Wer den FC Watford als komische Mannschaft bezeichnet, der hat keinen Widerspruch von Sebastian Prödl zu befürchten: „Das braucht mir keiner zu sagen, das weiß ich selbst.“ Nach sieben Runden in der Premier League ohne Sieg seit dem 3:2 gegen Everton am 10. Dezember, mit nur drei Unentschieden und vier Niederlagen bei 4:12-Toren, der Paukenschlag im Emirates-Stadium mit dem 2:1 gegen Arsenal mit seinen Offensivkrachern Sanchez, Özil, Giroud, Walcott oder Iwobi. Erstmals 2017 drei Punkte für Watford, womit der Spitzenkampf in der Premier League nur noch um die drei Champions League-Plätze hinter Tabellenführer Chelsea zwischen Tottenham, Arsenal, Liverpool, Manchester City und Manchester United geht. Chelsea wird sich die je neun Punkte Vorsprung auf Tottenham und Arsenal, die je zehn auf Liverpool und Manchester City in den letzten 15 Runden nicht mehr nehmen lassen. Egal wie Samstag mittag der Schlager gegen Arsenal an der Stamford Bridge enden wird.
2:1 im Emirates Stadium gewann Prödl bereits vor einem Jahr im Viertelfinale des FA-Cups. Solche Ergebnisse zeigen, wie viel Potenzial in den gelben „Hornets“ (Hornissen) steckt. Sicher für einen Platz weiter vorne in der Tabelle, sogar unter den ersten zehn. Das hält Prödl für möglich. Dem Vorzeigeklub aus dem Vereinsimperium der italienischen Unternehmerdynastie Pozzo, zu dem auch Udinese und in Spanien Granada gehören, dessen prominentester Anhänger sein ehemaliger Präsident, die Poplegende Sir Elton John, ist. Der Dienstag Abend nach der Sensation prompt eine Champagnerparty schmiss. Die Fans besangen während des gesamten Spiels einen ehemaligen berühmten Watfor-Trainer, den am 12. Jänner verstorbenen Graham Taylor. Acht Spieler gab Watford im Winter ab, darunter den Nigerianer Ighalo um 23,5 Millionen Euro nach China zu Changchun Yatai. Der Rekordtransfer der Klubgeschichte. Vier Neue kamen. Zwei zählten zu den Arsenal-Bezwingern: Der französische Stürmer Niang M´Baye, geholt von Milan, sowie der von Everton gekommene Mittelfeldmotor Cleverley, der mehr als zwölf Kilometer lief, auch eine Manchester United-Vergangenheit hat. 22 Legionäre gehören zum 34 Mann-Kader von Watford: Vier aus Frankreich, zwei aus Argentinien, je einer aus Italien, der Schweiz, Rumänien, Österreich, Belgien, Holland, Griechenland, Nordirland, Litauen, der Elfenbeinküste, Marokko, Nigeria, Jamaika, Brasilien, Uruguay und Kolumbien. Der italienische Trainer Walter Mazzarri hat eine Multi-Kulti-Truppe zur Verfügung,die heuer zwar Bournemouth, Middlesbrough und Crystal Palace nicht bezwingen konnte, aber Arsenal: „Aus Multi-Kulti eine funktionierende Mannschaft zu machen, ist nicht leicht, gelingt nicht immer“, sagtPrödl aus inzwischen eineinhalbjähriger Watford-Erfahrung.
Egal, wie Mazzari aufstellt, Prödl ist dabei ein Fixpunkt. Ausser es spielt wie beim Cup-k.o. gegen Erstligist Millwall zwei Tage vor der Sensation gegen Arsenal eine andere Besetzung. Prödl wuchs zur von den Fans sehr geschätzten neuen steirischen Eiche von der Vicarage Road. Dort steht Watfords Stadion. Die „alte“ steirische Eiche, Arnold Schwarzenegger, zählt Prödl zu seinen Vorbildern: „Jetzt müssen wir nachsetzen, sonst kann es in dieser ausgeglichenen Liga, in der jeder jeden schlagen kann, noch eng werden“, glaubte Prödl, „ohne Sieg gegen Arsenal würden wir nur vier Punkte vor den Abstiegsrängen liegen. “ So geht´s Samstag an der Vicarage Road gegen Aufsteiger Burnley, den Bezwinger von Arsenal am Dienstag, um den erhofften Platz unter den ersten zehn. Leicester holte in seiner Not aus dem Pozzo-Imeprium einen Teamspieler aus Mali von Udinese auf Leihbasis: Molla Wague soll die Innenverteidiger Morgan und Huth entlasten. Dass Prödl diese Saison in der Tabelle vor seinem Freund Christian Fuchs liegt, hätte er sich vor sechs Monaten auch nicht gedacht.