eher Koller-freundliche „Blick“ vermutete schon vor der Heimpleite gegen St.Gallen, dass er eine dickere Haut haben muss als die Elefanten im Baseler Zoo, da er dies alles aushält. Die Koller-Frage spaltet Basel. Jetzt heißt es, die Vertragsgespräche könnten warten, da ein Titel laut Klausel ohnehin die automatische Verlängerung um ein Jahr bedeuten würde. Aber wenn ein Trainer nur bleiben darf, wenn er Meister wird, dann hält sich das Vertrauen in Grenzen.
Zeidler wird hingegen für seinen Mut bewundert, den 17 jährigen Leonidas Stergiou sowie den 19 jährigen Betim Fazliji als Innenverteidiger spielen zu lassen. Fazliji erzielt vor der Pause den Ausgleich zum 1:1. Zudem wechselte Zeidler den Siegestorschützen ein. Andre Ribeiro kam nach 82 Minuten für den Ex-Rapidler Jeremy Guillemenot und sicherte elf später Platz eines. Danach brachen die Dämme, wollte Zeidler eine Frage nicht hören, die heißt: Kann St.Gallen Meister werden?